Forschung
Im Jahresbericht des Schweizerischen Landesmuseums von 1935 wird ohne nähere Erläuterung der Berner Glasmaler Mathis I. Walther als möglicher Schöpfer des damals dorthin gelangten Werkes in Betracht gezogen. Weil die wenigen für Walther gesicherten bzw. in Anspruch genommenen Arbeiten keine nähere Verwandtschaft dazu besitzen, erweist sich die Zuschreibung an ihn als unhaltbar. Der Herstellungsort dieses Glasgemäldes, dessen Stifterin und Stifter unbekannt sind, lässt sich nicht näher fassen.
Wie Zeiners Zyklus aus Baden befand sich die Scheibe vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 wurde die Chartreuse von Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) erworben, und zwar unter Einschluss der dortigen Scheibensammlung von Mülinens. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 dort wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gemahl Albert von Parpart (1813–1869) nahe der Chartreuse hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übenommenen Glasgemälden könnte auch die vorliegende Scheibe gehört haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Beim Tode der Adele von Bonstetten war sie jedenfalls in der Hünegg, wurde sie doch von deren Erben Franz von Parpart, dem Neffen Alberts, 1884 von dort nach Köln an die Auktion bei J. M. Heberle überführt. Nach Johann Karl Bossards Angaben im Auktionskatalog Heberles wurde damals die Scheibe von einer Person namens Rools für 710 Mark ersteigert. Von da an verliert sich ihre Spur bis 1935, als sie im Londoner Kunsthandel auftauchte und ans Schweizerische Nationalmuseum in Zürich überging.
Die Scheibe wird genannt in:
Heberle,1884, S. 36, Nr. 504.
Bossard, 1§884, Nr. 504.
Ankäufe, 1935, S. 21, Taf. IV.
Schneider, 1971, Bd. 1, S. 124, Nr. 373.
Hasler, 2023, S. 51, Nr. 44.
Datierung
1581
Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in
Seit 1935 Schweizerisches Nationalmuseum Zürich
Vorbesitzer*in
Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktionshaus Heberle, Köln · 1884–? Rools · 1935 Kunsthandel London
Inventarnummer
LM 19930