Research
Sulpitius Haller († 1564), der Sohn des Johannes und der Verena Zerer, durchlief eine steile politische Laufbahn. 1525 in Bern zum Grossrat erkoren, war er 1526–1530 Schaffner am St. Vinzenzenstift und 1530–1537 Landvogt zu Lenzburg. 1538–1558 sass er im Kleinen Rat. 1539 wurde er Venner zu Gerbern und 1540–1552 amtete er als Deutschseckelmeister. 1528 beteiligte er sich als Fähnrich am Zug ins Berner Oberland und 1531 als Landvogt im 2. Kappelerkrieg. 1529 hatte er bereits nach dem 1. Kappelerkrieg als Mitgesandter an den Friedensverhandlungen in Zürich teilgenommen. Sulpitius Haller war ein eifriger Verfechter des neuen Glaubens. Als Stiftsvogt von St. Vinzenz in Bern führte er entsprechende Stiftsrechnungen ein. Nach Amweg (1941) war Sulpitius Haller auch "économe du chapitre de Moutier-Grandval". Der erfolgreiche Politiker war mit Barbara Flühmann († 1563) verheiratet, die ihm vier Kinder schenkte. Er starb am 8. Dezember 1564 an der damals grassierenden Pest (HLS 6/2007, S. 63).
Von Haller gibt es die zwei Scheiben von ca. 1550 und von 1563 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 62558, 2228) sowie zwei Risse zu weiteren Scheibenstiftungen, der eine von 1563 in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums (Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 182), der andere von 1553 im Getty Museum in Los Angeles (Inv. 89.G.G.18; Hasler 1996/97, Bd. 1, Abb. 182.1.). Laut den Amtsrechnungen Unterseens von 1579 existierte vormals offenbar eine von ihm damals ins Schloss Unterseen gestiftete Scheibe (Dr. Marti-Wehren, Auszüge aus den Berner Amtsrechnungen, Staatsarchiv Bern [Kopien im Vitrocentre Romont]).
Die Szene mit Christus und der Samariterin erscheint in der gleichen Grundform, jedoch wesentlich reicher ausgestaltet auf der Scheibe von Hans Brunner im Schloss Jegenstorf (Inv. 2764). Hallers und Brunners Stiftung beruhen demnach auf derselben unbekannten Vorlage.
Die Rundscheibe entspricht im Grundmuster dem Rundriss mit dem klagenden Hiob und leerem Wappenschild aus der Zeit um 1555 in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums (⦰ 23,3 cm; Hasler 1996/7, Bd. 1, Kat.-Nr. 201). Möglicherweise stammten die verschollene, nach diesem Entwurf ausgeführte Scheibe und das vorliegende Werk aus einem Glasgemäldezyklus.
Dating
um 1550
Period
1540 – 1552
Previous Location
Place of Manufacture
Previous Owner
Freiburg (Fribourg), Privatsammlung Kt FR
Inventory Number
Inv. 62558