Research
Wie die Wappenscheiben in der Kirche ursprünglich angeordnet waren, lässt sich nicht mehr sicher rekonstruieren. Von Mülinens Beschreibung von 1883 lässt einiges unklar. Die Berner Standesscheibe und die Scheibe des Seckelmeisters Fischer waren sicher für das zentrale Chorfenster bestimmt. Sie sind beide etwas grösser als die vier Vennerscheiben, welche die beiden seitlichen Fenster schmückten. Die Scheibe Wurstemberger befand sich nach der Beschreibung von Mülinens auch im Chor, wohl im zweiten südlichen Chorfenster. In den vier Fenstern des Schiffes waren die zwei Scheiben von Erlach, die Scheibe von Wattenwyl, die Scheibe Hopf sowie die Scheibe von Kirchenthurnen angebracht (vgl. von Mülinen 1883). Bereits 1906 befanden sich alle zwölf Scheiben im zentralen Chorfenster (vgl. Kasser 1906).
Johann Rudolf der Jüngere von Erlach (1630–1693), der Sohn Johann Rudolfs des Älteren (1585/86–1643) und der Bruder des Hieronymus (1607–1662) war Herr zu Schadau. Er wurde 1644 Mitglied des Grossen und 1682 des Kleinen Rats zu Bern, 1668 Schultheiss zu Thun und 1687 Zeugherr in seiner Heimatstadt. Am 12. August 1653 ehelichte er in Thurnen Johanna Rosina von Erlach (1631–1700), die Tochter des Franz Ludwig von Erlach und der Johanna von Graffenried (HBLS 3/1926, S. 61).
Von ihm gibt es Wappenscheiben in den Kirchen von Kirchenthurnen (1673) und Riggisberg (1688) sowie eine weitere im Schlossmuseum Spiez, die er 1676 in die dortige Schlosskirche schenkte. Nicht mehr erhalten ist seine Wappenstiftung, die er 1679 in die Kirche Kirchdorf machte (1871 beim Kirchenbrand zerstört; vgl. Thormann/von Mülinen 1896, S. 47, 72).
Wie die Venner-Scheiben in Kirchenthurnen stammt das vorliegende Glasgemälde von Hans Jakob Güder. Analog gestaltet ist Güders Von-Erlach-Scheibe in der Kirche Steffisburg von 1681.
Dating
1673
Original Donor
Erlach, Johann Rudolf der Jüngere von (1630–1693), Schultheiss
Place of Manufacture
Owner
Kirchgemeinde Kirchenthurnen.
Die Unterhaltspflicht der sieben Glasgemälde im Chor 1915 vom Staat Bern damals zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).