Forschung
Eine von drei kleinformatigen Glasmalereien, die zwei Ortschaften im Kanton St. Gallen und Flora und Fauna der Alpen zeigen und die Caspar Gsell wohl für die Ehefrau seines Bruders Jakob Laurenz Gsell (1815–1896) geschaffen hat. Jakob Laurenz Gsell lebte und arbeitete zwischen 1836 und 1850 als Kaufmann in Rio de Janeiro und kehrte 1851 in seine Heimatstadt St. Gallen zurück, wo er 1852 die Kaufmannstochter Wilhelmine Lutz (1827–1909) heiratete. Die Glasmalereien zeigen Ansichten von Rheineck, dem Heimatort von Wilhelmine Gsell, und von Altstätten, dem Heimatort ihrer Mutter Anna Naeff (1803–1887), Ehefrau von Jakob Konrad Lutz (1797–1870). Diese Wilhelmine Lutz gewidmeten Glasmalereien bilden das Gegenstück zu einem anderen Konvolut von vier Glasmalereien, das sich ebenfalls in Privatbesitz befindet und Landschaften sowie Flora und Fauna Brasiliens zeigt (CG_69–CG_72).
Jakob Laurenz Gsell und Wilhelmine Lutz liessen sich nach der Heirat und Hochzeitsreise nach Paris zuerst im “Sternenacker” in St. Gallen und 1857 im neu erbauten Anwesen “Röteli” an der Rosenbergstrasse (nicht erhalten) nieder. Auf historischen Fotografien ist zwar erkennbar, dass die Fenster des “Röteli” mit Glasmalereien dekoriert waren (bspw. Fenster zur Terrasse im 1. Stock, vgl. Gsell-Dietschi, 1984, 144), jedoch handelte es sich dabei nicht um die hier beschriebenen Glasmalereien. Vermutlich wurden sie also bereits für die erste Heimstätte geschaffen. Im Werk Caspar Gsells gehören sie zu den wenigen bekannten und erhaltenen Glasmalereien, die für eine Privatperson ausgeführt wurden und Bezüge zu deren Biografie aufweisen. Vermutlich lagen Caspar Gsell als Vorlage für die Ansichten von Rheineck und Altstätten Lithographien vor, die genauen Vorbilder sind jedoch nicht bekannt. Die detailreichen Glasgemälde belegen Gsells zeichnerisches Können.
Datierung
ca. 1852–1860
Zeitraum
1852 – 1860
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in