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BE_815: Wappenscheibe Magdalena von Mülinen, Gemahlin von Hans (Johann) von Erlach
(BE_Bern_BHM_358)

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Title

Wappenscheibe Magdalena von Mülinen, Gemahlin von Hans (Johann) von Erlach

Type of Object
Artist / Producer
Funk, Hans · zugeschr.
Dating
1515
Dimensions
90.4 x 57.2 cm im Licht

Iconography

Description

Vor blau-grauem Damastgrund steht das über den Sockel mit dem Stifternamen gestellte Vollwappen der Magdalena von Mülinen. Die spätgotische Architekturrahmung bilden dienstbesetzte Pfeiler mit hellblauen Basen und Kapitellen sowie ein violetter Flachbogen, an den sich unten krabbenverziertes grünes Astwerk fügt. Über dem Bogenscheitel setzt die Konsole an, die im Feld darüber als Standfläche für den Pilgerheiligen Jakobus dient. Die Zwickel seitlich davon füllt wiederum Krabbenwerk.
Die Scheibe ist das Pendant zu derjenigen von Hans (Johann) von Erlach.

Iconclass Code
46A122 · armorial bearing, heraldry
Heraldry

Wappen Magdalena von Mülinen

Inscription

magtalena von mülinen.

Signature

Keine

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Mehrere neue Ergänzungen; ein Sprung und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
Nach 1880 Johann Heinrich Müller, Bern? Um 1879 kamen die vier 1515 von Hans von Erlach in die Kirche Jegenstorf gestifteten Scheiben nach Bern in die Sammlung von Friedrich Bürki und von dort 1882 ans Bernische Historische Museum. Für die Kirche Jegenstorf wurden damals von Johann Heinrich Müller vier Kopien davon angefertigt. Die Annahme liegt damit nahe, dass dieser Berner Glasmaler nicht nur mit der Herstellung der Kopien, sondern auch mit der Restaurierung der Originale beauftragt war.

Technique

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb. Kaltretuschen.

History

Research

Hans von Erlach, Herrschaftsinhaber zu Jegenstorf (die ganze Herrschaft übernahm er in Teilen im Laufe der Jahre von seinen Brüdern Burkhard und Diebold sowie von seinem Vetter Hans), besass in der dortigen Kirche zunächst die eine Hälfte des Patronatsrechtes an der Kaplanei des Johannesaltars (die andere Hälfte übernahm er 1519 von seinem Vetter Hans dem Älteren). Dieser von einem Kaplan besorgte Altar stand anfänglich in einer an die Kirche angebauten Kapelle, deren Kollatur 1478 den Brüdern Hans und Rudolf von Erlach zustand. Nach der Erneuerung der Kapelle um 1505 wurde diese beim Kirchenneubau 1514 abgebrochen und ihr Johannesaltar im Kircheninnern auf der Südseite des Schiffs wieder errichtet. Dieser Bereich stand Hans von Erlach zu und dementsprechend liess er ihn beim Neubau kostbar ausschmücken (vgl. Lehmann, Jegenstorf 1915; Trümpler 1989).

Die vier zusammengehörenden, von Hans von Erlach gestifteten Scheiben mit dessen Wappen, demjenigen von dessen Gemahlin Magdalena von Mülinen sowie den Heiligen Johannes und Jakobus besitzen enge stilistische Parallelen zum Werk Hans Funks, etwa zur signierten Scheibe Bremgartens von 1501 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 20274) und lassen sich somit diesem Glasmaler zuweisen.
In Jegenstorf befinden sich Kopien der vier Scheiben, die Johann Heinrich Müller ausführte. Zwei weitere, vom Berner Glasmaler Giesbrecht geschaffene Kopien der Erlach-Scheiben aus Jegenstorf wurden 1895 in Stein am Rhein ausgestellt (Kat. St. Georgen 1895, S. 29).

Hans (Johann) von Erlach (1474–1539), der Sohn des Rudolf (1448–1507), war seit 1500 mit seiner Stiefschwester Magdalena von Mülinen, der Tochter Hans Friedrichs und der Barbara von Scharnachtal, verheiratet. Er war Herr zu Hindelbank, Jegenstorf, Riggisberg (seit 1520) und Spiez (1522 von seinem Vetter Ludwig vermacht und 1527 damit belehnt). Er wurde 1501 des Grossen Rats zu Bern, 1506 Landvogt von Grandson, 1508 des Kleinen Rats und 1516 Kastvogt des Kartäuserklosters Thorberg. 1519–1539 hatte er alternierend das Berner Schultheissenamt inne. 1528 war er Oberbefehlshaber gegen die aufständischen Oberländer sowie 1529 und 1531 Hauptmann im Kappelerkrieg. Als 1528 die Propstei Rüeggisberg aufgehoben wurde, erhielt er von Bern dort die niedere und teilweise die höhere Gerichtsbarkeit (HLS 4/2005, S. 256; von Erlach 1989, S. 98–110, 124–126). Schultheiss Hans von Erlach stiftete zusammen mit seinem Amtskollegen Wilhelm von Diesbach eine der Tafeln des zwischen 1517 und 1519 von Niklaus Manuel geschaffenen Totentanzes. Die entsprechende Tafel zeigt sein Wappen und dasjenige seiner Frau (von Erlach 1989, Abb. S. 110, Stamm-Taf. C VII).
Neben seiner Scheibe aus Schloss Worb im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 23608) besitzt dieses Museum von ihm vier Scheiben von 1515 aus der Kirche Jegenstorf (Inv. 355–358). Zerstört ist seine 1519 in die Kirche Hindelbank gestiftete Doppelscheibe, worauf Hans von Erlach mit Johannes dem Evangelisten dargestellt war (vgl. Lehman 1913). Im Kartäuserkloster Thorberg, wo er Kastvogt war, gab es von ihm offenbar auch eine Scheibe (Haller 1900, S. 130). Er oder sein Sohn Hans (Johann) Rudolf müssen den Auftrag zur Ausführung der später in Hindelbank zerstörten Scheibenfolge für das Bubenberg'sche Sässhaus in Bern erteilt haben (vgl. Lehmann 1913).

Dating
1515
Previous Location
Place of Manufacture
Owner

Seit 1881 Bernisches Historisches Museum

Previous Owner

Bis 1881 Slg. Friedrich Bürki, Bern (seit 1879 als Teil der Sammlung Friedrich Bürkis im Kunstmuseum Bern).

Inventory Number
BHM 358

Bibliography and Sources

Literature

Katalog der Sammlungen des historischen Museums in Bern, Bern 1882, S. 51.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik, schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Januar 1882, Nr. 1, S. 240f.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1884 (2. Aufl.), S. 51.

Eduard von Rodt, Das historische Museum Berns, in: Berner Taschenbuch auf das Jahr 1885, Bern 1885, S. 82.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 46.

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidg. Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 30.

Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der Kirche von Hindelbank, in: Schweizer Archiv für Heraldik 13/1899, Heft 1, S. 2.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 241, 245.

Hans Lehmann, Zur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz. II. Teil: Die monumentale Glasmalerei im 15. Jahrhundert. 1. Hälfte: Zürich und die Innerschweiz; Bern, seine Landschaft und Biel (Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XXVI, Heft 5), Zürich 1907, S. 263, 264, Fig. 36.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 5.

Hermann Schmitz, Die Glasgemälde des königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin. Mit einer Einführung in die Geschichte der deutschen Glasmalerei, Bd. 1, Berlin 1913, S. 179.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 17/1915, S. 50f., Abb. 3 (Hans Funk).

Hans Lehmann, Die Kirche zu Jegenstorf und ihre Glasgemälde. Festschrift zur Jubiläumsfeier des vierhundertjährigen Bestandes, Bern 1915, S. 29f., 48, Abb. 7.

Gottlieb Kurz/Rudolf Wegeli, Die Kirche von Utzenstorf, Utzenstorf 1925, S. 58.

Rudolf Wegeli. Ein Scheibenzyklus aus dem Schlosse Worb, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. XIII, 1933, S. 5.

Alfred Scheidegger, Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580, Bern/Bümpliz 1947, S. 26.

Historische Schätze Berns. Bern 600 Jahre im Ewigen Bund der Eidgenossen 1353–1953. Katalog zur Jubiläumsausstellung im BHM Bern, Bern, 2. Aufl. 1953, S. 46, Nr. 166 (Hans Funk).

Hans Dürst, Vitraux anciens en Suisse. Alte Glasmalerei der Schweiz, Einsiedeln 1971, Abb. 47 (Hans Funk).

Stefan Trümpler, Die Glasgemälde in der Kirche, in: Jegenstorf. Eine Ortsgeschichte, Jegenstorf 1989, S. 70f., 76.

Vgl.

Mittelalterliche Ausstellung im Kloster St. Georgen zu Stein a. Rh. (Schaffhausen), Basel 1895.

B. Haller, Bern in seinen Rathsmanualen 1465–1565, 1. Teil, Bern 1900.

Hans Lehmann, Die zerstörten Glasgemälde in der Kirche Hindelbank und ihre Beziehungen zur Familie von Erlach, in: Berner Kunstdenkmäler, Bd. 4, o. J. [1913].

Hans Ulrich von Erlach, 800 Jahre Berner von Erlach. Die Geschichte einer Familie, Bern 1989.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

References to Additional Images

Denkmalpflege Kt Bern, Neg. Hesse B 1159, B 1171, A 1858; SNM Zürich, Neg. 6568 (alle vier Scheiben der von Erlach-von Mülinen Stiftung), 9191 (Hans Funk), 9193

Image Information

Name of Image
BE_Bern_BHM_358
Credits
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Stefan Rebsamen
Date
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Owner

Seit 1881 Bernisches Historisches Museum

Inventory

Reference Number
BE_815
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

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