Research
Das Datum der Scheibe wird in der Literatur unterschiedlich entweder als 1521 oder 1527 gelesen, wobei letzteres aufgrund der gotischen Schreibweise überzeugt. Nahezu einheitlich wird darin jedoch die Ansicht geäussert, das Werk stamme aus dem Berner Münster. Als letzter Ausdruck der Heiligenverehrung in Bern ist die vorliegende Scheibe ein wichtiges historisches Zeugnis. Zur Zeit der Stiftung hatte sich die reformatorische Bewegung schon über das Berner Vinzenzenstift ausgebreitet. 1525 war der Freund Zwinglis, der Stiftspropst Niklaus von Wattenwyl, von seinem kirchlichen Würdenamt zurückgetreten und hatte Klara May geheiratet. Sein Nachfolger Sebastian Nägeli war ebenfalls der Reformation zugetan. 1527 gewannen die Anhänger des neuen Glaubens die Mehrheit im Berner Rat, doch erst am 22 Januar 1528, während der grossen Glaubensdisputation wurde die Abschaffung der Heiligenverehrung beschlossen. Das Berner Münster wurde von den Heiligenfiguren "gesäubert", während die Glasgemälde verschont blieben. Der hl. Vinzenz verlor jedoch den Rang des Schutzpatrons der Stadtkirche. Die vorliegende Scheibe dürfte damit eines der letzten in Auftrag gegebenen Glasgemälde mit der Darstellung des Heiligen gewesen sein.
Die Zuschreibung der Scheibe an Lukas Schwarz durch Alfred Scheidegger (1946) vermag nicht zu überzeugen, zumal von diesem Glasmaler keine gesicherten Werke vorliegen. Aufgrund der Gestaltung des Rankenwerks und der Physiognomie des Heiligen darf das Werk statt dessen mit dem Berner Glasmaler Hans Funk und seiner Werkstatt verbunden werden.
Dating
1527
Original Donor
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Seit 1923 Bernisches Historisches Museum, Depositum
Previous Owner
Bis 1891 Sammlung Vincent, Konstanz. – Sammlung Engel-Gros, Basel (Schloss Ripaille bei Thonon). – 1922 Auktionshaus Drouot, Paris.
Inventory Number
BHM 14963