Research
Von den Wappenscheiben in der Kirche Muri sind die meisten 1731 datiert. Obwohl aus dem betreffenden Jahr keine Nachrichten über Umbauarbeiten am Gotteshaus vorliegen, dürften damals solche durchgeführt worden und der Grund für die Wappenstiftungen gewesen sein. Dass die Kirche 1731 mit Wappenscheiben beschenkt wurde, steht ausser Zweifel. Dies belegt die Berner Seckelmeisterrechnung aus diesem Jahr, worin der Ausgabeposten für die beiden damals von Andreas Fueter für die Kirche Muri geschaffenen Standesscheiben enthalten ist (s. d.).
In der Werkstatt Fueters entstanden auch die beiden 1731 in die Kirche Muri verehrten, ganz ähnlich komponierten Wappenscheiben von Barbara Elisabeth Kirchberger und Emanuel Gruber, zu denen ursprünglich jeweils ein Pendant mit dem Wappen ihres Gatten bzw. seiner Gattin existierte (s. u.). Dass es sich um Arbeiten aus der Werkstatt Andreas Fueters handelt, belegen die nahe verwandten Berner Vennerscheiben, die dieser Berner Glasmaler 1730 für die Kirche Stettlen schuf.
Barbara Elisabeth Kirchberger (1700–1781) entstammte dem gleichnamigen, 1838 im Mannesstamm ausgestorbenen Berner Patriziergeschlecht. Sie war die Tochter Emanuel Kirchbergers und Juliana Salome Güders. Am 10. Januar 1721 heiratete sie in Muri Albrecht von Mülinen (1695–1759), den Sohn Wolfgangs (1665–1735) und der Anna Manuel (Kessel 2015). Wolfgangs Bruder Albrecht von Mülinen (1649–1705) hatte 1695 das Schloss Muri erworben, das in der Folge bis 1758 im Besitz der Familie von Mülinen blieb.
Wie aus der Inschrift mit dem Zusatz "Und" hervorgeht, bildete die Scheibe Barbara Elisabeth Kirchbergers ursprünglich das Gegenstück zu derjenigen ihres Mannes. Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen (1896) bezogen die beiden betreffenden Scheiben irrtümlicherweise auf Alexander von Wattenwyl (1673–1756), den Herrn zu Loins und Féchy, sowie dessen Gemahlin Barbara Kirchberger (1688–1739).
Die in der Kirche Muri erhaltenen acht alten Glasgemälde hatten ihren Platz ursprünglich vermutlich in den Chorfenstern. Dass zumindest ein Teil davon sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts dort befand, belegt das in der Kirchgemeinde Muri vorhandene alte Foto, worauf einerseits die 1881 ins Langhausfenster bei der Kanzel eingesetzte Christusfigur Karl Wehrlis und andererseits in den Chorfenstern zwölf leider nur undeutlich erkennbare Glasgemälde zu sehen sind. Weil sich davon zumindest das eine mit einer der beiden Bernscheiben von 1731 identifizieren lässt, darf man annehmen, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts die genannten acht Glasgemälde alle im Chor platziert waren. Wann genau sie von dort entfernt wurden, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Zumindest steht fest, dass sie bei der Renovation von 1969 in den Fenstern des Kirchenvorraums (Westwand) bzw. im Fenster der Sakristei (Bernscheiben) zur Aufstellung kamen.
Dating
1731
Place of Manufacture
Owner
Kirchgemeinde Muri.
Die Unterhaltspflicht der zwei Glasgemälde im Chor 1895 vom Staat Bern damals zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).