Research
Als die Kirche Nidau 1678 grundlegend umgestaltet wurde, entschloss sich die Berner Obrigkeit, das heisst ihre deutsche Vennerkammer dazu, für den dortigen neuen Chor einen ganzen Scheibenzyklus anfertigen zu lassen. Der darauf bezügliche Eintrag im Manual der Vennerkammer vom Mai 1679 lautet folgendermassen: "Ehrenwappen in die Kirche zu Nidau und Kilchdorf. Nach derer von Nidau und Kilchdorf Anhalten haben Mgh. die Venner Ihnen bewilliget, des Standes und Mgh. dieser Vennerkammer Ehrenwappen in Ihre neu erbauten Kirchen zu setzen. Ihr Mgh. Seckelmeister werdet fründtlich ersucht, diese Wappen für beide Orte nach dem Mass der Fenster, so von jedem Ort eingegeben werden soll, machen zu lassen und zu bezahlen" (Maibach/Schwalm, S. 69). Ursprünglich sah die Vennerkammer also vor, für die Kirchen von Nidau und Kirchdorf ausser den Wappenscheiben des Schultheissen, des Seckelmeisters und der vier Venner auch das Ehrenwappen des Standes selbst in Auftrag zu geben. Im Falle Nidaus verzichtete man aber dann auf die Herstellung einer neuen Standesscheibe. Stattdessen begnügte man sich damit, die beiden 1607 in den Vorgängerbau verehrten Bernscheiben in den 1678 erstellten Chor zu übernehmen (s. d.). Der zusätzlich dazu in Auftrag gegebene Zyklus mit den Wappen der sechs genannten Amtmänner wurde 1680/81 in der Werkstatt Hans Jakob Güders geschaffen. Dies belegen zum einen dessen Monogramm auf der Scheibe von Seckelmeister Engel und zum anderen die 200 Pfund, die Güder laut der vom bernischen Vogt in Nidau 1682/83 erstellten Amtsrechnung dafür erhielt (Heinz Matile, in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde und Kartei Künstler, Bernisches Historisches Museum). Auf die Werkstatt Güders als Produktionsort weist ebenfalls folgender Eintrag in der im Burgerarchiv Nidau erhaltenen Burgermeisterrechnung dieses Ortes von 1681 (S. 6): "wegen denen Schilden by Hrn Glasmaler Güder gewesen" (Moser 2005, S. 421, Anm. 285). Den Grund für diese Angabe bildeten wohl die Fenstermasse, welche, wie im Vennermanual von 1679 vermerkt (s. o.), die um die Scheiben bittenden Gemeinden Nidau und Kirchdorf offenbar direkt an den mit der Werkausführung betrauten Glasmaler übermittelten. Im Falle Nidaus passierte bei der Übermittlung der Masse jedoch ein Fehler. Die sechs 1680/81 von Bern zusätzlich gestifteten Wappenscheiben schuf Jakob Güder nämlich in zu kleiner Grösse. Vor ihrer Einsetzung in die Kirchenfenster fügte ihnen deshalb der Bieler Glasmaler Hans Heinrich Laubscher Randergänzungen bei. Dokumentiert ist die betreffende Anpassung in der Burgermeisterrechnung Nidaus von 1681/82 (S. 16): "Hrn. Hans Heinrich Loupscher dem Glasmahler zu Biel, obgemelte Ehrenwappen etwas grössers zu mahlen und einzufassen, deren 6 wahren" (Moser 2005, S. 81). Bei der Wappenscheibe Johann Rudolf Wurstembergers ist Laubschers architektonische Randergänzung einheitlich durchgestaltet. Bei den fünf anderen Scheiben hingegen besteht dieselbe mit Ausnahme der oberen Gebälkzone in grossen oder zumindest kleineren Partien aus zusammengestückelten Teilen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Laubscher auch diese Glasgemälde mit einer einheitlichen architektonischen Einfassung versah und dass es in ihrem Falle bei späteren Restaurierungen diesbezüglich zu Verschiebungen und Auswechslungen kam.
Samuel Frisching (12.3.1605–1.9.1683) war ein Sohn Johanns (1569–1620) und der Maria Sager. 1627 ehelichte er Susanna Lombach und 1661 Katharina von Bonstetten. 1621–1623 studierte er in Genf und danach bis 1626 in Paris. Zurück in Bern wurde er hier 1629 des Grossen Rats, 1634 Grossweibel, 1637 Vogt von Trachselwald, 1646 Sechzehner, 1647 Kleinrat, 1648 Bauherr und 1653 Venner. Seine Karriere gipfelte im Schultheissenamt, das er von 1668 bis zu seinem Tod bekleidete. Als Landvogt zu Trachselwald erweiterte er das dortige Schloss, seinen Amtssitz. Mit Langnau eng verbunden, liess er sich dort einen Landsitz bauen. In Langnau erwarb er sich 1649 auch das Pintenschenkrecht im Gasthaus "Hirschen". 1673/74 wirkte er dort als Initiant des Kirchenbaues (HLS 4/2005, S. 838; HBLS 3/1926, S. 341). In Bern war Frisching von 1620–1683 Besitzer des Von-Wattenwyl-Hauses an der Junkerngasse, für das er 1676 vermutlich seine noch heute dort befindliche Porträtscheibe anfertigen liess (Kunstsammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Inv. vW 152).
Als Vogt zu Trachselwald stiftete Frisching 1642 in die Kirche Trub eine Scheibe. Von Hans Jakob Güder geschaffene Scheiben Frischings gibt es in der Berner Nydegg-Kirche (1668) sowie in den Kirchen von Langnau (1674) und Nidau (1680). Verschollen ist seine 1670 ins Pfarrhaus (Pfrundhaus) von Höchstetten (Grosshöchstetteten) gestiftete Scheibe (Keller-Ris 1915, S. 169).
Egbert Friedrich von Mülinen sah 1893 die Scheibe Frischings in einem Fenster der Chornordseite ( "im Chor links"), also wohl am gleichen Standort wie heute. Ihm zufolge waren damals die Glasgemälde im Chor, besonders die der linken Seite, stark beschädigt sowie diejenigen im Schiff restauriert.
Dating
1680
Original Donor
Frisching, Samuel (1605–1683), Schultheiss
Place of Manufacture
Owner
Seit 1984 Kirchgemeinde Nidau (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).
Previous Owner