Die gekrönte Wappenpyramide Freiburg-Reich vor violettem Damastgrund umfassen drei rote Rosetten.
25G41 · flowers
46A122 · armorial bearing, heraldry
Wappen Freiburg, Reich
Keine
Die gekrönte Wappenpyramide Freiburg-Reich vor violettem Damastgrund umfassen drei rote Rosetten.
Wappen Freiburg, Reich
Keine
Einige neuere Ergänzungen (weisses Feld im heraldisch linken Freiburger Wappen und zwei Blätter in der Blume darüber, wenige Damastteile); in den Originalgläsern stellenweise geringer Lochfrass; einige Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.
Die Gläser sind mehrheitlich alt, in der Tongebung z. T. aber unterschiedlich (Damast). Es könnte deshalb sein, dass darin alte Ergänzungen sind (genaue Unterscheidung nicht möglich). Das Blumenmotiv im Masswerk ist für das frühe 16. Jahrhundert ungewöhnlich. Die einzelnen Blumen sind im Glasbestand aber mehrheitlich alt, d. h. sicher original. Das Blumenmotiv findet sich übrigens auch auf den anderen Freiburger Scheiben Meyers in Jegenstorf (Rasengrund).
Restaurierungen
1911/12: Hans Drenckhahn, Thun: Die Restaurierung Drenckhahns der Glasmalereien in der Kirche Jegenstorf dokumentieren einerseits einige dazu in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont vorhandene, 1911 datierte Pausen sowie andererseits dessen Monogramm auf mehreren von ihm in verschiedene dortige Scheiben eingesetzten Ergänzungen. Im vorliegenden Fall gehen die neuen Ergänzungen vermutlich auf Drenckhahn zurück.
1940: Abnahme der Scheiben durch Glasmaler Eduard Boss und 1945 Wiedereinsetzung derselben durch Glasermeister Paul Wüthrich (Staatsarchiv Bern, BB 05.7.343).
1971 Konrad Vetter, Bern: Die Jegenstorfer Glasgemälde wurden 1971 durch Vetter restauriert sowie neu angeordnet.
Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot.
Freiburg stiftete das Fenster zur linken Seite des Chores. Diese Schenkung ist durch die Freiburger Stadtrechnungen des ersten Halbjahres 1515 als Werk Jakob Meyers gesichert: "Denne Jacoben meyer dem glaser von bern umb ein pfenster, so min Herren gon Yegenstorff in die kilchen geschenckt habenn, hallt VcLXXXX (590) schybe mit den hornaffenn, tutt mit den zweyenn gemallten stuckenn, die hallteu acht bogenn, je ein bogen für einen betzen, ouch tutt in dr oberform ds Rych, II gulden, tutt samethafft 45 lib. 5 β 7 d." (Anderes 1963, S. 212). Laut dem zitierten Rechnungseintrag enthielt das Freiburger Fenster also die zwei gemalten Stücke (Glasgemälde), die Masswerkfüllung mit der Wappenpyramide Freiburg-Reich ("in dr oberform ds Rych") sowie die farblose Verglasung aus 590 Butzenscheiben mit Zwickeln.
Heute befinden sich ausserdem die beiden Solothurner Scheiben sowie zwei Von-Erlach-Scheiben im Fenster auf der Chornordseite, dies entspricht jedoch nicht dem ursprünglichen Zustand (Trümpler 1989, S. 76).
Man darf davon ausgehen, dass einstmals auch die Stiftungen von Bern im Chormittelfenster und von Solothurn im Chorsüdfenster farbige Masswerkverglasungen besassen. Das (zusätzliche) Anbringen des Standeswappens des Herrschaftsherren im Masswerk über dem "Herrschaftsfenster" hatte in spätgotischen Kirchen Tradition. Ein Beispiel dafür liefert die Kirche von Maschwanden im Kanton Zürich, wo im Chor der Stand Zürich seine Fensterstiftung hatte sowie darüber im Masswerk seine bekrönte, von zwei Löwen gehaltene Wappenpyramide Zürich-Reich (Ruoss/Giesicke 2012, S. 72f., Abb. 60). Als um 1510 der Lausanner Bischof Aymon de Montfalcon das zentrale Chorfenster der Kirche von Curtilles verglasen liess, kam darin ebenfalls sein (von Engeln) gehaltenes Wappen zur Aufstellung, und zwar zusammen mit seinem Porträt. Diese Masswerkverglasung steht der Freiburger in Jegenstorf auch insofern nahe, als verschiedene ihrer Felder mit Grisaillerankenwerk und farbigen Blumen geschmückt sind (Fontannaz/Pradervand 2015, S. 279, 283–287, Fig. 28, 351).
Die Rosetten des vorliegenden Masswerkfensters finden sich in kleinerer Form auch zwischen den Schilden der Freiburger Standesscheibe und zu Füssen des hl. Nikolaus in der Kirche Jegenstorf.
Seit 1984 Kirchgemeinde Jegenstorf (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).
Staat Bern
Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 409.
Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Drittes Heft. Mittelland. II. Jegistorf–Ottenleuebad, Bern 1881, S. 8f.
Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik, schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Januar 1882, Nr. 1, S. 240f.
Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidg. Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].
Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22.
Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 241.
Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 16/1914, S. 125f. (Jakob Meyer).
Hans Lehmann, Die Kirche zu Jegenstorf und ihre Glasgemälde. Festschrift zur Jubiläumsfeier des vierhundertjährigen Bestandes, Bern 1915, S. 24, 47 (Jakob Meyer).
Bernhard Anderes, Die spätgotische Glasmalerei in Freiburg i. Ü. Ein Beitrag zur Geschichte der schweizerischen Glasmalerei, Freiburg 1963, S. 123f., 182 (Nr. 76), 212 (Jakob Meyer).
Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 67f. (Jakob Meyer).
Stefan Trümpler, Die Glasgemälde in der Kirche, in: Jegenstorf. Eine Ortsgeschichte, Jegenstorf 1989, S. 70f., 73, 76.
Vgl.
Mylène Ruoss/Barbara Giesicke, Die Glasgemälde im Gotischen Haus zu Wörlitz, Berlin 2012.
Monnique Fontannaz/Brigitte Pradervand, Les Monuments d'art et d'histoire du canton de Vaud, tome VIII, Berne 2015.
BHM Bern, 29589
Seit 1984 Kirchgemeinde Jegenstorf (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).