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CG_172: Unbefleckte Empfängnis Marias-Fenster
(FRA_Rouen_EgliseSaintGodard_CG_172)

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Titel

Unbefleckte Empfängnis Marias-Fenster

Art des Objekts
Masse
8.8 x 4.3 m (ca.)
Künstler:in / Hersteller:in
Werkstatt / Atelier
Datierung
1866/67
Standort
Lage
s XII
Forschungsprojekt
Autor:in und Datum des Eintrags
Katrin Kaufmann 2023

Ikonografie

Beschreibung

Grossflächiges fünflanzettiges Masswerkfenster, das der Jungfrau Maria und ihrer unbefleckten Empfängnis gewidmet ist. In drei Registern sind übereinander verschiedene Bildszenen angeordnet. Zuunterst ist, über alle fünf Lanzetten hinweg, die Verkündung des Dogmas von der unbefleckten Empfängnis Marias durch Papst Pius IX. (1792–1878) am 8. Dezember 1854 im Petersdom in Rom gezeigt. Leicht erhöht stehend – «ex cathedra» – verliest der Papst die Bulle «Ineffabilis Deus», umgeben von stehenden und knienden Bischöfen und Patriarchen, die die Teilkirchen der römisch-katholischen Kirche repräsentieren. In der Rücklehne der Kathedra ist die Schlüsselübergabe an Petrus zu sehen. Über Pius IX. schwebt der Heilige Geist in Form einer Taube.
Im Zentrum des mittleren Registers ist der Sündenfall dargestellt (1. Mose 3, 1–19). Adam und Eva stehen neben dem Baum der Erkenntnis mit der Schlange, die die Erbsünde verkörpert, von der Maria befreit ist. Links davon ist in Grisaille auf gelbem Hintergrund eine Prozession von acht hauptsächlich biblischen Personen des Alten Testaments gezeigt, die als Vorfahren der Jungfrau Maria gelten, oder die deren Ankunft vorausgeahnt haben; etwa der Prophet Moses und König David. Rechts ist in gleicher Weise eine Prozession von acht Heiligen dargestellt, die für die Marienverehrung und den Glaubenssatz ihrer unbefleckten Empfängnis eine wichtige Rolle gespielt haben; etwa der heilige Dominikus und der heilige Bernhard von Clairvaux.
Im Zentrum des obersten Registers der Lanzetten steht Maria auf einer Mondsichel in einer Mandorla. Sie hat die Hände über der Brust gekreuzt und ist von zwei Putten flankiert. Links und rechts davon sind vier historische Ereignisse gezeigt, die mit der Verehrung der Gottesmutter Maria als von der Erbsünde Bewahrte in Verbindung stehen. Die Szene ganz links ist der Festivität des «Puy de la conception» oder der «Palinods» von Rouen gewidmet, einem Dichterwettbewerb zum Lob der unbefleckten Empfängnis Marias.
Alle Bildszenen sind von filigranen architektonischen Rahmen mit Dekor im Stil der Gotik gefasst. Auch die Masswerkfüllungen thematisieren die Jungfrau Maria und zeigen das Marienmonogramm, Putten mit Schriftbändern und vier Engel mit Emblemen der Lauretanischen Litanei (Goldenes Haus, Turm Davids, Himmelspforte, Bundeslade).

Iconclass Code
11F111(PORTA COELI) · Mariensymbole aus Litaneien: Porta coeli
11F111(TURRIS DAVIDICA) · Mariensymbole aus Litaneien: Turris Davidica
11F12 · Marienmonogramme
11F232 · Immaculata, Purisima: Maria, in der Regel auf einer Mondsichel stehend, steigt vom Himmel herab und befreit die Menschheit von der Erbsünde, manchmal indem sie eine Schlange zertritt
11F9 · Marienverehrung
11H(BONAVENTURA) · Bonaventura, Kardinal-Bischof von Albano und General des Franziskanerordens, mögliche Attribute: Buch, Kardinalshut (manchmal an einem Baum hängend), Kreuz (manchmal blühend)
11H(DOMINIC) · Dominikus von Caleruega, Gründer des Predigerordens (Dominikanerordens); mögliche Attribute: Buch, Hund mit brennender Fackel, Lilie, Brotlaib, Rosenkranz, Stern
11H(SIMON STOCK) · der Karmelitermönch Simon Stock, mögliche Attribute: Skapulier
11I2(ERYTHRAEAN) · Erythräische Sibylle
11I62(AARON) · Aaron (nicht im biblischen Kontext); mögliche Attribute: Weihrauchgefäß, hoherpriesterliche oder bischöfliche Kleidung, Salbgefäß, Gerte oder blühender Stab
11I62(DAVID) · David (nicht im biblischen Kontext); mögliche Attribute: Krone, Harfe
11I62(GIDEON) · Gideon (nicht im biblischen Kontext); mögliche Attribute: Schale (mit Tau gefüllt), zerbrochener Krug, Helm und Rüstung, Vlies
11I62(ISAIAH) · Jesaja (nicht im biblischen Kontext); mögliche Attribute: Zweig mit Blättern, Säge, Schriftrolle oder Buch
11I62(MOSES) · Moses (nicht im biblischen Kontext); mögliche Attribute: Lichtstrahlen oder Hörner auf seinem Kopf, Stab, Gesetzestafeln
11I62(SOLOMON) · Salomo (nicht im biblischen Kontext); mögliche Attribute: Krone, Zepter, Schwert
11P3111 · Papst
48AA9851 · Band, Schriftrolle, Banderole (Ornament) - AA - stilisiert
48AA9856 · Ornamente, die von architektonischen Details abgeleitet sind - AA - stilisiert
71A42 · Versuchung und Sündenfall (Szenen mit Adam und Eva)
73A2352 · die unbefleckte Empfängnis Marias (symbolisch dargestellt)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Inschrift

M (Fischblase 14c)
Domus · / aurea / Turris · / Davidi. (Fischblase 12a/b)
Faderis / arca · / Janua · / cœli · (Fischblase 12d/e)
Proclamation // du dogme de // l’immaculée // conception
défini par le // pape pie // dans la bulle ineffabiliæ (?) // le 8 décembre 1854

Materialien, Technik und Erhaltungszustand

Technik

Farbloses und farbiges Glas sowie rotes Überfangglas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und diversen Schmelz- und Lotfarben.

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Im 2. Weltkrieg stark beschädigt und zwischen 1982 und 1993 restauriert durch Michel Durand in Orly (siehe Charenton-le-Pont, Médiathèque de l’architecture et du patrimoine, Fonds I-2017-14 (Archives de Max Ingrand et Michel Durand maîtres-verriers (1950–2006)), cote 41: Seine-Maritime, Rouen, église Saint-Godard). Die ursprüngliche Konzeption des Fensters und die Inschriften konnten damals nicht gänzlich rekonstruiert werden.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das Masswerkfenster s XII ist das jüngste und spektakulärste der 16 Fenster der Kirche Saint-Godard in Rouen, für die das Pariser Atelier Gsell-Laurent zwischen 1857 und 1867 neue farbige Verglasungen schuf. Das der unbefleckten Empfängnis Marias gewidmete Fenster befindet sich in der Westfassade gegenüber des Wurzel-Jesse-Fensters aus dem frühen 16. Jahrhundert (s III). Da die Glasmalerei im 20. Jahrhundert stark beschädigt wurde und zur Zeit der Restaurierung in den 1980er Jahren offenbar nur ungenügende Informationen zum Originalzustand vorlagen, ist heute das Bildprogramm des obersten Registers der Lanzetten nicht mehr ohne weiteres zu verstehen. Zudem erscheint die Prozession im zweiten Register rechts verändert: die zwei erhaltenen Figuren des 19. Jahrhunderts wurden mit der Darstellung von sechs typähnlichen Mönchen ergänzt. Anhand der im Musée Carnavalet in Paris aufbewahrten Entwurfszeichnung (D.14638(177)), im Diözesanarchiv von Rouen aufbewahrter Briefe (Archives diocésaines de Rouen: Archives de la paroisse Saint-Godard de Rouen, 3P4, vier Briefe von Gsell-Laurent an Abbé Pierre Lanchon, 8.10.1866, 25.10.1866, 11.11.1866, 24.12.1867), und zwei Publikationen aus den 1860er Jahren, die das Fenster beschreiben und reproduzieren (Mesnard, 1867, S. 16–19 und Didron, 1868, S. 28) lassen sich die ursprüngliche Konzeption und der Inhalt der Glasmalerei rekonstruieren. Demnach befanden sich die heute zwischen dem zweiten und dritten Register eingefügten Architekturelemente einst am Fuss der Lanzetten. Der Stich des Fensters (Mesnard, 1867, S. 17) und die in den 1980er Jahren angefertigten Fotografien der Fragmente der beschädigten Glasmalerei (Charenton-le-Pont, Médiathèque de l’architecture et du patrimoine: I-2017-14-41, Seine-Maritime, Rouen, église Saint-Godard) belegen zudem, dass ursprünglich am Fuss der mittleren Lanzette eine Inschrift zum Dogma der unbefleckten Empfängnis zu sehen war, während in den übrigen Schriftbändern der Lanzetten die Figuren bzw. Ereignisse der Bildfelder des zweiten und dritten Registers benannt waren. Die noch erhaltene Prozession links zeigt demnach die folgenden Personen: Prophet Moses mit dem brennenden Dornbusch; Jakob mit der Jakobsleiter; Aaron mit einem Weihrauchfass; Gideon mit dem goldenen Vlies; König Salomon mit einem Tempel; König David mit einer Leier; Prophet Jesaja mit einer blühenden Rute mit Marienkopf; die Erythraeische Sibylle – eine den Propheten gleichzustellende pagane Verkünderin der Apokalypse – mit einer Rosenknospe. Die Prozession rechts zeigte ursprünglich mehrere Mönche, denen die Jungfrau Maria erschienen war, sowie Kirchenväter, die sich im Sinne des Dogmas der unbefleckten Empfängnis Marias äusserten, und die in den Händen das Emblem einer Eigenschaft trugen, die sie der Jungfrau zusprachen. Erhalten sind bis heute Teile der Figuren des heiligen Simon Stock (ursprünglich mit dem Skapulier in den Händen) und des heiligen Dominikus mit dem Rosenkranz. Weiter waren ursprünglich folgende Personen gezeigt: der heilige Bernhard von Clairvaux; der heilige Anselm von Canterbury mit einer weissen Lilie; der heilige Johannes von Damaskus mit einer Taube; der heilige Germanos I. von Konstantinopel; der heilige Epiphanius (von Salamis?) mit dem Lamm; der heilige Augustinus mit dem brennenden Herzen.
Die vier Bildszenen des dritten Registers zeigen laut den überlieferten Inschriften folgende vier historischen Ereignisse: 1. Das Fest des «Puy de la conception» oder der «Palinods» von Rouen 1070, ein Dichterwettbewerb zum Lob der unbefleckten Empfängnis Marias, organisiert durch die erste damals in Rouen gegründete Bruderschaft der unbefleckten Empfängnis Marias. 2. Das Generalkapitel des Franziskanerordens nimmt 1263 in Pisa unter der Leitung des heiligen Bonaventura das Fest der unbefleckten Empfängnis Marias unter die Eigenfeste des Ordens auf. 3. Papst Sixtus IV. (1414–1484) veröffentlicht 1483 die Bulle «Grave nimis», die die Bewahrung Marias von der Erbsünde im Augenblick ihrer Empfängnis erklärt. 4. Der Bischof von Mainz lässt um 1500 im sogenannten Immakulistenstreit die Schriften des Frankfurter Dominikaners Wigand Wirt verbrennen. Ein Abbild der Jungfrau Maria (als Statue bzw. auf einem Banner) ist in alle vier Bildszenen integriert. Bei der im Zentrum des Registers dargestellten Maria auf der Mondsichel fehlt heute die Schlange als Symbol der Erbsünde, die von der Jungfrau zertreten wird.
Das Bildprogramm des Fensters zeigt mit der Proklamation des Dogmas von der unbefleckten Empfängnis Marias 1854 ein fast zeitgenössisches Ereignis im Kontext mit für den Glaubenssatz relevanten Protagonisten und Ereignissen. Aus der Korrespondenz zwischen Caspar Gsell und dem Priester Pierre Lanchon geht hervor, dass Lanchon als Thema für das Fenster die Glorifizierung der heiligen Jungfrau Maria vorgeschlagen hatte. Es war jedoch der Glasmaler Caspar Gsell, der nach einem Besuch in Rouen Anfang Oktober 1866 das komplexe Bildprogramm um die Proklamation des Dogmas von der unbefleckten Empfängnis vorschlug und entwickelte, wie aus einem seiner Briefe an den Priester hervorgeht: «Monsieur. En vous quittant samedi au soir je ne cessais de ruminer le programme de notre grande verrière, j’avais 4 heures de chemin de fer pour y penser à loisir. – Aussi tout d’un coup j’ai crié ‹Euréka› … réellement je crois avoir trouvé ce qu’il faudrait (surtout quand au sentiment artistique) pour en faire un vitrail splendide. Je suis partie du point de vue de la position de cette verrière, qui est en face de la chapelle de la Sainte Vierge et en même temps la dernière de votre Église et de plus il m’a semblé qu’il serait très heureux si nous pouvions trouver quelques sujet locale [sic.] se rapportant à Rouen. Dans le programme que j’ose vous présenter et même vivement recommander tout cela est motivé. Vous allez voir. Votre proposition étant : La glorification de la Sainte Vierge et la fenêtre étant au bout de l’église, je vous propose le dernier Dogme promulgué, celui de l’Immaculée conception, dont la première fête authentique s’est célébrée à Rouen l’an 1070 et qui s’appelle depuis cette année la fête des Normands» (Brief von Gsell-Laurent an Abbé Pierre Lanchon vom 8.10.1866). Seine Entwurfsskizze, «un travail d’Hercule qui demande bien de recherches» (Brief von Gsell-Laurent an Abbé Pierre Lanchon vom 25.10.1866), schickt Gsell erst nach Rouen, nachdem er sie der Kommission der Weltausstellung von 1867 präsentiert hat. Mit Lanchon müssen einzelne Fragen darüber geklärt werden, welche Personen in den Prozessionen des zweiten Registers gezeigt werden sollen, wobei Gsell als Künstler insbesondere Wert auf deren Attribute legt (Brief von Gsell-Laurent an Abbé Pierre Lanchon vom 11.11.1866).
Die Anfang 1867 umgesetzte Glasmalerei wird zur Weltausstellung in Paris zugelassen und daraufhin in zwei Publikationen besprochen. Jules Mesnard findet nur lobende Worte für Gsells Glasmalerei für die Kirche Saint-Godard in Rouen und betont die Qualität ihrer Farbgebung und Komposition: «[…] les verrières de M. Gsell sont composées avec autant de soin, avec autant de pensée au fond que n’importe quelle œuvre artistique» (Mesnard, 1867, S. 16 und 18). Édouard Didron bezeichnet die Darstellungen der Patriarchen, Propheten und Heiligen des zweiten Registers als gelungen, bemängelt aber die dramatische Geste des Papstes und die nach ähnlichem Schema gezeichneten Köpfe der Bischöfe in der Szene der Verkündigung des Dogmas (siehe Didron, 1868, S. 28). Trotzdem kommt er zum Schluss, dass die Glasmalerei insgesamt ein wichtiges Werk sei, das durch eine komplexe Erzählweise beeindrucke: «[…] la proclamation du dogme nouveau, bien qu’elle soit le sujet principal, est seulement la conclusion, l’épilogue de l’histoire d’une croyance ancienne que le peintre nous raconte en représentant les faits les plus curieux qui s’y rapportent à différents âges. Quelques légendes ou traditions spéciales à Rouen (1070), Pise (1263), Rome (1483), Mayence (1497), sont rappelées dans cette vaste composition, de manière à démontrer combien est vieille et universelle la dévotion à la Mère de Jésus, ainsi que la foi en sa conception sans tache» (Didron, 1868, S. 28).
Entgegen Didrons Vermutung hat Gsell in der Szene der Verkündigung des Dogmas offenbar auch einzelne Porträts von geistlichen Würdenträgern untergebracht, die am 8. Dezember 1854 im Petersdom anwesend waren (Archives diocésaines de Rouen: Archives de la paroisse Saint-Godard de Rouen, 3P4, Brief von Gsell-Laurent an Abbé Pierre Lanchon vom 24.12.1867). So handelt es sich beim in der vordersten Reihe dargestellten dritten Mann von links vermutlich um Auguste Sibour (1792–1857), den Erzbischof von Paris.
Die Kosten für die Glasmalerei mitsamt Platzierung betrugen 5’500 französische Francs (Archives diocésaines de Rouen: Archives de la paroisse Saint-Godard de Rouen, 3P4, Rechnung von Gsell-Laurent an Abbé Lanchon vom November 1867).
Eine ebenfalls in den 1860er Jahren von Gsell-Laurent nach gleicher Vorlage umgesetzte Darstellung der Proklamation des Dogmas von der unbefleckten Empfängnis Marias befindet sich in Rouen in der Kirche Saint-Vivien (CG_154); siehe auch die Entwurfszeichnung für ein Fenster der Basilika Notre-Dame-de-Bon-Secours in Guingamp (Musée Carnavalet, Paris; D.15999).
Alle Glasmalereien von Gsell-Laurent für die Kirche Saint-Godard wurden während der Amtszeit des Priesters Pierre Lanchon (1804–1868) erstellt, der sich stark für die Aufwertung des Kirchenraums einsetzte. Die ersten Glasmalereien des Pariser Ateliers wurden in den Seitenschiffen in der Nähe des Chors eingesetzt, das letzte 1867 in der Westfassade der Kirche. Die Glasmalereien erzählen von der Stadtgeschichte sowie dem Leben und Sterben biblischer Personen und Heiliger, die oftmals für Rouen und die Normandie, oder für die Kirche und den Staat Frankreich relevant waren. Häufig sind zwei Bildszenen übereinander angeordnet; passend zum Stil der Kirche wurde für die Rahmen der Bildszenen und die Masswerkfüllungen meist ein Dekor im Stil der Gotik, selten auch im Stil der Renaissance gewählt.
Der Glasmaler Caspar Gsell war in den 1840er Jahren kurzzeitig mit Pierre-Charles Marquis (1798–1874) assoziiert gewesen, der 1852 die drei Glasmalereien für den Chor der Kirche Saint-Godard schuf. In Rouen war Gsell Mitte der 1850er Jahre bereits bekannt als Autor der Verglasungen der neu erbauten Kirche Notre-Dame im benachbarten Bonsecours (CG_105–CG_150). Bei den Glasmalereien für die Kirche Saint-Godard handelt es sich um einen frühen und umfangreichen Zyklus innerhalb seines Werks aus der Zeit, in der sich Gsell definitiv als einer der wichtigsten Glasmaler in Paris etablierte. Mit der Heirat der Tochter seines Firmenpartners 1859 erfolgte auch die Umbenennung des Ateliers von «Laurent, Gsell et Cie.» in «Gsell-Laurent».
Während der Bombardierungen der Stadt Rouen im 2. Weltkrieg wurden die historistischen Glasmalereien der Kirche Saint-Godard teils erheblich beschädigt. Ihre Restaurierung konnte in den 1980er und 1990er Jahren durch Michel Durand (1950–2006) vorgenommen werden.

Datierung
1866/67
Zeitraum
1866 – 1867
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort

Bibliografie und Quellen

Literatur

Archives diocésaines de Rouen, Archives de la paroisse Saint-Godard de Rouen, 3P4: vier Briefe von Gsell-Laurent an Abbé Pierre Lanchon, 8.10.1866, 25.10.1866, 11.11.1866, 24.12.1867; Rechnung von Gsell-Laurent an Abbé Pierre Lanchon, November 1867; Kupferstich “Vitrail représentant l’Immaculée Conception, par M. Gsell”.

Chaline, J.-P. und Chaline, N.-J. (Hg.) (2017). Églises et chapelles de Rouen, un patrimoine à (re)découvrir. Rouen: Les Amis des Monuments Rouennais, S. 102–104.

Didron, E. (1868). Les vitraux à l’Exposition universelle de 1867. Paris: Librairie archéologique de Didron, S. 28.

Hüe, D. (2011). La “Fête aux normands” et le Puy de Palinods de Rouen: la fête dans la ville. In F. Thelamon. Marie et la “Fête aux normands”. Dévotion, images, poésie. Mont-Saint-Aignan: Presses universitaires de Rouen et du Havre, S. 107–124.

Licquet, Th. (1869). Rouen. Son histoire, ses monuments et ses environs (8. Auflage). Rouen: A. Le Brument, S. 70–74.

Mesnard, J. (1867). Les Merveilles de l’Exposition universelle de 1867. Arts – industrie. Bronzes, meubles, orfèvrerie…. (Bd. 2). Paris: Lahure, S. 16–19.

Vorlage

Proklamation des Dogmas frei nach Francesco Podesti, Proclamazione del dogma dell’Immacolata Concezione, 1859–1861, Rom, Vatikan, Sala dell’Immacolata (Fresko).

Bildinformationen

Name des Bildes
FRA_Rouen_EgliseSaintGodard_CG_172
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont / Katrin Kaufmann
Aufnahmedatum
2023

Zitiervorschlag

Kaufmann, K. (2023). Unbefleckte Empfängnis Marias-Fenster. In Vitrosearch. Aufgerufen am 4. Juni 2025 von https://test.vitrosearch.ch/objects/2713509.

Informationen zum Datensatz

Referenznummer
CG_172