Research
Die Stifterinschrift bezieht sich auf Samuel Jenner (1624–7.9.1699), den Sohn des Kleinrats Abraham Jenner. Samuel heiratete 1645 Margaretha Huber, die Tochter Peters, und 1660 Anna Margaretha von Graffenried, die Tochter Christophs. 1651 wurde er Berner Grossrat und 1654 Geleitsherr. 1656–1662 diente er als Vogt zu Wangen. Ab 1671 sass Jenner im Kleinen Rat und amtete ab 1682 mit Unterbrechungen bis zu seinem Tod als Venner zu Gerbern. Samuel Jenner war sehr vermögend. 1664 erwarb er die Herrschaft Utzigen und liess dort das frühbarocke Schloss errichten. 1682 verkaufte er Utzigen und richtete mit dem Erlös eine Familienstiftung ein. Samuel Jenner gehörten auch Schloss und Weinberg in Montagny ob Lutry (HBLS 4/1927, S. 397; HLS 6/2007, S. 780).
Eine weitere Wappenscheibe stiftete Samuel Jenner 1682 im Amt des Venners in die Berner Siechenhauskapelle (heute BHM Bern, Inv. 6511).
Da der Fussteil der Scheibe in Steffisburg einschliesslich der Inschriftentafel 1902/03 ergänzt wurde, muss die Zuweisung der Scheibe an den obgenannten Stifter allerdings in Frage gestellt werden. Samuel Jenner wurde nämlich erst 1682 Venner zu Gerbern. Sein Vorgänger Samuel Fischer, Venner zu Gerbern 1679–1682, ist in Steffisburg ebenfalls mit einer Scheibenstiftung vertreten. Wir hätten dementsprechend in der Kirche fünf statt der üblichen vier Vennerscheiben. Dass Samuel Jenner die Scheibe 1681 in seinem Amt als Grossrat nach Steffisburg gestiftet haben könnte und die Inschrift falsch ergänzt wurde, ist denkbar und wahrscheinlich. Theoretisch ist aber auch an einen anderen Vertreter seines Geschlechts zu denken. In Frage käme in diesem Fall eventuell Samuel Jenner (1653–6.3.1720), Sohn des Hans Rudolf, der bei seinem Schwager Abraham Dünz die Ausbildung als Steinmetz absolviert und 1680 die Meisterprüfung abgelegt hatte. 1682–1688 nahm er die Stelle des Stadtwerkmeisters ein, 1688–1703 war er Werkmeister am Münster in Bern. Samuel Jenner gehört zu den Hauptmeistern des Berner Frühbarocks und es ist denkbar, dass er mit seinem Lehrmeister am Bau der Kirche in Steffisburg beteiligt war und als solcher eine Scheibe in den Neubau stiftete (HLS 6/2007, S. 780). Jenner war übrigens der Besitzer der um 1530 nach einem Riss Niklaus Manuels angefertigten Bildscheibe mit Christus und der Ehebrecherin. 1697 liess er dieses Glasgemälde mit einer eigenen Stifterinschrift versehen und es in dem von ihm im Jahr zuvor erworbenen Bad Schinznach (Kanton Aargau) zur Aufstellung bringen (Hasler 2002, Kat.-Nr. 125, Farbabb. S. 81).
Die Scheibe Jenners ist gleich komponiert wie die vier Vennerscheiben in Steffisburg sowie die Vennerscheiben von 1678 in den Kirchen Erlach und Hasle. Sie ist auch aus stilistischen Gründen wie die Stiftungen der Berner Obrigkeit nach Steffisburg, die in den Quellen für Hans Jakob Güder gesichert sind, diesem Berner Glasmaler zuzuschreiben.
Dating
1681
Original Donor
Jenner, Samuel (1624–1699)? · Jenner, Samuel (1653–1720)?
Place of Manufacture
Owner
Am 2. November 1885 trat der Staat Bern den Kirchenchor an die Kirchgemeinde Steffisburg ab. Der Staat behielt sich aber das Verfügungsrecht über die Glasgemälde im Chor vor und erklärte sich dabei bereit, bei Wegnahme derselben auf Wunsch diese durch Kopien oder andere entsprechende Werke zu ersetzen (Würsten 1979, S. 106f.).