Research
Der Neubau des Kirchenschiffs (Saalkirche) von Riggisberg im Jahre 1687/88 vollzog sich unmittelbar nach der am 18. Januar 1687 erfolgten Übergabe der Herrschaft Riggisberg von Gabriel von Wattenwyl (1654–1730) an Albrecht von Erlach (s. u.). Den Anstoss zum Kirchenumbau und den beiden Fenster- und Wappenstiftungen gab demnach der damalige neue Herr von Riggisberg.
In der Publikation von 1998 wird die vorliegende Scheibe als Stiftung des Johann Rudolf von Erlach (1634–1711) angesprochen (S. 60–62). Dieser war der Sohn von Hieronymus (1607–1662), dem Herrn zu Riggisberg, und seit 1656 Gatte der Susanna Dorothea von Erlach. Nach dem Tod seines Vaters wurde er Herr zu Rümligen und Riggisberg, 1673 des Grossen Rats zu Bern sowie 1702 Landvogt nach Buchsee. Aufgrund seiner Übergriffe war er bei den Riggisbergern verhasst. Seiner Zuwiderhandlungen gegen die Twingangehörigen von Riggisberg wegen entzog ihm die Berner Regierung am 23. Juni 1686 die Gewalt über die Herrschaft Riggisberg, und dieser verkaufte dieselbe für 90'000 Pfund und im Tausch gegen das Rabbentalgut in Bern an Gabriel von Wattenwyl. Letzterer wiederum veräusserte seine neue Herrschaft bereits am 18. Januar 1687 an Albrecht von Erlach (1644–1723). Johann Rudolf von Erlach war 1688 somit nicht mehr Herr zu Riggisberg und deshalb kann er damals auch nicht der Auftraggeber der Scheibe gewesen sein. Dies belegt ebenfalls die darauf angebrachte Inschrift, die den Stifter als Herrn zu Schadau und Zeugherrn zu Bern bezeichnet. Diese Titel und Amtsbezeichnung führte damals Johann Rudolf der Jüngere von Erlach (1630–1693), der Sohn Johann Rudolfs des Älteren (1585/86–1643) und Bruder des bereits genannten Hieronymus (1607–1662). Er war mit anderen Worten der Onkel seines Namensvetters Johann Rudolf (1634–1711). 1644 wurde er Mitglied des Grossen und 1682 des Kleinen Rats zu Bern, 1668 Schultheiss zu Thun und 1687 Zeugherr in seiner Heimatstadt. Am 12. August 1653 ehelichte er in Thurnen Johanna Rosina von Erlach (1631–1700), die Tochter des Franz Ludwig und der Johanna von Graffenried (HBLS 3/1926, S. 61).
Von ihm gibt es Wappenscheiben in den Kirchen von Kirchenthurnen (1673) und Riggisberg (1688) sowie eine weitere im Schlossmuseum Spiez, die er 1676 in die dortige Schlosskirche schenkte. Nicht mehr erhalten ist seine Wappenstiftung, die er 1679 in die Kirche Kirchdorf machte (1871 beim Kirchenbrand zerstört; vgl. Thormann/von Mülinen 1896, S. 47, 72).
Die beiden Von-Erlach-Wappenstiftungen in Riggisberg sind der von Hans Jakob Güder signierten Wappenscheibe des Sigismund von Erlach aus dem Jahre 1681 in der Kirche Steffisburg stilistisch und kompositorisch nahe verwandt. Sie geben sich damit als Arbeiten dieses Berner Glasmalers zu erkennen.
In welchem Fenster des 1687/88 erneuerten Langhauses sich die beiden Glasgemälde ursprünglich befanden, ist nicht dokumentiert. An ihren heutigen Standort wurden sie erst in der Neuzeit versetzt.
Dating
1688
Original Donor
Erlach, Johann Rudolf der Jüngere von (1630–1693), Herr zu Schadau
Place of Manufacture
Owner
Kirchgemeinde Riggisberg-Rüti