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TG_1140: Guter Hirte-Fenster
(TG_Diessenhofen_ReformierteKircheStDyonisius_TG_1140)

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Titel

Guter Hirte-Fenster

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Werkstatt / Atelier
Datierung
um 1895
Masse
250 x 87 cm

Ikonografie

Beschreibung

Mittlere drei Felder der Glasmalerei aus der ehemaligen, inzwischen von aussen zugemauerten Chor-Rosette, als hinterleuchtetes Gemälde oberhalb von Vitrinen mit weiteren Relikten aus der Baugeschichte der Kirche ausgestellt. Die links und rechts beschnittene Glasmalerei zeigt die Ganzfigur Christi als guter Hirte in einem ovalen Medaillon. Christus trägt ein helles Gewand und einen dunkelroten Mantel, trägt das verlorene Schaf auf den Schultern und hält in der linken Hand den Hirtenstock. Er ist umgeben von weiteren Schafen, im Hintergrund ist eine Landschaft angedeutet. Sowohl das Medaillon wie auch der Rand der Glasmalerei sind von einer Rahmung mit Blatt- und Blütenornamenten gesäumt.

Iconclass Code
11D3271 · Christus als Guter Hirte
Iconclass Stichworte
Signatur

Glasmalerei / Ad. Kreuzer, / Zürich.

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Wenige Ergänzungen und Sprungbleie.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot; die Rosetten der Randverzierung mit Cabochons besetzt.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das Guter Hirte-Fenster von Ende des 19. Jahrhunderts wurde im Zuge der Gesamterneuerung ab 1968 aus der Ostfassade entfernt, nachdem der Verzicht auf die Ausstattung “die sich im Laufe eines Jahrhunderts nach 1839 dazugeläppert hatte” als tolerierbar befunden worden war (Evangelische Kirchenvorsteherschaft Diessenhofen, 1972, S. 11). Das im Estrich des Chores zwischengelagerte Fragment wurde 2016 neu gefasst und hinterleuchtet ausgestellt. Die dazugehörige Entwurfszeichnung Adolf Kreuzers wird auf 1895 datiert (siehe Zentralbibliothek Solothurn, S II 160/1, Blatt 6, sowie Verzeichnis zu S II 160/1). Sie zeigt, dass Christus ursprünglich in einem Vierpass dargestellt war, dessen seitliche Bögen mit einer Landschaftsdarstellung ausgestaltet waren. Der Vergleich zwischen Entwurf und Glasgemälde dokumentiert zudem, dass Kreuzer in der Ausführung kleinere Änderungen und Verbesserungen vorgenommen hat. Die Blickrichtung der Schafe wurde so verändert, dass das Schaf auf den Schultern von Christus nun den Kopf diesem zuwendet, während dasjenige rechts neben Christus nun nicht mehr vom Hirtenstab verdeckt ist. Ebenfalls angepasst hat Kreuzer die Gestaltung des Mantels Christi. Am augenfälligsten ist jedoch, dass der im Entwurf vorhandene Heiligenschein nicht ausgeführt wurde. Grund dafür ist sicherlich, dass das Glasgemälde für eine damals noch paritätisch genutzte Kirche geschaffen wurde. Als Symbol für das Heilige wurde der Nimbus mit der im Katholizismus üblichen Heiligenverehrung in Verbindung gebracht, weshalb seine Darstellung von der reformierten Gemeinde wohl abgelehnt wurde.
Dass solche Diskussionen in Diessenhofen geführt wurden, geht aus Archivdokumenten hervor. 1895 hatte die katholische Kirchenpflege der evangelischen Kirchenvorsteherschaft einen weiteren Entwurf Kreuzers für ein Glasgemälde unterbreitet, der eine Darstellung des Nikolaus von der Flüe im Fenster beim St. Josefs-Altar auf der Nordseite des Schiffs vorsah (Katholisches Kirchgemeindearchiv Diessenhofen, B 13.4.05.09; Protokoll der kath. Kirchenpflege vom 10. November 1895). Die evangelische Kirchenvorsteherschaft genehmigte den Vorschlag jedoch nicht, da “eine Ausführung dieser Zeichnung hauptsächlich wegen der Embleme ‘Rosenkranz und Heiligenschein’ und an einem Fenster im Schiff sicherlich bei manchen Mitgliedern unserer Confession scharfem Widerspruch begegnen würde, die Bewilligung also hiezu von der Kirchenvorsteherschaft event. die Annullierung durch die evang. Kirchgemeinde u. jedenfalls die Gefährdung, Störung des Friedens unter sich selbst zur Folge hätte” (Katholisches Kirchgemeindearchiv Diessenhofen, B 13.4.05.09; Protokoll der kath. Kirchenpflege vom 19. Januar 1896). Als Alternative wurde vorgeschlagen, das Fenster entweder auf der Südseite des Chors einzusetzen, oder aber eine Darstellung aus dem Leben Christi zu wählen, die “beidseitig sicherlich erfreuen würde”. Die Katholiken beschlossen daraufhin, das Glasgemälde, dessen Verbleib unbekannt ist, beim Marienaltar im Chor einzusetzen, und damit an einem “lediglich unserer Confession gehörenden Ort”. Für das Einsetzen des Fensters sowie für ein Schutzgitter wurden Mittel aus dem paritätischen Kirchenbaufonds zur Verfügung gestellt (Katholisches Kirchgemeindearchiv Diessenhofen, B 13.4.05.09; Protokoll der kath. Kirchenpflege vom 16. Februar 1896).

Datierung
um 1895
Zeitraum
1895 – 1900
Eigentümer*in

Evangelische Kirchgemeinde Diessenhofen

Bibliografie und Quellen

Literatur

Evangelische Kirchenvorsteherschaft Diessenhofen (Hrsg.) (1972), Stadtkirche Diessenhofen: zur Erinnerung an die Restaurierung 1968-1972, Diessenhofen: Buchdruckerei Sigrist.

Kaufmann, K. (2022). Revival und Stilpluralismus – Sakrale und profane Glasmalereien im Thurgau 1865–1930. In Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau (Hrsg.), Glasmalereien am Bau im Thurgau (im Druck). Denkmalpflege im Thurgau 23. Basel: Schwabe.

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Diessenhofen_ReformierteKircheStDyonisius_TG_1140
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Hans Fischer)
Aufnahmedatum
2020
Eigentümer*in

Evangelische Kirchgemeinde Diessenhofen

Inventar

Referenznummer
TG_1140
Autor*in und Datum des Eintrags
Eva Scheiwiller-Lorber 2016; Katrin Kaufmann 2020