Research
Die ehemalige Herrschaft Wil, einschliesslich Schlosswil und Oberhünigen, gelangte mit dem Kirchensatz 1514 durch Kauf an Burkhart von Erlach. 1527 kam die ganze Herrschaft an Niklaus von Wattenwyl, unter dem das Schloss 1546 abbrannte und wieder aufgebaut wurde. 1626 erbte Petermann von Diesbach die Herrschaft, die 1718 schliesslich durch Kauf an Gabriel Frisching überging. Erst 1812 erwarb der Staat Bern die Herrschaft Wil und verwandelte sie zum Sitz des Amtsbezirks Konolfingen.
Die Kirche Schlosswil wird erstmals 1239 erwähnt. Sie war eine Stiftung der Besitzer von Schloss und Herrschaft Schlosswil. Der heutige Bau ist ein einfacher dreiseitiger Saal von 1660. Dieser wurde bei der Errichtung mit den drei verbliebenen Scheiben beschenkt. Die Kirche ist in ihrer heutigen Erscheinung im wesentlichen jedoch durch die Veränderungen von 1761 geprägt. Beim damaligen Umbau wurden Schliffscheiben gestiftet, von denen sich fünf erhalten haben. Weitere Renovationen fanden 1959 (Gesamtrenovation) und 1996 statt (vgl. Ammann 2008, S. 88–93).
1551 gelangten die Herrschaften Wil und Grosshöchstetten von Niklaus von Wattenwyl an seinen Sohn Petermann (1532–1581). Dieser war ab 1555 des Grossen und ab 1563 des Kleinen Rats zu Bern, 1564–1572 Landvogt von Lausanne und 1577–1581 Venner zu Pfistern. Seine erste Ehe schloss er 1554 mit Johanna von Erlach, der Tochter Diebolds. 1558 heiratete er Anna von Hallwyl, die Tochter Hartmanns III. (HBLS 7/1934, S. 431; HLS 13/2014, S. 292).
Von Petermann von Wattenwyl existiert eine verschollene Rundscheibe mit den Allianzwappen von ihm und seiner beiden Frauen aus dem Jahre 1579 (Kat. Stuker 1972, Nr. 505, Taf. 16) sowie im Bernischen Historischen Museum die von ihm 1561 in die Kirche Schlosswil gestiftete Scheibe.
Die 1864 noch in der Kirche befindliche Scheibe wurde 1902 von dort ins Bernische Historische Museum überführt. Die heute in der Kirche Schlosswil vorhandene Kopie schuf Hans Drenckhahn 1912. Eine weitere Kopie der Scheibe befindet sich im Béatrice-Von-Wattenwyl-Haus zu Bern.
Das Originalwerk ist durch eine Pause von Hans Drenckhahn in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont dokumentiert (Mappe 1). Diese ist folgendermassen gekennzeichnet: "H. Drenckhahn Bern / gepaust am 1. Juli 1912".
Brigitte Kurmann-Schwarz schreibt das vorliegende Glasgemälde in überzeugender Weise Hand 3 der Südobergaden-Werkstatt des Berner Münsters zu. Dieser Werkstatt beziehungsweise ihrem Umkreis lassen sich weitere Glasmalereien der Zeit um 1560 zusprechen (Kurmann-Schwarz 1998, S. 380). Dazu zählen die Glasgemälde in der Kirche Oberdiessbach sowie die im Besitz des Bernischen Historischen Museums befindlichen Wappenscheiben von Mülinen-Nägeli (BHM Bern, Inv. 26152), von Wattenwyl-von Diesbach (BHM Bern, Inv. 24781), Stokar-von Wyttenbach-Nägeli (BHM Bern, Inv. 21530) und die beiden von 1563 stammenden Von-Diesbach-Scheiben (BHM Bern, Inv. 11593, 11595). Zu den letzteren gehört sicher auch die Scheibe Andreas von Diesbachs von 1563 in Freiburger Privatbesitz (Bergmann 2014, Bd. 2, Kat.-Nr. 350). Zwei Scheiben für François d'Estavayer und Jean de Mestral von 1561 schliessen sich daran an (Bergmann 2014, Bd. 2, Abb. 350.3 und 350.4). Die fünf letztgenannten Werke zeigen denselben Spitzgiebel mit Dreipassbogen wie die vorliegende Scheibe. Auch die Thuner Stadtscheibe von 1564 im Schlossmuseum Thun (Inv. 470) ist diesem Umkreis zuzuordnen. Sie trägt das Monogramm Thüring Walthers (1546–1615). Als Hersteller der Scheibe Petermann von Wattenwyls kommt dieser aber aufgrund seiner Lebensdaten nicht in Frage. Scheideggers Zuschreibung an Joseph Gösler, dem sich kein erhaltenes Glasgemälde zuweisen lässt, ist unhaltbar (vgl. Scheidegger 1947).
Dating
1561
Original Donor
Wattenwyl, Petermann von (1532–1581)
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Seit 1902 Bernisches Historisches Museum Bern (Geschenk eines anonymen Gönners). Vgl. Korrespondenz in Nachweisakten BHM Bern.
Inventory Number
BHM 4727