Research
Die dritte Ziffer der Jahreszahl ist vermutlich als "5" zu lesen, deren oberer Haken abgesplittert ist.Hans Lehmann vermutete, bei der vorliegenden Standesscheibe handle sich um eine Arbeit aus der Werkstatt Simon Steineggers, die zu folgendem Posten in der Berner Seckelmeisterrechung von 1557 gehöre: "Simon Steinegger geben um etliche nüwe Fenster so M. H. hinweggeschenkt – 181 Pfund." (Brief Lehmanns ans Bernische Historische Museum 1915/16; vgl. Jahresbericht BHM Bern 1916). Dass die Bezahlung der Scheibe zwei Jahre nach ihrer Erstellung erfolgte, ist wohl denkbar. 1555 machte Bern jedoch ebenfalls zahlreiche Stiftungen von Fenstern und Wappen, die den mehrheitlich in Bern tätigen Glasern bzw. Glasmalern Melchior Müller, Hans Batschelet, Moritz Lüscher, Andreas Iselin, Joseph Gösler, Matthis Walter, Albrecht Hübschi, Heinrich Steinegger, Bilger Steinegger sowie Lienhard Jerli (von Freiburg) bezahlt wurden und die daher ebenfalls als Hersteller in Betracht gezogen werden können (vgl. dazu Benziger 1903/04, S. 189). Simon Steinegger wurde in diesem Jahr nicht bedacht.
Vergleichbare Standesscheiben mit Löwen als Schildhaltern haben sich aus der Zeit nicht erhalten. Die kräftigen Tiere mit den langen gewellten Strähnen der Mähne gemahnen noch an die Tradition Hans Funks in Bern. Zeitlich steht dem hier zur Diskussion stehenden Werk die schlichte runde Standesscheibe in der Berner Nydeggkirche von 1558 nahe, die ebenfalls Simon Steinegger zugeschrieben wird und zusammen mit den beiden gleichzeitigen Steiger-Scheiben ebendort den grossen Wappenscheiben der Familie Steiger im Berner Münster gegenübergestellt wird, die Brigitte Kurmann-Schwarz ebenfalls mit Simon Steinegger in Verbindung bringt (Kurmann-Schwarz 1998, S. 456–459). Bis auf das Waffelornament des Wappengrundes, das Kurmann-Schwarz als Formengut der Werkstatt anspricht, fehlen jedoch auch hier die Vergleichsmöglichkeiten. Dieses Ornament kann aber wie das ebenfalls sehr beliebte Muster des Hintergrundes auch von anderen Werkstätten verwendet worden sein. Eine sichere Zuschreibung an Simon Steinegger mag daher nicht gelingen.
Dating
1555 (?)
Original Donor
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Seit 1916 Bernisches Historisches Museum
Previous Owner
Sammlung Bachofen. – Bis 1899 Sammlung Richard Challande, Bern (Jahresbericht BHM Bern 1899). Laut Jahresbericht BHM Bern 1916 in Versteigerung zu Amsterdam 1915/16 aus Basler Privatbesitz erworben und als Legat Challande bezeichnet.
Inventory Number
BHM 10376