Research
Zehn Glasgemälde der Kirche tragen das Wappen von Erlach, der Herren von Jegenstorf, in deren Besitz sich Schloss und Gerichtsbarkeit des Dorfes Jegenstorf von 1321 bis 1593 befanden. 1593 kamen diese durch Kauf an Ulrich von Bonstetten.
Die Scheibe befand sich bis 1971 im Chorfenster s II. Ihr für die Grösse des Kirchenfensters kleines Format spricht dafür, dass sie 1539 nicht in das Gotteshaus, sondern in das Schloss Jegenstorf gestiftet worden war. Zudem hatten Johann Rudolf von Erlach und seine Frau Dorothea Velga der Kirche bereits 1530 eine Allianzscheibe verehrt.
Als im Jahr 1539 Johann Rudolfs Vater Johann von Erlach starb, übernahm dessen Bruder Wolfgang die Herrschaft von Jegenstorf. Dieser Erbantritt könnte die Scheibenstiftung ins Schloss veranlasst haben.
Die heute in der Kirche von Jegenstorf befindlichen Glasgemälde Johann Rudolf von Erlachs wurden von diesem offenbar beim gleichen Meister in Auftrag gegeben, lassen sie sich doch von ihrem Stil her mit der Werkstatt Hans Funks verbinden. Mit dem vorliegenden Glasgemälde vergleichbar sind auch die etwas kleineren runden Allianzscheiben aus dem Schloss Worb, unter denen sich ebenfalls eine Stiftung des Johann Rudolf von Erlach findet (s. u.).
Johann Rudolf von Erlach (1504–1553), der Sohn Johanns (1474–1539), war Freiherr zu Spiez und Herr zu Riggisberg. Seine aus Freiburg stammende französischsprachige Frau Dorothea Velga brachte ihm die Herrschaft Heitenried zu, wodurch er zum reichsten Berner seiner Zeit wurde. Er diente der französischen Krone und wurde 1525 in der Schlacht von Pavia gefangen genommen. In Bern wurde er 1525 Mitglied des Grossen und 1540 des Kleinen Rats. 1528 ernannte man ihn zum Thuner Schultheissen und 1530–1535 amtete er als Schultheiss zu Murten. 1536 schlug er die Landvogtei Gex aus (HBLS 3/1926, S. 60; von Erlach 1989, Stamm-Taf. C VIII).
In der Kirche Jegenstorf gibt es von Johann Rudolf von Erlach und seiner Frau zwei Allianzwappenscheiben von 1530 und 1539. Von ihm dürfte ebenfalls die dort befindliche Von-Erlach-Scheibe aus der Zeit um 1530 stammen, die wie vermutlich die vorliegende möglicherweise ebenfalls für das Schloss Jegenstort geschaffen wurde. Seine um 1538 ins Schloss Worb gestiftete Allianzscheibe ist im Besitz des Bernischen Historischen Museums (BHM Bern, Inv. 23610). Ebendort erhalten sind der Riss zu einer solchen (Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 174) sowie eine weitere Allianzwappenscheibe aus dem Jahr 1541 (BHM Bern, Inv. 23613). Auf ihn dürfte auch eine Scheibe in der Lesegesellschaft Basel zurückgehen (Lehmann 1915, S. S. 231, 324f.). Zwei vermutlich 1527 datierte Rundscheiben mit dem Wappen von ihm beziehungsweise seiner Frau gehörten zum umfangreichen Zyklus, der um/nach 1527 ins Bubenberg'sche Sässhaus in Bern gestiftet wurde, wo Johann Rudolf von Erlach wohnhaft war. Dieser später in die Kirche Hindelbank überführte und dort verbrannte Zyklus muss durch ihn oder seinen Vater in Auftrag gegeben worden sein (vgl. Lehmann 1913).
Dating
1539
Original Donor
Erlach, Johann Rudolf von (1504–1553) · Velga (Felga), Dorothea
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Seit 1984 Kirchgemeinde Jegenstorf (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).
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