Research
Hans (Jean) Studer († 7.4.1561) war ein Sohn des Gerbers und Kleinrats Hans Studer von Freiburg i. Ü. Er entstammte einer ursprünglich häretischen Familie, die durch die Waldenserprozesse von 1399 und 1430 erst spät in die politische Oberschicht aufstieg. Der jüngere Hans wurde 1520 Grossrat in Freiburg und amtete dort 1521–1530 als Sechziger und 1523–1527 als Heimlicher. 1524–1526 diente er als Landvogt von Illens, 1526–1530 als Schultheiss zu Murten sowie 1527 –1528 und 1552–1553 als Landvogt in Plaffeien. 1531 gelangte er in den Kleinen Rat in Freiburg. 1534–1537 bekleidete er das Amt des Zeugmeisters und 1537–1540 das eines Bürgermeisters. Hans Studer war auch Rektor des Siechenhauses in Bürglen. Mehrfach regierte er seine Vaterstadt als Schultheiss, so 1549–1552, 1553–1556 und 1558–1560 (HBLS 6/1931, S. 583; HLS 12/2013, S. 92).
Eine weitere, aus dem gleichen Jahr stammende Scheibe Hans Studers hat sich im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich erhalten (Inv. Dep. 3140; Schneider 1971, Bd. I, S. 87, Nr. 230; Bergmann 2014, Bd. 1, S. 214, Abb. 138).
Die vorliegende Scheibe gehört sicher mit den ebenfalls 1542 datierten Wappenscheiben Dietrich von Englisbergs (BHM Bern, Inv. 372) und Jakob Garmiswils (BHM Bern, Inv. 376) zu einer Scheibenserie und wurde wie diese vom gleichen Glasmaler für den gleichen unbekannten Bestimmungsort geschaffen. Alle drei gelangten 1881/82 aus der Sammlung Friedrich Bürkis in den Besitz des Bernischen Historischen Museums. Es ist zu vermuten, dass Dietrich von Englisbergs Frau Anna Studer mit dem Scheibenstifter Hans Studer verwandt war und dass der Stiftungsort der drei Scheiben eventuell im dortigen Familienkreis zu suchen ist.
Die stilistischen Merkmale wie die klare Gestaltung, die Farbgebung, die reiche voluminöse Architektur und der Schriftcharakter verbinden das Glasgemälde mit zahlreichen anderen Wappenscheiben der gleichen Zeit in Freiburg (Bergmann 2014, Bd. 2, Kat.-Nrn. 41, 42, 43, 304). Als Autor dieser sehr qualitätvollen Scheiben darf der gebürtige Zürcher Glasmaler Heinrich Ban gelten, der nach seiner Lehrzeit mutmasslich in der Werkstatt Hans Funks in Bern arbeitete, bevor er nach dessen Tod um 1540 nach Freiburg zog, wo man ihn als Stadtglasmaler anstellte. Darauf weisen die von der Zürcher Glasmalerei und von Hans Funk in Bern geprägten stilistischen Elemente und die Wertschätzung, die man dem Glasmaler in Freiburg entgegenbrachte (Bergmann 2014, Bd. 1, S. 211–215). Leider haben sich aus seiner Hand keine signierten Arbeiten erhalten.
Eine auf Papier geklebte Pause dieser Scheibe fertigte im 19. Jahrhundert der Glasmaler Johann Heinrich Müller. Sie befindet sich in seinem Nachlass, der als Depositum des Bernischen Historischen Museums im Vitrocentre Romont aufbewahrt wird (Mappe 6).
Dating
1542
Original Donor
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Seit 1882 Bernisches Historisches Museum
Previous Owner
Bis 1881 Sammlung Friedrich Bürki, Bern. – Bis 2016 Schloss Oberhofen (Besitz BHM Bern)
Inventory Number
BHM 377