Research
Möglicherweise war es Matthäus Ensinger, der selbst mit einer Wappenscheibe in der Kirche vertretene Vogt von Wangen, der sich anlässlich des 1515 errichteten Neubaues darum bemühte, dass ausser Bern weitere Stände und Institutionen dorthin Fenster und Wappen schenkten. Bern selbst machte seine Stiftung 1515, die meisten anderen Donatoren wohl aber etwas später, zum Teil vielleicht ab 1519 im Anschluss an die Übernahme des Kirchensatzes durch Bern.
Laut Hans Lehmann sollen die Ursenbacher Scheiben mit Ausnahme derjenigen Solothurns von Jakob Stächeli (Stäheli) stammen. Von Stächeli kennt man jedoch weder signierte noch durch Schriftquellen bezeugte Glasgemälde. Dass dieser Berner Glaser auf Glas malte, ist demnach nicht erwiesen (Anderes 1963, S. 125) und Lehmanns Zuschreibung somit nicht stichhaltig.
Wie Bern und Freiburg machte Luzern eine aus einer runden Standes- und einer hochrechteckigen Figurenscheibe bestehende Doppelstiftung nach Ursenbach. Aufgrund ihrer nahen stilistischen Verwandtschaft lassen sich davon die Freiburger und Luzerner der gleichen Hand zuweisen. Gemäss Heinz Matile müsste dieselbe mit dem Berner Glasmaler Jakob Meyer identisch sein. Ihm zufolge soll es sich bei der Freiburger (und Berner) Stiftung in Ursenbach nämlich um Arbeiten dieses Glasmalers handeln (Matile, in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, BHM Bern). Matile verweist dabei auf das Damastmuster der Freiburger Nikolaus-Scheibe, das mit jenem der mit Meyer in Verbindung gebrachten Mauritius-Scheibe in der Kirche Jegenstorf übereinstimmt. Die Kombination von hochrechteckiger Figuren- und runder Ämterscheibe kennt man ebenfalls von Berns Doppelstiftung von 1519 in der Kirche Aeschi. Während die dortige Vinzenzenscheibe hinsichtlich der Figurenkomposition mit derjenigen in Ursenbach übereinstimmt, besitzt Berns runde Ämterscheibe in Aeschi mit der Freiburger von Ursenbach verwandte Züge. Von der Annahme ausgehend, dass Jakob Meyer der Schöpfer der beiden genannten Glasgemälde in Aeschi war, zieht Matile ihn auch als solchen für die Stiftungen Freiburgs und Berns in Ursenbach in Betracht. Die Zuschreibung der zwei Glasgemälde von Aeschi an Meyer vermag jedoch nicht zu überzeugen. Zudem reichen die betreffenden Werke in Ursenbach von ihrer Qualität her nicht an die bei Meyer in Auftrag gegebene Freiburger Stiftung in Jegenstorf heran.
Weil die zwischen 1515 und 1523 in die Kirche Ursenbach gekommenen Scheiben stilistisch keine wirklich homogene Gruppe bilden, werden an ihrer Herstellung sicher mehrere Glasmaler beteiligt gewesen sein. Beim gegenwärtigen Kenntnisstand lässt sich allerdings nicht beantworten, wie diese organisiert waren, d. h. ob sie verschiedenen Werkstätten angehörten oder ob sie für das Projekt in Ursenbach zeitweilig in einer Werkstattgemeinschaft zusammenarbeiteten. Kaum aufrechtzuerhalten sind die von der Forschung im 20. Jahrhundert gemachten Zuschreibungen an einzelne Berner Glasmaler.
Laut Egbert Friedrich von Mülinen (1872) wurden die alten Glasgemälde nach der Restaurierung Röttingers von diesem in den Fenstern "unrichtig und bunt durcheinander" eingesetzt. Vor dieser Restaurierung waren die beiden Luzerner Scheiben im "2. Fenster" des Chores eingefügt und dort dürften sie sich bereits ursprünglich befunden haben (Thormann/von Mülinen 1896).
Dating
um 1519
Period
1515 – 1523
Original Donor
Place of Manufacture
Owner
Kirchgemeinde Ursenbach.
Die Unterhaltspflicht der zwölf 1901 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).