Research
Der Kirchenneubau in Melchnau von 1709 bot Anlass zu Fenster- und Wappenschenkungen seitens der Berner Obrigkeit, benachbarter Städte sowie des Stifts Beromünster und des Klosters St. Urban.
Hieronymus von Erlach (1667–1748), Sohn des Herrn zu Riggisberg Johann Rudolf (1633–1711), begann seine Militärlaufbahn als Offizier in Frankreich (1687–95). Seit 1702 Oberst eines Schweizer Regiments unter Kaiser Leopold, wurde er Ritter des St. Hubertus und des Roten Adlerordens sowie 1704 Feldmarschall-Leutnant unter Kaiser Franz I. 1710 ernannte ihn Kaiser Joseph I. zum Kammerherrn, und 1712 verlieh ihm Kaiser Franz VI. den erblichen Titel eines Reichsgrafen. 1702 in Bern in den Grossen Rat gewählt, war er 1707–1713 Landvogt zu Aarwangen, 1715 nach Rücktritt von seinem Regiment Heimlicher und des Rats, 1718 Welschseckelmeister, 1719 Oberkommandant der Waadt sowie 1721–1746 alternierend Schultheiss seiner Heimatstadt. 1694 ehelichte er in Perpignan Françoise de Montrassier und nach ihrer Scheidung 1696 in Bern Anna Margaretha Willading, die Tochter des Schultheissen Johann Friedrich. Über sie erbte er die Herrschaften Urtenen und Mattstetten. Zudem war er Besitzer von Thunstetten, Moosseedorf, Hindelbank, Wyl (Hofwil) und Bäriswil sowie Erneuerer der Schlösser zu Thunstetten (1713) und zu Hindelbank (1721–23). Zu seinen Lebzeiten war er der grösste Grundbesitzer von Bern, wo er als "roi soleil" die Barockkultur glanzvoll vertrat (HBLS 3/1926, S. 61; von Erlach 1989, S. 352–383; HLS 4/2005; S. 255f.).
Wappenscheiben des Hieronymus von Erlach gibt es in den Kirchen von Bannwil (1709), Melchnau (1710) und Aarwangen (1711). Davon sind diejenigen in Melchnau und Aarwangen identisch gestaltet. Hans Lehmann weist Erlachs Scheibe in Aarwangen Johann Christoph Thuot aus Sursee zu (s. d.). In Melchnau gibt es jedoch mit der Bernscheibe von 1710 eine von Hans Jakob Bucher signierte Scheibe, die der dortigen Von-Erlach-Scheibe nahe verwandt ist. Die Erlach-Scheiben in Melchnau und Aarwangen dürften demnach beide in der Werkstatt Hans Jakob Buchers entstanden sein. Der Inschrift zufolge gestaltete Bucher das vorliegende Glasgemälde nach einem Entwurf Salomon Gessners. Über diesen Zeichner ist nichts Weiteres bekannt.
Hieronymus von Erlach war der Schwiegersohn von Johann Friedrich Willading, der ebenfalls 1710 ein Glasgemälde in die Kirche Melchnau stiftete. Die Scheiben dieser beiden Personen müssen in der gleichen Werkstatt geschaffen worden sein, wobei diejenige Willadings jedoch 1736 durch Abraham Leupold restauriert oder erneuert wurde (sie befindet sich heute im Bernischen Historischen Museum und eine Kopie davon in der Kirche Melchnau).
Dating
1710
Original Donor
Erlach, Hieronymus von (1667–1748)
Place of Manufacture
Owner
Seit 1984 Kirchgemeinde Melchnau (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).
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