Research
Bern schenkte in den Kirchenneubau von 1515 das zentrale Chorfenster mit sechs Farbscheiben. In der oberen Reihe wird Maria mit dem Kind von den Heiligen Vinzenz und Achatius flankiert, in der unteren Reihe nehmen zwei Engel mit den Standeswappen das Reichswappen in die Mitte.
1515 wurde Hans Sterr vom Berner Seckelmeister für die sechs Scheiben in Jegenstorf entlöhnt: "denne Hansen Sterren vmb 6 groβe Stück Wappen mit ettlichen Schiben zv fassen, gan Jegestorf 66 Pfd. 19 β 4 Pfg." (Trächsel 1877). Es sind jedoch innerhalb dieser sechs Glasgemälde stilistische Unterschiede festzustellen. So folgen etwa die beiden Engel zwar demselben Schema, zeigen aber verschiedene Linienführungen und Schraffurtechniken. Ausserdem entstand 1522, sechs Jahre nach Hans Sterrs Tod, eine eng verwandte Bernscheibe mit Engelsfigur für die Kirche Leuzigen. Zu den an Jakob Meyer bezahlten Scheiben der Freiburger und der Thuner Stiftungen in Jegenstorf sind dabei enge Parallelen festzustellen. Man darf deshalb annehmen, dass Jakob Meyer an dem von Bern bei Hans Sterr in Auftrag gegebenen Zyklus für Jegenstorf mitarbeitete. Zudem waren daran sicherlich weitere Werkstattmitarbeiter beteiligt.
Der hl. Achatius, der Anführer der thebäischen Legion, wird selten abgebildet. Seine Darstellung in Jegenstorf geht wohl auf eine Vorlage von Niklaus Manuel Deutsch zurück. Dieser schuf 1516 einen Altar für die Kirche von Grandson, auf dessen linkem Innenflügel der Heilige mit Schwert und Kruzifix wie in Jegenstorf gezeigt wird. Er trägt die Inschrift "BOCKACIVSS", die mit der Inschrift in Jegenstorf "APOKACTIVS" ebenfalls vergleichbar ist (vgl. Kat. Manuel 1979, S. 226, Abb. 42; Trümpler 1989, S. 73). Dieselbe Figur zeigt Schindlers Glasgemälde von 1518 in der Kirche Lauperswil. Diese stellt aber laut Inschrift nicht Achatius, sondern den hl. Wilhelm dar. Die Scheibe in Jegenstorf scheint für diejenige in Lauperswil die direkte Vorlage geliefert zu haben, wurde aber von einem anderen Glasmaler ausgeführt.
Dating
1515
Original Donor
Place of Manufacture
Owner
Seit 1984 Kirchgemeinde Jegenstorf (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).
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