Die in Biel und Courtelary verburgerte Familie Thellung hatte über Generationen enge Beziehungen zur Kirche von Orvin. Darauf weisen unter anderem auch die drei dort noch vorhandenen, von Mitgliedern dieser Familie stammenden Glasgemälde. Weil keine Nachrichten über eine Kirchenrestaurierung um 1660 vorliegen, lässt sich allerdings nicht schlüssig beantworten, warum gerade damals von Hans Heinrich II. Thellung eine Scheibe dorthin verehrt wurde.
Hans Heinrich II. Thellung (1615–1690), Sohn des reformierten Bieler Ratsherren Abraham Thellung, studierte 1633/34 in Genf. Im Dienste Frankreichs nahm er danach am Dreissigjährigen Krieg teil. In Biel war er 1648–1651 Gross- und 1652–1656 Kleinrat. 1656 wurde er Burger des Fürstentums Neuenburg und Landvogt im Erguel. 1660–1689 war er Meier (Maire) von Biel. Er wurde 1653 von Kaiser Ferdinand III. in den deutschen Reichsadel erhoben und nannte sich von da an wie alle seine Nachkommen Thellung von Courtelary. Er war zweimal verheiratet, in erster Ehe seit 1647 mit Louise Merveilleux († 12.12.1652), der Tochter von Guillaume, und in zweiter seit 1654 mit Susanna von Wattenwyl († 1688), der Tochter von Sigmund. 1666 baute er in Biel ein Haus an der Untergasse 45. Zudem besass er dort ein "Ablass" genanntes Wohnhaus in der Juravorstadt. 1676 kaufte er vom Gerichtsschreiber Hans Heinrich Schneider für 1000 Kronen die Wirtschaft Sonne in Pieterlen (HLS 12/2013, S. 312; Bourquin 1999, S. 447).
Die Allegorie der Fortitudo ist analog gestaltet wie diejenige auf der 1682 von Sebastian Schwarzwald gestifteten und dem Burgdorfer Glasmaler Samuel Schwarzwald (1653–1717) zugeschriebenen Wappenscheibe im Museumsdepot des Burgdorfer Kornhauses (BE_2894, Inv. 4.274). Die nahe Verwandtschaft dieser beiden Figuren unterstreicht deren ähnliche Kolorierung (roter Brustpanzer). Samuel Schwarzwald wurde 1653 geboren. Als Schöpfer der Scheibe in Orvin käme er also nur dann in Frage, wenn dieselbe nicht 1660, sondern später, das heisst in der Zeit zwischen 1670 und 1690 (Todesjahr des Stifters), entstanden wäre. Dass die auf der Scheibe angegebene Jahreszahl unrichtig ergänzt ist, steht jedoch in keiner Weise fest. Weil die Glasgemälde in Orvin und Burgdorf mit Ausnahme ihrer übereinstimmenden allegorischen Figur keine näheren stilistischen Gemeinsamkeiten teilen und es keinen einleuchtenden Grund dafür gibt, weshalb Thellung mit der Herstellung seiner Wappengabe nach Orvin einen Glasmaler im über 50 Kilometer entfernten Burgdorf betraut haben sollte, lässt sich die Zuschreibung an Samuel Schwarzwald trotz dieser frappanten Übereinstimmung nicht rechtfertigen. Näher liegt die Annahme, dass Schwarzwald und der Glasmaler von Thellungs Stiftung die betreffende Figur nach einem damals bekannten, durch Kopien verbreiteten Entwurf anfertigten, der ihnen jeweils in Form eines mit Farbangaben versehenen Nachrisses vorlag. Der in Biel ansässige Hans Heinrich Thellung wird es sicher vorgezogen haben, seine Wappengabe für die rund 6 Kilometer von seinem Wohnort entfernte Kirche zu Orvin durch einen heimischen Glasmaler anfertigen zu lassen. Hans Lehmann (Foto SLM), Werner Bourquin und Gustave Amweg identifizieren denselben mit Hans Heinrich Laubscher (1605–1684). In ihrer stilistischen Ausführung gibt sich Thellungs Scheibe zwar nicht unmittelbar als Arbeit dieses Bieler Meisters preis. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die von Laubscher erhaltenen signierten Werke keine homogene Gruppe bilden. Mit Glasgemälden wie jenen des Daniel Müller von 1667 in der Kirche Twann oder des François Louis d'Estavayer von 1669 im Musée Gruérien zu Bulle (Bergmann 2014, Bd. 2, S. 759, Kat.-Nr. 254) finden sich darunter zumindest aber Beispiele mit dreiachsigen Rahmenarchitekturen in der Art der Scheibe in Orvin sowie mit dem Glasgemälde des Niklaus von Wattenwyl in der Kirche Langnau auch eine Arbeit mit ähnlich ausgebildetem Wappenmotiv (Flügel). Die gestreiften Strümpfe der beiden allegorischen Gestalten von Thellungs Scheibe kennzeichnen zudem die Figuren verschiedener Werke Laubschers. Ihnen begegnet man unter anderem auf dem Glasgemälde des Karl von Bonstetten von 1662 im Bernischen Historischen Museum (BE_880, BHM Inv. 40055), auf demjenigen Daniel Müllers in der Kirche Twann (s. o.) sowie auf mehreren der von Laubscher 1674 in die Kirche Langnau gelieferten Wappenscheiben. Wie von den oben angeführten Autoren vorgeschlagen, dürfte Thellung seine Wappenstiftung demnach in der Werkstatt Laubschers bestellt haben.
Die Ergänzungen in der Scheibe (Helmzierden, Kopf der Prudentia, Inschrift) dürften auf Andreas Fueter zurückgehen. Darauf deuten neben dem Schriftbild einerseits die Helmzier des Thellung-Wappens, die an diejenige der in der gleichen Kirche befindlichen Scheibe Vinzenz Maximilian Thellungs von 1722 erinnert, sowie andererseits die ergänzten figürlichen Teile (Köpfe der Prudentia und der Helmzier von Wattenwyl), die im Stile Fueters gestaltet sind.