Research
Die von Hans Heinrich Laubscher geschaffene Scheibe des Schultheissen von Burgdorf schmückte ursprünglich ein Fenster des Langhauses. Wie ein beim Kirchenneubau 1673/74 erstelltes Verzeichnis dokumentiert, war der Berner Glaser Beat Herport für die Verglasung der Kirche und das Einsetzen der Wappenscheiben zuständig (vgl. Steiner 1984, S. 30f.).
Den mit Schild und Schwert ausgerüsteten Krieger in der Bildecke unten links hielt Laubscher in analoger Form bereits 1645 auf der für Franz von Affry geschaffenen Wappenscheibe fest, die sich heute im Musée Gruérien in Bulle befindet (Inv. IG-1408; Bergmann 2014, Bd. 2, Kat.-Nr. 247). Während bei der Scheibe Affrys auf der Gegenseite als Pendant dazu die gleiche Figur spiegelbildlich erscheint, ist bei derjenigen Frischings als Gegenstück dazu hingegen eine Frau in Kriegsmontur dargestellt. Laubschers Kriegergestalt dürfte auf einer verschollenen Vorlage eines damals geschätzten Reissers beruhen.
Samuel Frisching der Jüngere (27.6.1638–23.10.1721) war ein Sohn des gleichnamigen Berner Schultheissen (1605–1683). Nach Absolvierung der Hohen Schule in Bern 1656 und Studien in Genf 1656–1657 trat Samuel gegen den väterlichen Willen 1658 in den Dienst der Schweizergarde der französischen Krone ein. Bei der Schlacht von Gravelingen (Gravelines, franz. Nordsee) wurde er verwundet. Nach seiner Genesung begab er sich auf Reisen nach England, Schottland, in die Niederlande und nach Deutschland. Schliesslich kehrte er zurück in seine Heimatstadt, heiratete dort 1662 Magdalena Weiss und schlug die vom Vater erhoffte Ämterlaufbahn ein. Er trat 1664 in den Grossen Rat ein, amtete 1670 als Schultheiss zu Burgdorf, ab 1685 in Bern als Kleinrat und 1691 als Salzmeister, 1694 und 1712 als Venner sowie 1701 als Welschseckelmeister. Er war weiterhin militärisch aktiv, 1684 als Oberst über das erste welsche Auszügerregiment, 1695 als Oberkommandant der Waadt und 1712 als Präsident des Feldkriegsrates. In diesem Jahr führte Frisching die Berner bei Villmergen zum Sieg. 1715 erreichte er das höchste politische Amt des Schultheissen. 1684 erwarb er die Herrschaft Rümligen (Herrschaftsarchiv Rümligen: Gerichtssatzung ab 1615 [in Privatbesitz], nach https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Rümligen [14.10.2015]), wo er das Schloss um 1710 erneuerte. Frisching liess zudem in Bern 1705–1707 sein 1695 umgebautes Stadthaus an der Junkerngasse durch ein südlich vorgelagertes Stadtpalais mit Hof- und Terassenanlage erweitern (heute Béatrice-von-Wattenwyl-Haus) (HBLS 3/1926, S. 341; HLS 4/2005, S. 838).
Als Burgdorfer Schultheiss stiftete Samuel Frisching der Jüngere 1674 eine Scheibe in die Kirche Langnau. 1678 verehrte er der Kirche von Hasle das bei Hans Jakob Güder in Auftrag gegebene, heute im Bernischen Historischen Museum befindliche Glasgemälde (BHM Bern, Inv. 1910). Zwei weitere Scheiben Frischings wurden 1714 von Andreas Fueter für die Kirchen in Rothrist (Hasler 2002, Kat.-Nr. 118) und Avenches (Bergmann 2014, Bd. 1, S. 200, Bd. 2, S. 788) geschaffen. Samuel Frisching der Jüngere dürfte auch die 1699 datierte, von Jakob Forrer gemalte, heute verschollene Scheibe gestiftet haben, worauf er sich "Zwingherr zu Rümligen" nennt (Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto-Neg. 12286).
Dating
1674
Original Donor
Frisching, Samuel (1638–1721), Schultheiss Burgdorf
Place of Manufacture
Owner
1889 tritt der Kanton Bern den Chor an die Kirchgemeinde ab (Steiner, S. 56).
Seit 1984 Kirchgemeinde Langnau (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).
Previous Owner