Forschung
1911 stiftete der Industrielle Wilhelm Heinrich Diethelm (1848–1932) zum Andenken an seinen in Südostasien an der Cholera verstorbenen Sohn Wilhelm Rudolf zwei Chorfenster für die evangelische Kirche in Erlen (Evangelisches Kirchgemeindearchiv Erlen, Protokollbuch 1887–1930; Protokoll der Sitzung der Kirchenvorsteherschaft vom 28.3.1911). Der beauftragte Glasmaler Friedrich Berbig schuf ein Fenster mit einer Darstellung des Quellwunders des Moses, für welches er ein bereits 1906 in der katholischen Stadtkirche St. Nikolaus in Frauenfeld zur Anwendung gekommenes Schema (TG_2113) wiederverwendete. Das zweite Fenster zeigt das Gebet Jesu am Ölberg nach der Vorlage des bekannten Gemäldes Christus in Gethsemane (1890) von Heinrich Ferdinand Hofmann.
1912 stiftete Wilhelm Heinrich Diethelms Vetter und Schwager Robert Diethelm weitere Fensterverglasungen Berbigs für das Kirchenschiff. Dabei handelte es sich um sechs Ornamentfenster im Stil des Neurokoko mit farbiger Rahmenverzierung (Rankenwerk) und blanker Wabenverglasung, passend zum im Rokoko gestalteten Innenraum der Kirche.
Anlässlich der Renovierung in den 1950er Jahren setzte sich Albert Knöpfli (Inventarisator der Thurgauer Kunstdenkmäler und erster Thurgauer Denkmalpfleger) aktiv gegen den Verbleib sämtlicher Glasmalereien in der Kirche Erlen ein, in denen er “keine Kunstwerke von Bestand” sah, und die er als unpassend zum protestantischen Kirchenraum einschätzte (Evangelisches Kirchgemeindearchiv Erlen; Protokoll der ausserordentlichen Kirchgemeindeversammlung vom 4.4.1954, siehe auch Hux, 2004, S. 141; Knoepfli, 1962, S. 374; Ledergerber, 2001, S. 43). Die Mitglieder der Kirchgemeinde sprachen sich für den Erhalt der Chorfenster aus, waren jedoch mit der Entfernung der Ornamentfenster einverstanden. Die Schifffenster erhielten neue Rechteckverglasungen aus leicht getöntem Glas, ebenso wurden auch die obere und untere Partie der Chorfenster durch eine Rechteckverglasung ersetzt, so dass einzig die beiden mittleren Felder mit den Bildszenen erhalten blieben, nicht aber das dekorierte Bogenfeld und der Sockel mit Stifterinschrift und Wappen.
Im Zuge der Innenrenovation von 2000 lagerte man die beiden Glasgemälde ein. Seit 2009 sind sie im Mehrzweckraum des Kirchgemeindehauses hinterleuchtet installiert.
Datierung
1911
Eigentümer*in
Evangelische Kirchgemeinde Erlen