Research
Die Burgdorfer Stadtscheibe ist die einzige Scheibe, die in dem erhaltenen Zyklus der Kirche Hasle nicht vom Berner Glasmaler Johann Jakob Güder geschaffen wurde. Die Amtsrechnung des Burgdorfer Burgermeisters Sebastian Schwarzwald (Schwartzwald) für das erste Halbjahr 1680 belegt, dass der Glaser Heinrich Stähli das grosse Fenster in der Kirche von Hasle schuf, für welches der Burgdorfer Glasmaler Samuel Schwarzwald das Wappen seiner Stadt malte. Nach dem Ausgabeposten erhielt Letzterer mehr als 14 Pfund sowie Stähli für das Fenster mehr als acht Kronen: "Heinrich Stäli Glaser mein Dochtermann hatt Verdienst 1. Kr. 11/2 bz. und von einem grossen pfenster so mH. Inn die Kirchen zu Hasli verehrt 8. Kr. 2 bz. zesamen XXXI. Pfund 5 sb. 4 d. / Drinkgelt X. sb. // Dannothin Veter Samuel Schwartzwald Glaβmaler umb ein Schilt Inn obiges pfenster Inn die Kirchen zu Haslj XIIII. Pfund XIII. s. 4. d" (publ. bei Roth 1951).
Die Burgdorfer Scheibe für Hasle ist das älteste für Samuel Schwarzwald bezeugte Glasgemälde. Es wirkt etwas farbenfreudiger und volkstümlicher als die Wappenscheiben aus der Hand Johann Jakob Güders in Hasle und weicht auch kompositorisch von den übrigen Scheiben ab.
Dass die beiden allegorischen Frauenfiguren tatsächlich Victoria und Pax darstellen dürften, belegt ein Scheibenriss des Strassburger Glasmalers Bartholomäus Lingg im Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, in welchem die beiden Schildwächterinnen in den Schilden namentlich bezeichnet sind (Mensger 2012, Kat.-Nr. 231). In der Burgdorfer Scheibe sind diese nahezu gleich gestaltet, wenn man davon absieht, dass Victoria hier eine militärischere Kleidung trägt. Diese Figuren, die möglicherweise auf Christoph Murer oder Basler Vorbilder zurückgehen, waren mit Sicherheit auch in Bern bekannt, wie ein Riss mit derselben Komposition im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich belegt, der mit den Initialen "HZ" des in Bern tätigen Glasmalers Hans Zeender bezeichnet ist (SNM, Inv. LM 53324; vgl. Mensger 2012, S. 163).
Dating
1678
Original Donor
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Seit 1894 Bernisches Historisches Museum
Previous Owner
Aus der der Kirche Hasle. 1843 an die Regierung Berns verkauft und ins Kunstmuseum Bern überführt. Ab 1894 Bernisches Historisches Museum, Bern
Inventory Number
BHM 1908