Research
Unter den Wappenscheiben der Kirche Muri gibt es mit derjenigen von Johannes Haller und Katharina Wyss sowie derjenigen von Cornelius Henzi und Katharina Haller zwei vollkommen analog komponierte Glasgemälde. Die beiden Werke sind auch insofern miteinander verbunden, als ihre Auftraggeber als Prädikanten (in der Inschrift "Vorsteher" genannt) in Muri wirkten. Dazu gesellte sich vormals als dritte Prädikantenscheibe die heute verschollene Christoph Hartmanns von 1731, die Thormann und von Mülinen 1896 noch in der Kirche sahen. Von den beiden existierenden Prädikantenscheiben ist zwar diejenige Henzis 1710 und diejenige Hallers 1664 datiert. Weil sie in Stil, Technik und Komposition übereinstimmen, müssen sie jedoch von der gleichen Hand geschaffen worden sein, und zwar vermutlich nicht 1710, sondern 1731. Als Pfarrer Christoph Hartmann 1731 anlässlich der Erneuerung der Kirche seine Scheibe dorthin verehrte, dürfte er mit anderen Worten die damals offenbar stark beschädigten, von seinen beiden Amtsvorgängern 1664 bzw. 1710 gestifteten Glasgemälde vollständig erneuert haben. Für die Datierung dieser Werke ins Jahr 1731 spricht deren an Arbeiten aus der Spätzeit Andreas Fueters erinnernder Stil. Analogien in der Wappenanordnung, der Gestaltung von Helmdecke und Schriftfeld sowie im Schriftcharakter bieten insbesondere die Wappenscheiben Barbara Elisabeth Kirchbergers und Emanuel Grubers, die Fueter zur gleichen Zeit in die Kirche Muri lieferte. Man darf deshalb davon ausgehen, dass Fueter 1731 ebenfalls das Glasgemälde für Christoph Hartmann herstellte und in dessen Auftrag diejenigen der zwei Amtsvorgänger erneuerte, wobei er darauf die Inschriften offenbar im gleichen Wortlaut wie auf den in die Brüche gegangenen Werken von 1664 und 1710 festhielt.
Cornelius Henzi war von 1691 bis 1730 Pfarrer in Muri. Er entstammte der gleichnamigen, aus Orpund gebürtigen Familie, die sich zwischen 1505 und 1540 in Bern eingeburgert hatte. Seine Frau Katharina gehörte der Berner Familie Haller an. Diesem Geschlecht entsprang auch Johannes Haller, dessen Scheibe von 1664 ebenfalls 1731 erneuert wurde.
Im Nachlass von Hans Drenckhahn im Vitrocentre Romont (Mappe 252/118) findet sich ein kurzer Hinweis auf die vorliegende Scheibe.
Die in der Kirche Muri erhaltenen acht alten Glasgemälde hatten ihren Platz ursprünglich vermutlich in den Chorfenstern. Dass zumindest ein Teil davon sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts dort befand, belegt das in der Kirchgemeinde Muri vorhandene alte Foto, worauf einerseits die 1881 ins Langhausfenster bei der Kanzel eingesetzte Christusfigur Karl Wehrlis und andererseits in den Chorfenstern zwölf leider nur undeutlich erkennbare Glasgemälde zu sehen sind. Weil sich davon zumindest das eine mit einer der beiden Bernscheiben von 1731 identifizieren lässt, darf man annehmen, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts die genannten acht Glasgemälde alle im Chor platziert waren. Wann genau sie von dort entfernt wurden, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Zumindest steht fest, dass sie bei der Renovation von 1969 in den Fenstern des Kirchenvorraums (Westwand) bzw. im Fenster der Sakristei (Bernscheiben) zur Aufstellung kamen.
Dating
1731
Place of Manufacture
Owner
Kirchgemeinde Muri.
Die Unterhaltspflicht der zwei Glasgemälde im Chor 1895 vom Staat Bern damals zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).