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BE_802: Runde Allianzwappenscheibe Johann (Hans) Rudolf von Erlach und Dorothea Velga (Felga)
(BE_Jegenstorf_refK_vonErlach_1539)

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Title

Runde Allianzwappenscheibe Johann (Hans) Rudolf von Erlach und Dorothea Velga (Felga)

Type of Object
Artist / Producer
Funk, Hans · zugeschr.
Dating
1539
Dimensions
42 cm im Licht

Iconography

Description

Die Rundscheibe zeigt die Vollwappen von Johann Rudolf von Erlach und Dorothea Velga vor gefiedertem blauem Damast. Die Komposition wird kranzförmig von zwei Spruchbändern mit den Namen und der Devise der Stifter umschlossen.

Iconclass Code
46A122 · armorial bearing, heraldry
Heraldry

Wappen Johann Rudolf von Erlach, Dorothea Velga (Felga)

Inscription

Hans růdolf Von Erlach ANNO DOMINI M.D.XXXVIIII dorathea felgin / Min Hoffnung trost vnd zůfersicht die sÿgentt allein vff Cristvm gericht.

Signature

Keine

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Einige Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1940: Abnahme der Scheiben durch Glasmaler Eduard Boss sowie 1945 Wiedereinsetzung derselben durch den Berner Glasermeister Paul Wüthrich (Staatsarchiv Bern, BB 05.7.343).
1971 Konrad Vetter, Bern: Die Jegenstorfer Glasgemälde wurden 1971 durch Vetter restauriert sowie in den Fenstern neu angeordnet.

Technique

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

History

Research

Zehn Glasgemälde der Kirche tragen das Wappen von Erlach, der Herren von Jegenstorf, in deren Besitz sich Schloss und Gerichtsbarkeit des Dorfes Jegenstorf von 1321 bis 1593 befanden. 1593 kamen diese durch Kauf an Ulrich von Bonstetten.

Die Scheibe befand sich bis 1971 im Chorfenster s II. Ihr für die Grösse des Kirchenfensters kleines Format spricht dafür, dass sie 1539 nicht in das Gotteshaus, sondern in das Schloss Jegenstorf gestiftet worden war. Zudem hatten Johann Rudolf von Erlach und seine Frau Dorothea Velga der Kirche bereits 1530 eine Allianzscheibe verehrt.
Als im Jahr 1539 Johann Rudolfs Vater Johann von Erlach starb, übernahm dessen Bruder Wolfgang die Herrschaft von Jegenstorf. Dieser Erbantritt könnte die Scheibenstiftung ins Schloss veranlasst haben.

Die heute in der Kirche von Jegenstorf befindlichen Glasgemälde Johann Rudolf von Erlachs wurden von diesem offenbar beim gleichen Meister in Auftrag gegeben, lassen sie sich doch von ihrem Stil her mit der Werkstatt Hans Funks verbinden. Mit dem vorliegenden Glasgemälde vergleichbar sind auch die etwas kleineren runden Allianzscheiben aus dem Schloss Worb, unter denen sich ebenfalls eine Stiftung des Johann Rudolf von Erlach findet (s. u.).

Johann Rudolf von Erlach (1504–1553), der Sohn Johanns (1474–1539), war Freiherr zu Spiez und Herr zu Riggisberg. Seine aus Freiburg stammende französischsprachige Frau Dorothea Velga brachte ihm die Herrschaft Heitenried zu, wodurch er zum reichsten Berner seiner Zeit wurde. Er diente der französischen Krone und wurde 1525 in der Schlacht von Pavia gefangen genommen. In Bern wurde er 1525 Mitglied des Grossen und 1540 des Kleinen Rats. 1528 ernannte man ihn zum Thuner Schultheissen und 1530–1535 amtete er als Schultheiss zu Murten. 1536 schlug er die Landvogtei Gex aus (HBLS 3/1926, S. 60; von Erlach 1989, Stamm-Taf. C VIII).
In der Kirche Jegenstorf gibt es von Johann Rudolf von Erlach und seiner Frau zwei Allianzwappenscheiben von 1530 und 1539. Von ihm dürfte ebenfalls die dort befindliche Von-Erlach-Scheibe aus der Zeit um 1530 stammen, die wie vermutlich die vorliegende möglicherweise ebenfalls für das Schloss Jegenstort geschaffen wurde. Seine um 1538 ins Schloss Worb gestiftete Allianzscheibe ist im Besitz des Bernischen Historischen Museums (BHM Bern, Inv. 23610). Ebendort erhalten sind der Riss zu einer solchen (Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 174) sowie eine weitere Allianzwappenscheibe aus dem Jahr 1541 (BHM Bern, Inv. 23613). Auf ihn dürfte auch eine Scheibe in der Lesegesellschaft Basel zurückgehen (Lehmann 1915, S. S. 231, 324f.). Zwei vermutlich 1527 datierte Rundscheiben mit dem Wappen von ihm beziehungsweise seiner Frau gehörten zum umfangreichen Zyklus, der um/nach 1527 ins Bubenberg'sche Sässhaus in Bern gestiftet wurde, wo Johann Rudolf von Erlach wohnhaft war. Dieser später in die Kirche Hindelbank überführte und dort verbrannte Zyklus muss durch ihn oder seinen Vater in Auftrag gegeben worden sein (vgl. Lehmann 1913).

Dating
1539
Previous Location
Place of Manufacture
Owner

Seit 1984 Kirchgemeinde Jegenstorf (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Previous Owner

Staat Bern

Bibliography and Sources

Literature

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 409.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Drittes Heft. Mittelland. II. Jegistorf–Ottenleuebad, Bern 1881, S. 8f.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik, schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Januar 1882, Nr. 1, S. 240f.

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidg. Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 69, Nr. 20.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 241.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 17/1915, S. 322 (Joseph Gösler).

Hans Lehmann, Die Kirche zu Jegenstorf und ihre Glasgemälde. Festschrift zur Jubiläumsfeier des vierhundertjährigen Bestandes, Bern 1915, S. 35, 47 (Hans Funk).

Rudolf Wegeli. Ein Scheibenzyklus aus dem Schlosse Worb, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. 13, 1933, S. 7.

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 67f.

Stefan Trümpler, Die Glasgemälde in der Kirche, in: Jegenstorf. Eine Ortsgeschichte, Jegenstorf 1989, S. 70f., 77.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97, Bd. 1, S. 169.

Vgl.

Hans Lehmann, Die zerstörten Glasgemälde in der Kirche von Hindelbank und ihre Beziehungen zur Familie von Erlach, in: Berner Kunstdenkmäler, Bd. 4, o. J. [1913].

Hans Ulrich von Erlach, 800 Jahre Berner von Erlach. Die Geschichte einer Familie, Bern 1989.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

References to Additional Images

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Howald 06668.42 (+c); SNM Zürich, Neg. 8968, 8971 (Hans Funk)

Image Information

Name of Image
BE_Jegenstorf_refK_vonErlach_1539
Credits
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Fribourg)
Date
2015
Copyright
© Reformierte Kirchgemeinde Jegenstorf Urtenen
Owner

Seit 1984 Kirchgemeinde Jegenstorf (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Inventory

Reference Number
BE_802
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016