Forschung
Die Primarschule Sonnenfeld, die in den Jahren 1950/1951 vom Architekten Franz Wenger aus Thun erbaut worden war, hat Robert Schär kurz nach der Errichtung des Gebäudes mit insgesamt vier Fenstern ausgestattet.
Der vorliegende Entwurf, der laut Inschrift Schärs die gesamte Fensterfläche der Pausenhalle zeigt, weist drei Figurenfelder auf. Das mittlere ist eindeutig als eine Darstellung der Bremer Stadtmusikanten zu erkennen – unten der Esel, darauf der Hund, die Katze und ganz oben der Hahn. Das rechte Feld zeigt vermutlich einen frühen Entwurf von Hänsel und Gretel, die zusammen mit der Hexe in der Mitte abgebildet sind. Das linke Figurenfeld zeigt mehrere Personen: eine männliche Figur mit einem Stock, ein Pferd oder einen Esel, darauf ist eine weitere Figur zu erkennen. Aufgrund dieser Konstellation könnte es sich um die Heilige Familie handeln – möglicherweise zu Zweit oder mit dem Jesuskind auf der Flucht nach Ägypten. Dies ist jedoch nicht eindeutig zu klären, weil Schärs Darstellung noch zu flüchtig ist.
In der unteren rechten Ecke, unter der Signatur des Künstlers und der Jahreszahl, steht zusammen mit dem Stempel des Grossen Gemeinderates Steffisburg geschrieben: «Genehmigt in Bezug der grundsätzl. Frage». Diese Anmerkung lässt darauf schliessen, dass die Detailplanung noch nicht abgeschlossen war und es zu diesem Zeitpunkt erst um übergeordnete Erörterungen ging.
In der Tat wurde das Fenster nicht in dieser Form verwirklicht, wie wir es hier auf dem Entwurf sehen. Schlussendlich ergaben sich vier Figurenscheiben für die Primarschule Sonnenfeld. Die beiden Scheiben, die tatsächlich in der Pausenhalle eingebaut wurden, zeigen Paare von jeweils zwei tanzenden und zwei auf dem Tamburin musizierenden Mädchen.
Zusätzlich zu diesen befinden sich noch zwei weitere Scheiben vor dem Singsaal. Hier sind die Bremer Stadtmusikanten und eine Szene aus Hänsel und Gretel dargestellt, die allerdings etwas anders angeordnet ist als auf dem vorliegendem Entwurf: die übergrosse Hexe nimmt den gesamten rechten Bildraum in Anspruch, Hänsel und Gretel befinden sich ihr gegenüber und knabbern sichtlich erfreut Lebkuchenstücke. Auch die Bremer Stadtmusikanten sind auf dem ausgeführten Glasgemälde gegenüber dem vorliegenden Entwurf leicht verändert worden: so haben alle deutlich ihre Mäuler zum Singen geöffnet und sind nach links ausgerichtet.
Ungefähr zwei Kilometer entfernt befindet sich das Steffisburger Sekundarschulhaus Zulg. Hier hat Schär 1954 ebenfalls vier Glasgemälde erschaffen: drei davon mit figürlichen Darstellungen (musizierende Engel und eine Tänzerin) sowie ein geometrisch-abstraktes Fenster.
Datierung
1951
Eingangsdatum
28.5.2020
Schenker*in / Verkäufer*in
Max Schär und Maria Katarina Chrysomali-Schär
Verknüpfte Standorte
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Max Schär und Maria Katarina Chrysomali-Schär
Inventarnummer
VMR 1571