Research
Da die vorliegende Figurenscheibe kein Wappen zeigt, gehört sie wohl zu einer Doppelstiftung. Die Pendant-Scheibe dazu bildet wahrscheinlich die Stiftung des Amtes Büren. Diese beiden Scheiben zeigen dasselbe Format, denselben Stil, den gleichen Damasthintergrund sowie eine sehr ähnliche rahmende Arkade. Auch der Rasengrund wiederholt sich in ihnen. Büren, in dessen Herrschaftsbereich Leuzigen lag, scheint demnach wie wenige Jahre zuvor nach Jegenstorf um 1520 auch nach Leuzigen eine Doppelscheibe geschenkt zu haben. Darauf zur Darstellung bringen liess man dabei nicht die eigene Namenspatronin, die hl. Katharina, sondern denjenigen der beschenkten Kirche, Johannes den Täufer.
Im 19. Jahrhundert befand sich die vorliegende Scheibe im nördlichen Chorfenster im Bogenfeld über den beiden Solothurner Scheiben. Die wohl zugehörige Scheibe des Amtes Büren befand sich im südlichen Chorfenster ebenfalls im Bogenfeld (von Mülinen 1893). Beide Scheiben scheinen etwas beschnitten zu sein: die vorliegende Scheibe am unteren Rand (Fuss und Säulenbasen beschnitten), die andere am oberen Rand (Bogen beschnitten). Wahrscheinlich waren sie ursprünglich nicht nur gleich breit, sondern auch gleich hoch wie die Scheiben der Solothurner Stiftung im nördlichen Chorfenster (56,7 x 42,5/44,3 cm). Ihren Standort hatten sie dabei wohl im südlichen Chorfenster.
Die beiden Scheiben Bürens weisen enge stilistische Parallelen zur Berner Stiftung in der Kirche Jegenstorf auf, insbesondere zum dortigen hl. Vinzenz. Den Auftrag für diese Stiftung in Jegenstorf erhielt Hans Sterr. Innerhalb der sechsteiligen Scheibengruppe sind jedoch stilistische Unterschiede festzustellen, die nahelegen, dass Sterr zusammen mit Jakob Meyer sowie möglicherweise einem weiteren Glasmaler den Auftrag erfüllte (s. d.). Hans Sterr fällt als Hersteller der Scheiben in Leuzigen ausser Betracht, da er im Jahr 1516 verstarb. Die Bürener Scheiben sind auch den Berner Scheiben in Leuzigen verwandt. Diesen Auftrag hatte Jakob Wyss erhalten. Derselbe war aber wahrscheinlich nur Glaser und hatte den Auftrag an einen Glasmaler weitergegeben (vgl. Vinzenzenscheibe Oberbalm). Dabei handelte es sich wohl ebenfalls um Jakob Meyer. Die Bürener Doppelscheibe ist zwar nicht ganz so qualitätsvoll wie die für Jakob Meyer gesicherte Freiburger Stiftung in Jegenstorf, die Parallelen zur Berner Stiftung in derselben Kirche sprechen aber mindestens für einen Glasmaler aus dessen Werkstatt als Schöpfer.
Dating
um 1520
Period
1519 – 1522
Original Donor
Place of Manufacture
Owner
Kirchgemeinde Leuzigen.
Die Unterhaltspflicht der sechs Glasgemälde im Chor 1926 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).