Research
Lohner beschreibt schon 1864 die Berner Scheibe als sehr gross und schön und vergleicht die beiden Putten links und rechts der Inschrift mit jenen der Manuel-Scheibe im Münster von Bern. Gemeint ist die Wappenscheibe Niklaus Manuels von 1582 in der Schopfer-Kapelle (n X 2c und 3c), die in einer Tafel am unteren Rand vom Berner Glasmaler Hans Hübschi signiert ist (Kurmann-Schwarz 1998, S. 483–487, Abb. 307, 308). Die Scheibe des Standes Bern in Aarwangen besitzt aber ebenso wie diejenige des Berner Seckelmeisters Anton von Graffenried das Monogramm des Berner Glasmalers Abraham Bickhart. Diese beiden sicher immer schon im Mittelfenster, also an privilegiertester Stelle des Chores innerhalb der Kirche Aarwangens angebrachten Scheiben sind somit für Bickhart gesicherte Werke. In den Seckelmeisterrechnungen des Staates Bern ist die Wappenschenkung nach Aarwangen zwar nicht explizit verzeichnet, dem Glasmaler Abraham Bickhart werden jedoch über 75 Pfund für Fenster gezahlt, die die Obrigkeit 1577 "hin und wider" verehrt hat (Benziger 1903/1904, S. 198; Keller-Ris 1915, S. 79). Die Tätigkeit Abraham Bickharts ist ab 1561 in Bern nachgewiesen. 1577 starb der Glasmaler an der Pest. Anhand seines Monogrammes sind auch die drei Wappenscheiben Marquard Zehenders, Ludwig Zehenders und Niklaus Manuels von 1568 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 22445, 22446, 11187) sowie einzelne Scheibenrisse für ihn gesichert. Zu diesen Entwürfen zählt der Riss für eine Zürcher Standesscheibe von 1555 in der Berliner Kunstbibliothek (Kat. Asper 1981, Nr. 88, mit Abb.), der Scheibenriss mit der Allegorie des Flegmaticus von 1562 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 21540) und der Scheibenriss mit der Allegorie der Hoffnung von 1563 im Basler Kupferstichkabinett (Inv. U.XV.11; Hasler 1996/97, Bd. 1, Abb. 194.3). Andere Werke werden ihm zugeschrieben (Scheidegger 1947, S. 83–90; Hasler, in: AKL 1995, S. 500f.; Hasler 1996/1997, Bd. 1, S. 182–190; Kurmann-Schwarz, Untersuchungsbericht 2001, S. 2). Anhand der signierten Scheibe in Aarwangen vermögen insbesondere die Zuschreibungen des Risses einer ovalen Ämterscheibe in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums (Hasler 1996/1997, Bd. 1, S. 189) und der Berner Ämterscheibe im Basler Schützenhaus (Matile 1965/1966, S. 47–48, Abb. 12; Giesicke 1991, S. 90) an den Glasmaler Abraham Bickhart zu überzeugen.
Ausser Abraham Bickhart waren noch drei bis vier andere Glasmaler aus seinem Umkreis an der Erstellung der Glasgemälde aus der Bauzeit der Kirche Aarwangen (1577/78) beteiligt.
Dating
1577
Original Donor
Place of Manufacture
Owner
Kirchgemeinde Aarwangen.
Die Unterhaltspflicht der fünfzehn im Chor befindlichen Glasgemälde 1893 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor der Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. von Rodt 1936 [Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343]; vgl. auch Moser 1977, S. 26f.).