Research
Franz Ludwig von Erlach (1575–1651), Sohn des Johann Rudolf (1547–1578), war Freiherr zu Spiez und Oberhofen sowie Herr zu Schadau und Bümpliz. Nach einer Studienreise, die ihn nach Padua, Venedig und Rom führte, wurde er 1595 in Bern Stubengeselle zu Schmieden. Seit 1596 sass er im Berner Grossen Rat. 1604–1610 amtete er als Schultheiss zu Burgdorf, seit 1611 als Kleinrat und 1628 als Venner zu Schmieden. 1629–1651 hatte er jedes zweite Jahr das höchste Amt des Schultheissen von Bern inne. Franz Ludwig von Erlach war auch Generaloberst der bernischen Truppen und häufig auf Gesandtschaftsreisen, beispielsweise nach Ensisheim (zum Markgrafen von Baden-Durlach), nach Turin (zum Herzog von Savoyen) oder nach Paris (zu König Ludwig XIII.). Er war zweimal verheiratet, seit 1594 mit Salome Steiger (1575–1612), Tochter des Schultheissen Johann Steiger (1518–1581) und der Magdalena Nägeli, sowie seit 1613 mit Johanna von Graffenried (1595–1671), der Tochter des Kaspar, Herrn zu Gerzensee, und der Johanna von Luternau. Franz Ludwig war Vater von mindestens 29, vielleicht 35 oder 36 Kindern. Auf der in seinem Auftrag zwischen 1636 und 1650 angefertigten Wappentafel aus der Schlosskapelle Spiez im Bernischen Historischen Museum sind mit seinem Wappen und denjenigen seiner beiden Frauen die Wappen von 29 seiner Söhne und Töchter festgehalten. Franz Ludwig von Erlach wurde in der Kirche von Spiez beigesetzt (HBLS 3/1926, S. 60; von Erlach 1988; von Erlach 1989, S. 170–215, 224; HLS 4/2005, S. 255). Im Festsaal von Schloss Spiez hat sich ein Bildnis von Franz Ludwig von Erlach und seiner beiden Frauen erhalten (von Erlach 1988, Abb. 3 und 4; von Erlach 1989, Abb. S. 200f.).
Als Burgdorfer Schultheiss stiftete Franz Ludwig von Erlach mehrmals Scheiben in Kirchen, nämlich 1605 nach Jegenstorf sowie 1608 nach Kirchberg und Einigen. Eine Scheibe von Erlachs aus dem Jahr 1605 befindet sich in der Sammlung Reding in Schwyz (SZ_29, Meyer 1978, S. 368, Nr. 40; SNM Zürich, Foto 19962). Das Bernische Historische Museum besitzt ein Glasgemälde des Stifters von 1626 (BE_1554, BHM Bern, Inv. 2607). Eine weitere Scheibe von Erlachs, datiert 1627, wird in unbekanntem Privatbesitz aufbewahrt (von Erlach 1988, Farbabb. 17; von Erlach 1989, Farbabb. S. 229), ebenso diejenigen, die er 1630 für das Pfrundhaus in Thunstetten (Kasser 1909, S. 128, 383) sowie 1631 (Keller 1946, S. 182) und 1635 (Kat. Stuker 1980, Nr. 6566) in Auftrag gab. Die von ihm 1610 ins Schützenhaus von Burgdorf geschenkte Scheibe befindet sich heute im dortigen Museumsdepot des Kornhauses (BE_6800, Inv. 4. 277). Eine Gedenkscheibe von Erlachs aus der Schlosskirche Spiez von 1676 ist zudem im Besitz des dortigen Schlossmuseums (BE_1074, Inv.-Nr. 0319).
Die Scheibe des Franz Ludwig von Erlach, die von Lohner (1864–1867) nicht erwähnt wird, befand sich 1946 hoch oben im ersten südlichen Fenster des Schiffs von Einigen (vgl. Plan bei Schaetzle). Dort sah sie Hans Gustav Keller 1943 und 1946 wie auch schon Bähler 1907.
Lehmann, Scheidegger und Keller schrieben die Scheibe dem Berner Glasmaler Hans Jakob Dünz zu. Keller wies dabei darauf hin, dass 1600–1611 Johannes Leonhard Dünz aus Brugg in Einigen Pfarrer war. Qualitativ weicht die Scheibe in Einigen allerdings stark von den für Hans Jakob Dünz gesicherten Werken ab. Im Schriftcharakter kommt die Scheibe Franz Ludwig von Erlachs von 1608 in Kirchberg der gleichzeitigen in Einigen am nächsten. Sie konnte bislang ebenfalls keinem Glasmaler zugeschrieben werden.
Dating
1608
Original Donor
Erlach, Franz Ludwig von (1575–1651), Schultheiss Burgdorf · Steiger, Salome (1575–1612)
Place of Manufacture
Owner
Kirchgemeinde Einigen.
Die Unterhaltspflicht der drei 1911 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).