Research
Die sechs nicht zum zwölfteiligen Scheibenzyklus im Chor gehörenden Glasgemälde gelangten gleichfalls zur Zeit der Chorerneuerung, das heisst um 1521/22, in die Kirche. Weil man damals auch das Langhaus mit neuen Fenstern versah, liegt die Annahme nahe, dass sie für diese bestimmt waren. Nach Johann Rudolf Rahn (1882) sowie Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen (1896) befanden sich die sechs betreffenden Scheiben gegen Ende des 19. Jahrhunderts jedenfalls im Kirchenschiff, und zwar die vorliegende laut Hermann Kasser (1893) im "ersten Fenster auf der Nordseite".
Aufgrund der teilweise unrichtig ergänzten Namensinschriften lässt sich das Stifterehepaar der zwei Figurenscheiben mit Christophorus und der Mondsichelmadonna nicht sicher identifizieren. Bei den Schwander handelt es sich um eine Berner Familie. Hans Lehmann weist das rote Wappen mit dem silbernen Stern ohne nähere Begründung einem Töni Schwander zu. Laut dem Jahrzeitbuch der Kirche Worb gab es vor 1520 in Enggistein einen Wirt namens Hans Schwander der Jüngere, und 1517 ist ein Wilhelm Schwander als Grossrat in Bern bezeugt. Murielle Schlup vermutet im Stifter entweder den genannten Hans Schwander der Jüngere oder jenen Hans Schwander, der Amtmann zu Worb war und für Niklaus II. und Wilhelm von Diesbach ein Hausbuch verfasste. Weil Schwanders Scheibe als Schildbegleiter Christophorus zeigt, kann man sich aber auch fragen, ob ihr Auftraggeber allenfalls ein Christoph Schwander war. Ganz unterschiedlich gelesen wird der Name von dessen Gemahlin, nämlich "Elsbeth Stellin" (Kasser 1893 und Engler 1933), "Elsbeth Dewin" (Thormann/v. Mülinen 1896), "Esther Demin" (Lehmann 1913) und "Elsbet Lewin" (Schlup 2005). Wie die Frau des unbekannten Stifters genau hiess, lässt sich beim heutigen Kenntnisstand nicht beantworten.
Nach Hans Lehmann soll die Scheibe von Lukas Schwarz stammen. Weil von Schwarz keine gesicherten Glasgemälde existieren, erweist sich diese Zuschreibung als unbegründet. Aufgrund ihres Stiles darf man die Doppelstiftung Schwanders und seiner Gemahlin aber einem Mitarbeiter der gleichen Werkstatt wie die Chorscheiben zusprechen.
Dating
um 1522
Period
1520 – 1525
Original Donor
Schwander, (Hans, Johannes?) · Lewin, Elisabeth (Elsbeth oder Esther Dewin, Demin)
Place of Manufacture
Owner
Kirchgemeinde Worb.
Die Unterhaltspflicht der dreizehn 1901 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).