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PB_29: Runde Ämterscheibe Zürich
(Belgique_Bruxelles_MRAH_PB_29)

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Titel

Runde Ämterscheibe Zürich

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1593
Masse
∅ 47.5 cm (Licht- oder Rahmenmass)

Ikonografie

Beschreibung

Vor rotem Damastgrund die von einem Blattkränzchen umfasste und vom Reichsapfel überhöhte Wappenpyramide Zürich-Reich. Darüber halten die beiden als Schildhalter fungierenden Löwen die Reichskrone empor. Zwischen den beiden Zürcher Schilden eine lila Schriftrolle mit der Jahreszahl 1595. Das zentrale Rundbild umkreisen 29 namentlich bezeichnete Zürcher Ämterwappen.

Iconclass Code
25F23(LION) · Raubtiere: Löwe
25F33(EAGLE)(+12) · Greifvögel: Adler (+ Wappentiere)
44A1(+3) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Provinz, Region; regional)
46A122(ZUERICH) · Wappenschild, heraldisches Symbol (ZUERICH)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Zürich: Schräggeteilt von Silber und Blau. Reichswappen: In Gold goldbewehrter und goldnimbierter schwarzer Doppeladler. Wappen Regensdorf: In Silber drei blaue Pfähle, belegt mit rotem Balken (mit der originalen üblichen "faschen" Beschriftung: Regensberg). Wappen Maschwanden: In Gold geschweifte schwarze Spitze, belegt und beseitet mit drei Planetenzeichen Erde in verwechselten Farben. Wappen Stein am Rhein: In Rot hl. Georg in silberner Rüstung auf silbernem Pferd über den silbernen Drachen reitend. Wappen Andelfingen: In Rot goldener Schrägbalken, begleitet von zwei schreitenden goldenen Löwen, der untere überhöht von goldenem Stern. Wappen Wädenswil: In Rot goldene Schnalle. Wappen Bülach: Schrägrechts geteilt von Silber und Rot. Wappen Hedingen: In Gold schrägrechte gestürzte schwarze Spitze. Wappen Regensberg: In Rot silberne Burg, überhöht von einem auf silbernen Wolken fussenden Regenbogen (mit der originalen üblichen "falschen" Beschriftung: Regensburg). Wappen Stammheim: Gespalten, links in Rot ein goldener Stamm, rechts in Gold ein halber ausgerissener Zweig mit drei grünen Blättern. Wappen Rümlang: In Rot halbes goldenes Einhorn. Wappen Meilen: In Gold über silbernem Dreiberg zweitürmige schwarze Burg, überhöht von zwei silbernen Sternen. Wappen Horgen: In Rot silberner goldbewehrter Schwan. Wappen Stäfa: In Silber die goldnimbierte hl. Verena in goldenem Kleid und blauem Mantel, in der Rechten einen goldenen Kamm, in der Linken einen goldenen Korb haltend. Wappen Zollikon: Schrägrechts geteilt von Blau mit goldenem Stern und von Silber mit rotem Schrägbalken. Wappen Küssnacht: In Rot ein übereckgestelltes goldenes Kissen. Wappen Thalwil: In Silber zwei gekreuzte schwarze Rohrkolben mit goldenen Stielen und grünen Blättern. Wappen Kilchberg: In Blau silberne, goldbebutzte vierblättrige Rose. Wappen Männedorf: In Gold steigender schwarzer Fischotter, im Maul silbernen Fisch haltend. Wappen Fluntern: In Blau zwei gekreuzte silberne Zepter. Wappen Sellenbüren: In Gold schwarzer Bärenkopf. Wappen Neuamt: Geteilt von Blau mit gestürztem goldenem Halbmond und von Gold mit zwei roten goldbebutzten Rosen. Wappen Elgg: In Rot mit silberner Binde drei goldbewehrte schwarze Bärenhäupter (2, 1). Wappen Laufen: In Blau zwei nach oben gerichtete, behaarte bzw. fellbesetzte hellbraune Arme. Wappen Freiamt: In Gold kreuzförmiger schwarzer Schildbeschlag. Wappen Greifensee: In Gold steigender roter Greif. Wappen Winterthur: In Silber roter Schrägbalken, begleitet von zwei schreitenden roten Löwen. Wappen Eglisau: In Gold über grünem Dreiberg stehender schwarzer Hirsch. Wappen Grüningen: In Grün steigender silberner Löwe. Wappen Kyburg: In Rot goldener Schrägbalken, begleitet von zwei schreitenden goldenen Löwen.

Inschrift

Anno Domini 1593
Ämterwappen (im Uhrzeigersinn oben beginnend): Rägesperg, Maschwād, Stein, Andelfingen, Wädischwyl, Bulach, Hedingen, Ragespurg, Stammen, Rumlang, Meilen, Horgen, Stäffen, Zolikon, Küßnacht, Dallwyl, Kilchberg, Mänidorff, Flunteren, Selenburen, Nüwampt, Elggi, Louffen, Frigampt, Gryffense, Winterthur, Eg(lis)ouw, Gruningen, Kÿburg

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Laut Johann Karl Bossard soll die Scheibe "halb alt, halb neu" sein. Zur genauen Beurteilung, was daran erneuert ist, müsste diese einer Bestandesanalyse unterzogen werden. Einige Sprungbleie und Sprünge.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Scheibe wurde in gewissen Teilen offenbar erneuert. Solange dazu keine genaue Untersuchung vorliegt, lässt sie sich stilkritisch zwar nicht näher beurteilen. Man darf aber vermuten, dass sie in Zürich geschaffen wurde. Darauf deutet die aus dem Jahre 1595 stammende runde Zürcher Ämterscheibe, die im Grundschema analog komponiert ist, im Aussenkranz allerdings lediglich 28 namentlich bezeichnete Vogteiwappen enthält. Diese heute verschollene, vormals im Besitz von Sibyll Kummer-Rothenhäusler befindliche Ämterscheibe dürfte in der gleichen Zürcher Werkstatt wie diejenige in Brüssel entstanden sein.

Wie Zeiners Zyklus aus Baden befand sich die Scheibe vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 wurde die Chartreuse von Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) erworben, und zwar unter Einschluss der dortigen Scheibensammlung von Mülinens. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 dort wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gatte Albert von Parpart (1813–1869) nahe der Chartreuse hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übernommenen Glasgemälden könnte die Zürcher Ämterscheibe gehört haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Beim Tode der Adele von Bonstetten war sie jedenfalls in der Hünegg, wurde sie doch von deren Erben Franz von Parpart, dem Neffen Alberts, 1884 nach Köln an die Auktion bei J. M. Heberle überführt. Gemäss Johann Karl Bossard kam sie dort für 800 Mark an das Museum von Brüssel, die heutigen Musées Royaux d'Art et d'Histoire.

Die Scheibe wird genannt in:
Heberle, 1884, S. 39, Nr. 529.
Bossard, 1884, Nr. 529.
Stückelberg, 1888–1891, Bd. 6, Heft 23/1 (1890), S. 302.
Hasler, 2023, S. 51, Nr. 46.

Datierung
1593
Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in

Seit 1884 Musées Royaux d'Art et d'Histoire, Brüssel

Vorbesitzer*in

Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktionshaus Heberle, Köln · Seit 1884 Museum Brüssel

Inventarnummer
I.A. 2638 (4206)

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bossard, J. K. (1884). Notizen zu Verkaufspreisen, Käufern, Zustand und Datierung der Glasgemälde, eingebunden im Exemplar des Kölner Heberle-Auktionskatalogs von 1884 der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern.

Hasler, R. (2023). Die Glasgemälde der Sammlung. "Auf barbarische Weise verzettelt". Zur Kunstsammlung von Parpart-von Bonstetten. Berner Zeitschrift für Geschichte (BEZG), 85. Jahrgang, Nr. 1.

Heberle, J. M. (1884). Catalog der Kunst-Sammlungen des verstorbenen Herrn Albert von Parpart auf Schloss Hünegg am Thuner-See. Köln 20.10.1884, Köln: J. M. Heberle.

Stückelberg (1888–1891). Schweizer Scheiben in Brüssel. Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde. Bd. 6.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 68830

Bildinformationen

Name des Bildes
Belgique_Bruxelles_MRAH_PB_29
Fotonachweise
CC-BY KIK-IRPA, Brussels (Belgium), cliché X070195
Link zum Originalfoto
Aufnahmedatum
2014
Eigentümer*in

Seit 1884 Musées Royaux d'Art et d'Histoire, Brüssel

Inventar

Referenznummer
PB_29
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2023