Brigitte Kurmann-Schwarz schreibt das vorliegende Glasgemälde in überzeugender Weise der Südobergaden-Werkstatt des Berner Münsters zu. Dieser Werkstatt beziehungsweise ihrem Umkreis lassen sich weitere Glasmalereien der Zeit um 1560 zusprechen (Kurmann-Schwarz 1998, S. 380). Dazu zählen die Glasgemälde in der Kirche Oberdiessbach sowie die im Besitz des Bernischen Historischen Museums befindlichen Wappenscheiben von Wattenwyl-von Diesbach (BHM Bern, Inv. 24781), von Wattenwyl (BHM Bern, Inv. 4727), Stokar-von Wyttenbach-Nägeli (BHM Bern, Inv. 21530) und die beiden von 1563 stammenden Von-Diesbach-Scheiben (BHM Bern, Inv. 11593, 11595). Zu den letzteren gehört sicher auch die Scheibe des Andreas von Diesbach von 1563 in Freiburger Privatbesitz (Bergmann 2014, Bd. 2, Kat.-Nr. 350). Zwei Scheiben für François d'Estavayer und Jean de Mestral von 1561 schliessen sich daran an (Bergmann 2014, Bd. 2, Abb. 350.3 und 350.4). Auch die Thuner Stadtscheibe von 1564 im Schlossmuseum Thun (Inv. 470) ist diesem Umkreis zuzuordnen. Sie trägt das Monogramm Thüring Walthers (1546–1615). Als Hersteller der vorliegenden Scheibe kommt dieser aber aufgrund seiner Lebensdaten nicht in Frage. Scheideggers Zuschreibung an Joseph Gösler, dem sich kein erhaltenes Glasgemälde zuweisen lässt, ist unhaltbar (vgl. Scheidegger 1947).
Da die Inschrift der vorliegenden Scheibe erneuert ist, zog Kurmann-Schwarz in Erwägung, dass die Scheibe nicht von 1542, sondern, wie die meisten Scheiben der Südobergaden-Werkstatt, aus den 1560er Jahren stammen könnte. Mit Margaretha Nägeli war Beat Ludwig von Mülinen von 1542 bis 1577 verheiratet. Da aber das der vorliegenden Scheibe ähnlichste Glasgemälde der oben genannten Gruppe, die Allianzscheibe Stokar-Wyttenbach-Nägeli (BHM Bern, Inv. 21530) bereits 1550 entstand und auch sonst keine stilistischen Gründe zwingend für eine spätere Datierung sprechen, ist das Datum 1542 nicht unbedingt anzuzweifeln.
Beat Ludwig von Mülinen (1.9.1521–7.8.1597) war ein Sohn des Kaspar (1481–1534/38) und in erster Ehe seit 1542 mit Margaretha Nägeli, Tochter des Hans Franz Nägeli, verheiratet. Nach ihrem Tode ging er 1578 mit Anna von Wyngarten eine zweite Ehe ein. Beat Ludwig gelangte 1542 in den Grossen Rat in Bern, wurde 1543 Schultheiss zu Burgdorf und 1552 Kleinrat. 1552–1560 amtete er Landvogt von Gex. In den 1560er Jahren diente er mehrfach als Gesandter (u. a. 1562 nach Lyon und 1567 zum Herzog von Savoyen). 1568–1597 hatte er alternierend das Schultheissamt der Stadt und Republik Bern inne. Als Schultheiss wurde er 1575 und 1586 zu Heinrich III. von Frankreich gesandt und schloss mit Savoyen 1589 den Frieden von Nyon. 1597, noch vor seinem Tod, legte er das Schultheissenamt nieder, das er als erster seiner Familie innegehabt hatte. Sein Porträt nach einem Stich in Schabmanier (nach Nötiger) und sein Ölbildporträt in der Burgerbibliothek Bern (Inv.-Nr. 8157) zeigen Beat Ludwig mit langem Doppelbart und langer Nase (HBLS 5/1929, S. 180 [mit Abb. Stich]; HLS 8/2009, S. 798). Er war über seine Grossmutter mit Niklaus III. von Scharnachtal, dem letzten Scharnachtal, verwandt.
Das Bernische Historische Museum besitzt eine Allianzwappenscheibe Beat Ludwig von Mülinens von 1542 und eine Wappenscheibe von 1564 (BHM Bern, Inv. 26152, 36358). Eine Scheibenstiftung von Mülinens aus dem Jahr 1557 hat sich in der Kirche von Wichtrach erhalten, eine andere aus dem Jahr 1587 befindet sich in der Kirche Hilterfingen, und eine weitere von 1595 gelangte aus der Kirche Königsfelden ins Schlossmuseum Lenzburg (Maurer 1954, S. 306, Abb. 272). Die von ihm um 1585 ins Zunfthaus nach Zofingen gestiftete Scheibe ist verschollen (Lehmann 1945, S. 47). Bekannt sind von ihm zudem verschollene Allianzscheiben von 1549 und 1571 (Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Fotos 9911, 9977) sowie verschollene Wappenscheiben von 1576/77 (Lehmann 1945, S. 38), 1583 (Boesch 1936, S. 47, Nr. 6.), 1588 (Kat. Stuker 1972, Nr. 3923) und 1593 (Lehmann 1945, S. 66).