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BE_836: Bern-Zähringen-Scheibe mit dem thronenden Herzog Berchtold V. von Zähringen
(BE_Holligen_Schloss_BE1542)

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Title

Bern-Zähringen-Scheibe mit dem thronenden Herzog Berchtold V. von Zähringen

Type of Object
Artist / Producer
Place of Manufacture
Dating
1542
Dimensions
39 x 34 cm im Licht
Location
Place
Lunette über Eingangsportal
Inventory

Iconography

Description

Die Scheibe zeigt den Stadtgründer Herzog Berchtold V. von Zähringen thronend in einer zentralperspektivisch angelegten blauen Nischenarchitektur. Neben ihm sind der Zähringer und Berner Venner postiert. Die beiden in einen hellblauen Voll- beziehungsweise Halbharnisch gekleideten Begleitfiguren stehen mit den Bannern Zähringens und Berns in ihren Händen auf dem Thronpodium. Davor sind zu Füssen des Herzogs die Wappenschilde von Zähringen und Bern sowie über dem letzteren der Reichsadler mit dem Reichsapfel in den Krallen festgehalten. Die Figurengruppe wird seitlich von marmorierten rosa Pfeilern gerahmt. Das Oberbild schildert in zwei Szenen die Gründungssage Berns, die zum Namen der Stadt geführt haben soll. Während in derjenigen links die herzoglichen Jäger den Bären erlegen, werden diese in der Szene rechts mit ihrer Beute vom Stadtgründer empfangen.

Iconclass Code
25F23(BEAR) · beasts of prey, predatory animals: bear
25F33(EAGLE)(+12) · predatory birds: eagle (+ heraldic animals)
43C11 · hunting, chase
44A311 · standard-bearer, flag-bearer
44B193 · orb (symbol of sovereignty; sphere with cross on top)
46A122 · armorial bearing, heraldry
Iconclass Keywords
Heraldry

Wappen, Banner Bern, Zähringen

Inscription

15 42.

Signature

Keine

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Das Eckstück oben rechts mit dem thronenden Herzog alt ergänzt (rückseitig blau emailliert); das Glas mit dem rechten Bein des Zähringer Venners neu ergänzt; ein kleines altes Flickstück im linken Rahmenpfeiler; einige Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.
Das Glasgemälde befindet sich zusammen mit seinem Pendant von 1542 (s. u.) und der ovalen Berner Ämterscheibe von 1581 in der Lünette des Eingangsportals von Schloss Holligen, und zwar in einer Verglasung des 19. Jahrhunderts.
Restaurierungen
2015 Daniel Stettler, Bern: Reinigung der Lünettenverglasung mit den darin eingesetzten drei Scheiben des 16. Jahrhunderts und Anbringung einer Schutzverglasung.

Technique

Farbloses und farbiges Glas; rotes, violettes und hellblaues Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

History

Research

Das Glasgemälde stammt aus dem gleichen Jahr und von der gleichen Hand wie dasjenige mit dem aus der Brust des Zähringerherzogs wachsenden Berner Ämterbaum. Diese beiden auch in den Massen übereinstimmenden, Herzog Berchtold V. von Zähringen als Stadtgründer verherrlichenden Werke müssen als Pendants für denselben Ort geschaffen worden sein. 1661 befand sich die Scheibe mit dem thronenden Herzog in der Vennerstube des Berner Rathauses. Dies belegt die damals von Albrecht Kauw gemalte Innenansicht der Stube mit der darin versammelten Ohmgeldkammer (BHM Bern, Inv. 1953; Herzog 1999, Kat.-Nr. 114, Abb.; Hofer 1947, S. 174, Anm. 6; S. 199, Nr. 25 [hier irrtümlicherweise Johannes Dürer zugeschrieben]). Darin ist im Oberlicht des mittleren der drei in die Nordwand der Stube eingebauten Butzenfenster diese Scheibe (assymetrisch) eingefügt. Dass Glasgemälde zur Ausstattung der 1531 im zweiten Stockwerk des Rathauses eingerichteten Vennerstube zählten, ist kaum zu bezweifeln (Hofer 1947, S. 32f., 174). An sich könnte dazu die Scheibe mit dem thronenden Stadtgründer gehört haben. Allerdings wird sie 1542 zusammen mit der Ämterbaumscheibe im gleichen Raum zur Aufstellung gekommen sein (s. o.). Weil sie in Kauws Innenansicht der Vennerstube in den drei Butzenfenstern das einzige Glasgemälde überhaupt darstellt und dementsprechend verloren wirkt, dürfte sie sich ursprünglich denn auch kaum in dieser Weise präsentiert haben. Es wäre demnach denkbar, dass der Berner Rat 1542 die beiden Scheiben für seine elf Jahre zuvor errichtete Vennerkammer oder Vennerstube in Auftrag gab. Vor 1661 müsste es dann zu ihrer Versetzung beziehungsweise Trennung gekommen sein, wobei man die eine davon in der Vennerstube beliess. Nahe liegender ist jedoch die Annahme, dass ihr ursprünglicher Bestimmungsort nicht die Vennerkammer im Rathaus, sondern ein anderer Staatsbau war. Damit gemeint ist das Hauptwerk des bernischen Profanbaues im 16. Jahrhundert, die zwischen 1526 und 1541 an der heutigen Postgasse erbaute Staatskanzlei, an deren Realisierung damals führende Berner Amtsträger wie der Stadtschreiber Peter Cyro oder der Seckelmeister Hans Franz Nägeli mitwirkten. Mit dem Einbau der Öfen und Fenster wurde der neue Amtssitz nach einer Bauzeit von anderthalb Jahrzehnten 1541 vollendet (Hofer 1947, S. 34f.), also vermutlich genau zu jenem Zeitpunkt, als sich der Berner Rat an die Auftragsvergabe der beiden dem Stadtgründer gewidmeten Scheiben machte. Einiges spricht somit dafür, dass die beiden Glasgemälde für die Staatskanzlei, das "Gedächtnis der Staatsverwaltung" geschaffen wurden.

Die beiden inhaltlich bedeutungsvollen Glasgemälde von 1542 gehören zu den künstlerisch herausragendsten Leistungen bernischer Glasmalerei aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Sie stammen also sicher von einem Meister, der im Dezennium nach Hans Funks Tod († um 1540) in der Aarestadt zu den führenden Glasmalern zählte. Weil die Staatsrechnungen aus den Jahren von 1541 bis 1551 nicht erhalten geblieben sind, lässt sich jedoch nicht schlüssig beantworten, wer unter den damals zahlreichen Berner Glasmalern aufgrund seines Renommees von der Obrigkeit ganz besonders geschätzt und demzufolge regelmässig mit wichtigen Aufträgen eingedeckt wurde. Alfred Scheidegger glaubt, dass es sich bei Joseph Gösler um einen solchen handeln muss. Für Gösler eindeutig gesicherte Glasmalereien existieren jedoch keine und deshalb erweist sich das von Scheidegger für diesen in Anspruch genommene umfangreiche, auch die beiden Scheiben von 1542 enthaltende Œuvre als eine unhaltbare Hypothese. Ein Glasmaler mit gewissem Renommee könnte beispielsweise ebenso gut Georg (Jörg) Harr gewesen sein, von dem man weiss, dass er 1540 für die Herstellung der Fenster der neuen Staatskanzlei über 477 Pfund erhielt und für ein im Auftrag der Obrigkeit in ein Privathaus geliefertes Wappen entlohnt wurde (Keller-Ris 1915, S. 72). Infolgedessen lässt sich der Meister der zwei Glasgemälde von 1542 nicht sicher benennen. Zumindest steht aber fest, dass er im Einflussbereich von Hans Funk stand und vor 1540 vermutlich sogar in dessen Werkstatt tätig war.

Dating
1542
Previous Location
Place of Manufacture
Owner

Stiftung zum Turm Schloss Holligen

Previous Owner

Sammlung von Mutach, Schloss Holligen, Bern (wohl identisch mit: Abraham Friedrich von Mutach, 1765–1831).

Bibliography and Sources

Literature

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 42.

Hans Lehmann, Zur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz, Frauenfeld/Leipzig 1925, S., S. 109, Abb. 30 (Joseph Gösler).

Alfred Scheidegger, Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580, Bern/Bümpliz 1947, S. 32f., 113, Nr. 2 (Joseph Gösler).

Berns grosse Zeit, Bern 1999, S. 95 (Teilabb.).

Archiv der kant. Denkmalpflege Bern, Manuskript der Kunstdenkmäler Bd. VI.

Vgl.

J. Keller-Ris, Die Fenster- und Wappenschenkungen des Staates Bern von 1540 bis 1797, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 17/1915.

Paul Hofer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern. Bd. III: Die Staatsbauten der Stadt Bern, Basel 1947.

Georges Herzog, Albrecht Kauw (1616–1681). Der Berner Maler aus Strassburg, Bern 1999.

References to Additional Images

SNM Zürich, Neg. 9935 (Joseph Gösler)

Image Information

Name of Image
BE_Holligen_Schloss_BE1542
Credits
© Vitrocentre Romont
Date
2015
Copyright
© Turmstiftung Schloss Holligen
Owner

Stiftung zum Turm Schloss Holligen

Inventory

Reference Number
BE_836
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

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