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PB_27: Figurenscheibe
(ZH_Zuerich_SNM_PB_27)

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Titel

Figurenscheibe

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1581

Ikonografie

Beschreibung

Eine bürgerlich gekleidete Frau steht vor rotem Damastgrund auf dem beschrifteten Podium. In blauem Kleid, grünem Überwurf, weisser Schürze, pelzbesetzter Jacke und weisser Haube mit Kinnbinde führt sie an ihrem Gürtel das Essbesteck und einen Beutel mit sich, während sie in ihrer Rechten einen Blumenzweig hält. Die Rahmung bildet ein gelber, mit zwei weiblichen Hermen geschmückter Rundbogen. Daran halten oben zwei Putten die Scheitelkartusche mit dem Stiftungsjahr. Die Dargestellte ist die Gemahlin eines unbekannten Scheibenstifters, der auf der verschollenen Pendantscheibe zu ihrer Linken festgehalten gewesen sein muss. Darauf weist ihre Hinwendung zum nicht mehr vorhandenen Gegenüber.

Iconclass Code
41D132 · elegant gekleidete Frau; belle
46A13 · Bürger(liche)
Iconclass Stichworte
Inschrift

Der Frouwen mÿn stats Hus wol an / bhüett Gott sÿ lang, vill Fröwd ich han

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Wie Johann Karl Bossard erkannte, ist die Legende am Sockel eine neue Ergänzung. An ihrer statt muss sich ursprünglich der Name der dargestellten Stifterin befunden haben. Zwei kleine Flickstücke in der Bogenrahmung rechts; wenige Sprungbleie und Sprünge (z.T. geklebt); die Verbleiung erneuert.
2021/22 im Glasgemäldeatelier des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich durch Sarah Longrée restauriert: Lötung von Bleirutenbrüchen und Klebung eines Glassprunges.

Technik

Farbloses und hellblaues Glas; rotes und grünes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Im Jahresbericht des Schweizerischen Landesmuseums von 1935 wird ohne nähere Erläuterung der Berner Glasmaler Mathis I. Walther als möglicher Schöpfer des damals dorthin gelangten Werkes in Betracht gezogen. Weil die wenigen für Walther gesicherten bzw. in Anspruch genommenen Arbeiten keine nähere Verwandtschaft dazu besitzen, erweist sich die Zuschreibung an ihn als unhaltbar. Der Herstellungsort dieses Glasgemäldes, dessen Stifterin und Stifter unbekannt sind, lässt sich nicht näher fassen.

Wie Zeiners Zyklus aus Baden befand sich die Scheibe vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 wurde die Chartreuse von Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) erworben, und zwar unter Einschluss der dortigen Scheibensammlung von Mülinens. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 dort wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gemahl Albert von Parpart (1813–1869) nahe der Chartreuse hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übenommenen Glasgemälden könnte auch die vorliegende Scheibe gehört haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Beim Tode der Adele von Bonstetten war sie jedenfalls in der Hünegg, wurde sie doch von deren Erben Franz von Parpart, dem Neffen Alberts, 1884 von dort nach Köln an die Auktion bei J. M. Heberle überführt. Nach Johann Karl Bossards Angaben im Auktionskatalog Heberles wurde damals die Scheibe von einer Person namens Rools für 710 Mark ersteigert. Von da an verliert sich ihre Spur bis 1935, als sie im Londoner Kunsthandel auftauchte und ans Schweizerische Nationalmuseum in Zürich überging.

Die Scheibe wird genannt in:
Heberle,1884, S. 36, Nr. 504.
Bossard, 1§884, Nr. 504.
Ankäufe, 1935, S. 21, Taf. IV.
Schneider, 1971, Bd. 1, S. 124, Nr. 373.
Hasler, 2023, S. 51, Nr. 44.

Datierung
1581
Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in

Seit 1935 Schweizerisches Nationalmuseum Zürich

Vorbesitzer*in

Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktionshaus Heberle, Köln · 1884–? Rools · 1935 Kunsthandel London

Inventarnummer
LM 19930

Bibliografie und Quellen

Literatur

Ankäufe (1935). Jahresbericht Schweizerisches Landesmuseum Zürich. Bd. 44.

Bossard, J. K. (1884). Notizen zu Verkaufspreisen, Käufern, Zustand und Datierung der Glasgemälde, eingebunden im Exemplar des Kölner Heberle-Auktionskatalogs von 1884 der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern.

Hasler, R. (2023). Die Glasgemälde der Sammlung. "Auf barbarische Weise verzettelt". Zur Kunstsammlung von Parpart-von Bonstetten. Berner Zeitschrift für Geschichte (BEZG), 85. Jahrgang, Nr. 1.

Heberle, J. M. (1884). Catalog der Kunst-Sammlungen des verstorbenen Herrn Albert von Parpart auf Schloss Hünegg am Thuner-See. Köln 20.10.1884, Köln: J. M. Heberle.

Schneider, J. (1971). Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. 2 Bde. Stäfa: Verlag Th. Gut & Co.

Bildinformationen

Name des Bildes
ZH_Zuerich_SNM_PB_27
Fotonachweise
© Schweizerisches Nationalmuseum
Link zum Originalfoto
Eigentümer*in

Seit 1935 Schweizerisches Nationalmuseum Zürich

Inventar

Referenznummer
PB_27
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2023