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PB_5: Standesscheibe Unterwalden
(NW_Stans_NM_PB_5)

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Titel

Standesscheibe Unterwalden

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Zeiner, Lukas · durch Quelle gesichert
Datierung
1500
Masse
49 × 34.6 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Im Zentrum der von Reichsadlerschild und Krone überhöhte Standesschild Unterwaldens in Begleitung zweier Engel in violetter bzw. grüner Dalmatika. Die beiden Schildwächter halten die Banner der beiden Halbkantone empor, d.h. das von Rot und Silber geteilte Obwaldner, welches anfänglich das ganze Land Unterwalden repräsentierte, sowie das rote Nidwaldner mit dem silbernen Doppelschlüssel des Apostels Petrus, des Stanser Kirchenpatrons. Das hier in die Fahne Obwaldens gesetzte Eckquartier mit Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes wurde 1487 von Kaiser Maximilian I. nicht an Ob-, sondern an Nidwalden verliehen. Sollte Zeiner bei der Bannergestaltung demnach ein Fehler unterlaufen sein? Oben in den Zwickeln der Rahmenarkade zwei Trompetenbläser.

Iconclass Code
11G · Engel
25F33(EAGLE)(+12) · Greifvögel: Adler (+ Wappentiere)
44A1 · Wappen (als Staatssymbol etc.)
44A311 · Standartenträger, Fahnenträger
46A122(UNTERWALDEN) · Wappenschild, heraldisches Symbol (UNTERWALDEN)
48C75 · musizieren; Musiker mit Instrument
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Unterwalden: Geteilt von Rot und Silber. Reichswappen: In Gold schwarzer goldnimbierter Doppeladler.

Inschrift

15 VNDERWALDEN 00

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Mehrere Sprungbleie und Sprünge (teilweise geklebt); die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit vorderseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Standesscheibe Unterwaldens gehört zum Standesscheibenzyklus, den die zehn Alten Orte um 1500 in ihren Tagsatzungssaal nach Baden stifteten. Ausführen liessen sie ihn bei dem zu dieser Zeit führenden Schweizer Glasmaler, Lukas Zeiner (um 1454–vor 1513) von Zürich. Den Beleg dafür liefern die Seckelmeister-Rechnungen Solothurns von 1500. Wie daraus hervorgeht, entlöhnte die dortige Obrigkeit damals Zeiner für das nach Baden gelieferte Fenster mit 8 Pfund 10 Schilling. Seine für dort bestimmten zehn Glasgemälde zeigen die vom bekrönten Reichsschild überhöhten Standeswappen jeweils vor farbigem Damastgrund unter einer Bogenarchitektur in Begleitung zweier die Ortsbanner haltenden Schildwächter. Zeiner schuf damit eine Komposition, die über Jahrhunderte vorbildhaft bleiben sollte.
Um 1812 wurde der Zyklus vom Badener Rat an den Zürcher Bürgermeister Hans Conrad Escher vom Luchs (1743–1814) verkauft. Von ihm kam er an den Berner Staatsmann und Geschichtsforscher Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833), der ihn in seiner 1821 vollendeten Sommerresidenz, der Chartreuse in Hilterfingen, zur Aufstellung brachte. Nach dem 1831 erfolgten Verkauf der Chartreuse an Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) verblieb der Zyklus zunächst dort. Unter der Witwe de Rougemonts, der seit 1848 in zweiter Ehe mit Albert von Parpart (1813–1869) verheirateten Adele von Bonstetten (1814–1883), gelangte dann dieser 1863 an deren neuen Wohnsitz, Schloss Hünegg in Hilterfingen (Hasler u.a. 2020, S. 35–38). Zusammen mit sechs weiteren Werken aus Zeiners Badener Zyklus brachte Franz von Parpart, der Erbe der Hünegg, die Unterwaldner Stiftung 1884 bei Heberle in Köln zur Auktion. Dort erwarb sie der Luzerner Kunsthändler und Goldschmied Johann Karl Bossard (1846–1914) zum Preis von 1510 Mark im Auftrag der Schweizerischen Gesellschaft für die Erhaltung historischer Kunstdenkmäler (Hasler 2023, S. 35–43). Von dieser gelangte sie als Depositum ans Nidwaldner Museum.

Die Scheibe wird genannt in:
Heberle, 1884, S. 37, Nr. 516.
Bossard, 1884, Nr. 516.
Schweiz. Gesellschaft für Erhaltung hist. Kunstdenkmäler, 1891, S. 12, Nr. 26.
Brun, 1885, S. 172.
Hafner, 1888–1890, S. 11, Taf. XXIV.
Durrer, 1899–1928, S. 896.
Lehmann, 1925, S. 99.
Lehmann, 1926, S. 20, 40–42, Abb. 25.
Deonna, 1938, S. 172.
Gysin, 1948, Nr. 1, S. 8–10.
Zürich, 1351–1951, 1951, S. 20f.
Schneider, 1954, S. 36–38, Abb. 10.
Boesch, 1955, S. 70–72.
Hoegger, 1976, S. 225–229, Nr. 6, Abb. 225.
Schneider, 1988, S. 14–16.
Gamboni u.a., 1991, S. 131–136, Abb. 10.
Tavel von, 1992, S. 88, Abb. 102f.
Butts/Hendrix, 2000, S. 46–48.
Hasler, 2002, S. 9, Abb. 7f.
Mensger, 2012, S. 485f.
Hasler u.a., 2020, S. 56f.; dazu auch S. 34–39.
Hasler, 2023 (BEZG), S. 43, Nr. 7.
Hasler, 2023, S. 10.

Datierung
1500
Ursprünglicher Standort
Rathaus, Baden · Tagsatzungssaal
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1884 Nidwaldner Museum Stans (Depositum Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte)

Vorbesitzer*in

Seit 1812 Hans Conrad Escher vom Luchs, Zürich · Seit ca. 1821 Chartreuse (Hilterfingen), bis 1831 unter Niklaus Friedrich von Mülinen und danach bis 1863 unter Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. dessen Gattin Adele von Bonstetten · 1863–1884 Albert von Parpart bzw. Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Auktion Heberle, Köln · 1884 Schweizerische Gesellschaft für die Erhaltung historischer Kunstdenkmäler (über Johann Karl Bossard)

Inventarnummer
NM 10667

Bibliografie und Quellen

Literatur

Boesch, P. (1955). Die Schweizer Glasmalerei. Schweizer Kunst Bd. 6. Basel: Birkhäuser Verlag.

Bossard, J. K. (1884). Notizen zu Verkaufspreisen, Käufern, Zustand und Datierung der Glasgemälde, eingebunden im Exemplar des Kölner Heberle-Auktionskatalogs von 1884 der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern.

Brun, C. (1885). Kleinere Nachrichten. Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde, Bd. 5, H. 18/2.

Butts, B./Hendrix, L. (2000). Painting on Light. Drawings and Stained Glass in the Age of Dürer and Holbein. Ausstellungskatalog The J. P. Getty Museum/The Saint Louis Art Museum. Los Angeles: The J. Paul Getty Trust.

Deonna, W. (1938). Catalogue du Musée Ariana. Fondation G. Revilliod Ville de Genève. Genève: Impr. Albert Kundig.

Durrer, R. (1899–1928), Die Kunstdenkmäler des Kantons Unterwalden: Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. Zürich: Verlag des Schweizerischen Landesmuseums, S. 896.

Gamboni, D. u.a. (Hrsg.). (1991). Zeichen der Freiheit. Das Bild der Republik in der Kunst des 16. bis 20. Jahrhunderts. Ausst.-Kat. 21. Europäische Kunstausstellung, Bernisches Historisches Museum und Kunstmuseum Bern, Juni bis September 1991. Bern: Stämpfli.

Gysin, F. (1948). Zürich – Schweizerisches Landesmuseum. Ein wiedergefundenes Meisterwerk von Lukas Zeiner. Musées Suisses – Schweizer Museen. November 1948, Nr. 1.

Hafner, A. (1888–1890). Meisterwerke Schweizerischer Glasmalerei. Berlin: Ch. Claesen & Cie.

Hasler, R. (2002). Glasmalerei im Kanton Aargau. Kirchen und Rathäuser. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 3. Aarau: Lehrmittelverlag des Kantons Aargau.

Hasler u.a. (2020). Formen der Selbstrepräsentation: Die Glasscheibensammlung im Reding-Haus an der Schmiedgasse in Schwyz. Schwyzer Hefte, 112. Schwyz: Verlag Schwyzer Hefte.

Hasler, R. (2023). Die Glasgemälde der Sammlung. "Auf barbarische Weise verzettelt". Zur Kunstsammlung von Parpart-von Bonstetten. Berner Zeitschrift für Geschichte (BEZG), 85. Jahrgang, Nr. 1.

Hasler, R. (2023). Sonderausstellung 2022–2023: "Auf barbarische Weise verzettelt". Jahresbericht 2022 Stiftung Schloss Hünegg. Hünegg: Stiftung Schloss Hünegg.

Heberle, J. M. (1884). Catalog der Kunst-Sammlungen des verstorbenen Herrn Albert von Parpart auf Schloss Hünegg am Thuner-See, Köln 20.10.1884, Köln: J. M. Heberle.

Hoegger, P. (1976). Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Bd. VI. Der Bezirk Baden. I. Baden, Ennetbaden und die oberen Reusstalgemeinden. Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 63. Basel: Birkhäuser Verlag.

Lehmann, H. (1925). Zur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz. Frauenfeld/Leipzig: Verlag Huber & Co.

Lehmann, H. (1926). Lukas Zeiner und die spätgotische Glasmalerei in Zürich. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich 30, Heft 2.

Mensger, A. (2012). Die Scheibenrisse der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Bd. 2. Von Murer bis Zeiner, Anonyme. Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag.

Schneider, J. (1954). Die Standesscheiben von Lukas Zeiner im Tagsatzungssaal zu Baden (Schweiz). Ein Beitrag zur Geschichte der schweizerischen Standesscheiben. Basler Studien zur Kunstgeschichte, Bd. XII. Basel: Birkhäuser Verlag.

Schneider, J. (1988). Lux Zeiner. Bahnbrecher der Wappenscheibenkunst. Turicum. Vierteljahresschrift für Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft. Jg. 19, Winter 1988.

Schweizerische Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler (Hrsg.) (1891). Ausstellung von Glasgemälden aus eidgenössischem und Privatbesitz im Grossen Börsensaale in Zürich. Zürich: Ulrich & Co. im Berichthaus.

Tavel, H.-C. von (1992). Nationale Bildthemen. Ars Helvetica X. Disentis: Pro Helvetia/Desertina Verlag.

Zürich 1351–1951. [Ausstellung] Kunsthaus Zürich Juni bis August 1951 (1951). Zürich.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 23347

Ausstellungen

Ausstellung von Glasgemälden im Grossen Börsensaale in Zürich, 1891
Zürich 1351–1951. [Ausstellung] Kunsthaus Zürich Juni–August 1951
Zeichen der Freiheit, Bernisches Historisches Museum / Kunstmuseum Bern, 1.6.–15.9.1991
Gesichter einer Kriegsgeschichte. 1515 Marignano, Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, 27. März bis 28. Juni 2015

Bildinformationen

Name des Bildes
NW_Stans_NM_PB_5
Fotonachweise
© Nidwaldner Museum Stans / Christian Hartmann
Eigentümer*in

Seit 1884 Nidwaldner Museum Stans (Depositum Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte)

Inventar

Referenznummer
PB_5
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2022