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PB_15: Wappenscheibe (Peter oder Wilhelm) Arsent
(ZH_Zuerich_SNM_PB_15)

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Titel

Wappenscheibe (Peter oder Wilhelm) Arsent

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · Umkreis, zugeschr.
Datierung
1529

Ikonografie

Beschreibung

Vor blau gemustertem Hintergrund das Vollwappen der Freiburger Familie Arsent in Begleitung einer vornehmen Dame in grüner Kleidung und Federbarett. Auf dem Sockel mit dem Stiftungsjahr stehend, werden Schild und Dame von einer Arkade aus violetten Balustersäulen und einem ockerfarbenen Blattbogen umfasst, unter dem sich das rote Ritterkreuz des Heiligen Grabes befindet.

Iconclass Code
41D132 · elegant gekleidete Frau; belle
46A122(ARSENT) · Wappenschild, heraldisches Symbol (ARSENT)
46A13 · Bürger(liche)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Arsent (Peter oder Wilhelm): Gespalten von Rot und Silber mit je einer goldgebutzten Rose in verwechselten Farben; Spangenhelm: stahlblau mit goldenen Beschlägen; Helmdecke: rot und silbern; Helmzier: über rot-silbernem Wulst wachsender grüner Drache, eine rote Flamme speiend.

Inschrift

·1·5·2·9·

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Zwei kleine alte Flickstücke im Damast (oberhalb der Helmzier); einige wenige Sprungbleie und geklebte Sprünge; die Verbleiung erneuert.
1976 im Glasgemäldeatelier des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich durch Urs Wohlgemuth (Boniswil) gereinigt und restauriert: Sprünge mit Araldit geklebt, Entfernung eines Sprungbleies im Sockel mit der Jahreszahl, kleine Retuschen mit Acryl- und Dekafarben.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem und grünes mit vorderseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das rote Kreuz des Heiligen Grabes lässt den Schluss zu, dass es sich beim Stifter um Peter († 1533) oder seinen Bruder Wilhelm Arsent (1497–1538) handelt, die beide 1519 eine Wallfahrt nach Jerusalem unternahmen und dort Ritter des Heiligen Grabes wurden. Peter Arsent war Freiburger Grossrat 1515–1520, Vogt zu Grandson 1520–1525 und 1525 Ratsherr (Schneider 1962, S. 52). Sein Bruder Wilhelm, in Freiburg 1520–1524 Ratsherr und 1520–1523 Bürgermeister, wurde 1538 auf Befehl des französischen Königs Franz I. hingerichtet, nachdem er 1537 in Basel einen Studenten aus dessen Land getötet hatte (Bergmann 2014, Kat., S. 460). Die beiden Brüder hatten als Eltern Franz Arsent (1457–1511) und Margaretha von Diesbach († 1519), die eine uneheliche Tochter des Berner Schultheissen Wilhelm von Diesbach (1444–1517) war. Sollten die im 17. Jahrhundert in die Scheibe eingeritzten Namen der Maria Barbara und des G.von Diesbach als Besitzervermerke zu verstehen sein, dann könnte dieselbe 1529 allenfalls an ein Mitglied dieser Familie gestiftet worden sein.

Die elegante Schildbegleiterin findet sich spiegelbildlich in analoger Form auf der Wappenscheibe des Urners Hans Brügger von 1540, die gleichfalls aus der Sammlung La Roche stammt und als Depositum der Gottfried Keller-Stiftung ans Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich gelangt ist (Dep. GKS 3536; Glasgemälde 1983, S. 72f., Abb. 82; Gottfried Keller-Stiftung 1962, S. 68f., Abb. 26). Diese beiden auf die gleiche Vorlage zurückgehenden Frauengestalten verraten den deutlichen Einfluss Niklaus Manuels, dessen Schaffen für den zu seiner Zeit die Berner Glasmalerei prägenden Hans Funk vorbildhaft war. Wenn auch nicht auf diesen selbst, so dürfte die Wappenscheibe Arsent zumindest auf einen von dessen und Manuels Wirken inspirierten unbekannten Meister aus Bern oder Freiburg zurückgehen. Ihm zuweisen lässt sich ebenfalls die Wappenscheibe des Amé du Terraul aus dem Jahr 1532 (PB_19). Diese besitzt am unteren Rand ebenfalls Einritzungen aus dem 17. Jahrhundert mit Namenszügen, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass sie sich damals am gleichen Ort wie diejenige des Wilhelm oder Peter Arsent befand.

Wie Zeiners Zyklus aus Baden befand sich die Scheibe vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 wurde die Chartreuse von Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) erworben, und zwar unter Einschluss der dortigen Scheibensammlung von Mülinens. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 dort wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gemahl Albert von Parpart (1813–1869) nahe der Chartreuse hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übernommenen Glasgemälden könnte die Wappenscheibe Arsent gehört haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Beim Tode der Adele von Bonstetten war sie jedenfalls in der Hünegg, wurde sie doch von deren Erben Franz von Parpart, dem Neffen Alberts, 1884 von dort nach Köln an die Auktion bei J. M. Heberle überführt. Laut Johann Karl Bossard wurde die Scheibe bei der Auktion für 1640 Mark von einer nicht näher bekannten Person namens Sattler ersteigert. Sollte dieser ein Kunsthändler gewesen sein, könnte er damals die Scheibe allenfalls für Louis La Roche-Ringwald (1844–1921) aus Rheinfelden erworben haben, der zwischen 1880 und 1905 für sich eine grosse Glasgemäldesammlung zusammentrug (Schneider 1962, S. 51). Dazu zählte neben weiteren Glasgemälden aus der Sammlung Parpart-Bonstetten nachweislich die Wappenscheibe Arsent, die von den Nachkommen La Roches 1962 ans Schweizerische Nationalmuseum in Zürich verkauft worden ist.

Die Scheibe wird genannt in:
Heberle, 1884, S. 38, Nr. 519.
Bossard, 1884, Nr. 519.
Gottfried Keller-Stiftung, 1962, S. 68f.
Schneider, 1962, S. 52f., Nr. 4.
Lapaire, 1969, Nr. 95.
Schneider, 1971, Bd. 1, S. 73f., Nr. 182.
Bergmann, 2014, Bd. 1, S. 744, Abb. 236.2.
Hasler, 2023, S. 47f., Nr. 26, Abb. 2.

Datierung
1529
Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in

Seit 1962 Schweizerisches Nationalmuseum Zürich

Vorbesitzer*in

Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktionshaus Heberle, Köln · 1884 Sattler · Seit oder nach 1884–1921 Louis La Roche-Ringwald (1844–1921), Rheinfelden · 1921–1962 René La Roche-Ringwald (1881–1943) und Nachkommen, Rheinfelden

Inventarnummer
LM 29511

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bergmann, U. (2014). Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts / Le Vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6. Bern etc.: Peter Lang, 2 Bde.

Bossard, J. K. (1884). Notizen zu Verkaufspreisen, Käufern, Zustand und Datierung der Glasgemälde, eingebunden im Exemplar des Kölner Heberle-Auktionskatalogs von 1884 der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern.

Glasgemälde. Neuerwerbungen 1983. Jahresbericht Schweizerisches Landesmuseum Zürich. Bd. 92.

Gottfried Keller-Stiftung (1962). Sieben Schweizer Glasgemälde. Erworben aus der Sammlung Louis La Roche-Ringwald, 1962. Bericht der Gottfried Keller Stiftung 1960, 1961 und 1962. Bern: Verlag der Eidgenössischen Kommission der Gottfried Keller-Stiftung.

Hasler, R. (2023). Die Glasgemälde der Sammlung. "Auf barbarische Weise verzettelt". Zur Kunstsammlung von Parpart-von Bonstetten. Berner Zeitschrift für Geschichte (BEZG), 85. Jahrgang, Nr. 1.

Heberle, J. M. (1884). Catalog der Kunst-Sammlungen des verstorbenen Herrn Albert von Parpart auf Schloss Hünegg am Thuner-See. Köln 20.10.1884, Köln: J. M. Heberle.

Lapaire, C. (Red.) (1969). Das Schweizerische Landesmuseum. Hauptstücke aus seinen Sammlungen. Stäfa: Th. Gut Verlag.

Schneider, J. (1962). Die Glasgemälde aus der Sammlung La Roche. Jahresbericht Schweizerisches Landesmuseum Zürich, Bd. 71.

Schneider, J. (1971). Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. 2 Bde. Stäfa: Verlag Th. Gut & Co.

Bildinformationen

Name des Bildes
ZH_Zuerich_SNM_PB_15
Fotonachweise
© Schweizerisches Nationalmuseum
Link zum Originalfoto
Eigentümer*in

Seit 1962 Schweizerisches Nationalmuseum Zürich

Inventar

Referenznummer
PB_15
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2023