Die Schwyzer Standesscheibe gehört zum Standesscheibenzyklus, den die zehn Alten Orte um 1500 in ihren Tagsatzungssaal nach Baden stifteten. Ausführen liessen sie ihn bei dem zu dieser Zeit führenden Schweizer Glasmaler, Lukas Zeiner (um 1454–vor 1513) von Zürich. Den Beleg dafür liefern die Seckelmeister-Rechnungen Solothurns von 1500. Wie daraus hervorgeht, entlöhnte die dortige Obrigkeit damals Zeiner für das nach Baden gelieferte Fenster mit 8 Pfund 10 Schilling. Seine für dort bestimmten zehn Glasgemälde zeigen die vom bekrönten Reichsschild überhöhten Standeswappen jeweils vor farbigem Damastgrund unter einer Bogenarchitektur in Begleitung zweier die Ortsbanner haltenden Schildwächter. Zeiner schuf damit eine Komposition, die über Jahrhunderte vorbildhaft bleiben sollte.
Um 1812 wurde der Zyklus vom Badener Rat an den Zürcher Bürgermeister Hans Conrad Escher vom Luchs (1743–1814) verkauft. Von ihm kam er an den Berner Staatsmann und Geschichtsforscher Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833), der ihn in seiner 1821 vollendeten Sommerresidenz, der Chartreuse in Hilterfingen, zur Aufstellung brachte. Nach dem 1831 erfolgten Verkauf der Chartreuse an Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) verblieb der Zyklus zunächst dort. Unter der Witwe de Rougemonts, der seit 1848 in zweiter Ehe mit Albert von Parpart (1813–1869) verheirateten Adele von Bonstetten (1814–1883), gelangte dann dieser 1863 an deren neuen Wohnsitz, Schloss Hünegg in Hilterfingen (Hasler u.a. 2020, S. 35–38). Zusammen mit sechs weiteren Werken aus Zeiners Badener Zyklus brachte Franz von Parpart, der Erbe der Hünegg, die Schwyzer Stiftung 1884 bei Heberle in Köln zur Auktion. Laut dem an der Auktion anwesenden Luzerner Kunsthändler und Goldschmied Johann Karl Bossard (1846–1914) ersteigerte sie dort der Kölner Kunsthändler Caspar Bourgeois für 1470 Mark (Hasler 2023, S. 35–43). Von diesem erwarb sie 1886 Heinrich Angst zuhanden der Schweizerischen Eidgenossenschaft zum Preis von 3000 Mark für das Landesmuseum in Zürich.
Die Scheibe wird genannt in:
Heberle, 1884, S. 37, Nr. 513.
Bossard, 1884, Nr. 513.
Schweiz. Gesellschaft für Erhaltung hist. Kunstdenkmäler, 1891, S. 11f., Nr. 24.
Schmitz, 1913, S. 176, Abb. 296.
Vallière de, 1913, Abb. S. 102.
Lehmann, 1925, S. 99.
Lehmann, 1926, S. 20, 40–42, Abb. 19.
Deonna, 1938, S. 172.
Durrer/Lichtlen, 1948, S. 85f.
Gysin, 1948, Nr. 1, S. 8–10.
Zürich, 1351–1951, 1951, 195, S. 20f.
Schneider, 1954, S. 33–35, Abb. 7.
Boesch, 1955, S. 70–72.
Schneider, 1970, S. 44, Nr. 67.
Hoegger, 1976, S. 225–229, Nr. 5, Abb. 224.
Meyer, 1978, S. 19, 28, Nr. 3.
Schneider, 1988, S. 14–16.
Mühlemann, 1991, Abb. S. 55.
Gamboni u.a., 1991, S. 131–136, Abb. 9.
Tavel von, 1992, S. 88, Abb. 102e.
Butts/Hendrix, 2000, S. 46–48.
Bericht über die 108. Generalversammlung, 2000, S. 60, Abb. 9.
Hasler, 2002, S. 9, Abb. 7e.
Mensger, 2012, S. 485f.
Hasler u.a., 2020, S. 56f.; dazu auch S. 34–39.
Hasler, 2023 (BEZG), S. 43, Nr. 6.
Hasler, 2023, S. 10.