Research
Das in der Schlosskirche Spiez ursprünglich im Chorfenster Nord II eingefügte Glasgemälde ist eine Gedenkscheibe für Johann Rudolf von Erlach (1577–1628), den Sohn Johann Rudolfs (1547–1578), den Bruder Franz Ludwigs (1575–1651) und den Vater Sigmunds (1614–1699). Er war Mitherr zu Spiez. Seit 1601 Mitglied des Grossen Rats zu Bern, wurde er 1604 Landvogt zu Moudon. Für Bern weilte er als Gesandter am französischen und englischen Hof. Er war seit 1597 mit Katharina Weyermann (1582–1628) verheiratet, der Tochter des Schultheissen Glado und der Christina Frisching (von Erlach 1989, Stamm-Taf. C X).
Die Scheibe Johann Rudolfs lässt sich wie die analog komponierte des Franz Ludwig von Erlach (1575–1651) Hans Jakob Güder zuweisen (bei Hasler 2003 irrtümlicherweise als Arbeit Matthias Zwirns geführt). Darauf deutet unter anderem ihre Helmdecke, die in gleicher Ausformung auf verschiedenen Werken dieses Meisters auftritt (vgl. z.B. dessen Scheibe für Johann Leonhard Engel von 1678 in der Kirche Hasle). Johann Rudolf von Erlach war der Vater und Franz Ludwig von Erlach (1575–1651) der Onkel von Sigmund von Erlach, unter dem der mehrheitlich von Güder stammende Scheibenzyklus 1676 in die Kirche kam. Nicht klar zu beantworten ist die Frage, weshalb Güder die Glasgemälde mit den Wappen des Johann Rudolf und des Franz Ludwig von Erlach anders als die übrigen zum Zyklus von 1676 gehörenden Von-Erlach-Wappenscheiben gestaltete. Da die zwei betreffenden Werke auch im Format grösser als die übrigen Von-Erlach-Scheiben sind, darf aber vermutet werden, dass Sigmund von Erlach diese zu Ehren seines Vaters und Onkels geschaffenen Glasgemälde bewusst von den anderen abheben wollte (vielleicht hatten sie sogar in die Brüche gegangene Wappenstiftungen zu ersetzen, die Johann Rudolf und Franz Ludwig von Erlach als Freiherren von Spiez während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in die dortige Schlosskirche gemacht hatten). Die beiden Glasgemälde des Franz Ludwig und Johann Rudolf von Erlach heben sich auch insofern von den anderen Von-Erlach-Scheiben in Spiez ab, als sie als Helmzier nicht den traditionellen Spitzhut, sondern auf jeweils zwei Helmen einen Frauen- und Männerrumpf mit der Schildfigur zeigen. Darin stimmen sie mit der die Wappen beider Frauen und aller Kinder des Franz Ludwig von Erlach darstellenden Rundtafel aus der Schlosskapelle Spiez überein (Bernisches Historisches Museum), bei der gleichfalls zwei mit dem Männer- und Frauenrumpf geschmückte Helme auf dessen eigenes Wappen gesetzt sind (von Erlach 1989, Abb. S. 213). Den Männerrumpf mit der Schildfigur als Kleinod besitzt übrigens ebenfalls der Helm auf dem gevierten Schild mit den Wappen des Ludwig von Erlach und der Barbara Schmid auf deren Scheibe von 1519 in der Kirche Einigen.
Auf der in seinem Auftrag zwischen 1636 und 1650 angefertigten Wappentafel aus der Schlosskapelle Spiez im Bernischen Historischen Museum in Bern sind mit seinem Wappen und denjenigen seiner zwei Frauen die Wappen von 29 seiner Söhne und Töchter festgehalten
Dating
1676
Original Donor
Erlach, Sigmund von (1614–1699)
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Inventory Number
Inv. 0576