Research
Die Geschichte von Marcus Curtius ist bei Varro, Titus Livius, Valerius Maximus und anderen römischen Schriftstellern aufgezeichnet (Varro. De lingua latina V, 148; Livius. Ab urbe condita VII 6, 1–6; Valerius. Facta et dicta memorabilia V 6, 2. Vgl. RdK III, 1954. Sp. 881–891). Erst einer Quelle des 13. Jahrhunderts zufolge schlugen Feuer und Rauch aus der Tiefe des Schlundes hervor. Die Heldentat des Marcus Curtius fand um 1300 Eingang in die Gesta Romanorum (Trillitzsch 1973. S. 89). Sie zählt zu den Gerechtigkeitsbildern, die vom 15. bis zum 17. Jahrhundert vor allem in und an Rathäusern zur Darstellung kamen. Sie gehört aber auch zu den römischen Tugendbildern, zu denen auch Cato, Lucretia u. a. gerechnet werden.
Die Stiftung eines Angehörigen der Nürnberger Familie Örtel besitzt als Pendant die spiegelverkehrt ausgerichtete Wappenscheibe seiner Frau aus der Familie Gross von Nürnberg (VMR_169_FR_306). Das Stifterpaar wird namentlich nicht genannt. In der Kirche St. Sebald in Nürnberg hat sich jedoch ein Epitaph erhalten, das um 1574 zu Ehren Sigmund Örtels entstand, der mit Margarete Gross († 1512) verheiratet gewesen und 1525 verstorben war (Meyer 1843. S. 94; Langer 2007. S. 341, Nr. 269. Das Epitaph wurde 1574 „verneutt“ also erneuert. Zu einer Wappenscheibe Örtel mit Beischild Gross um 1500/10 aus dem Heilig-Geist-Spital in Nürnberg s. Scholz 2013. S. 465, Nr. 3a). Sollte es sich bei den beiden Scheiben um die gleiche Allianz handeln, so müssen die Glasgemälde allerdings ebenfalls posthum, doch vor dem Epitaph wohl von einem Nachkommen zu Ehren seiner Vorfahren gestiftet worden sein.
Als Glasmaler kommt am ehesten der Schaffhauser Hieronymus Lang († 1582) in Frage, der nachweislich für Nürnberger Familien tätig war. Das früheste Zeugnis seiner Tätigkeit, eine JLG (für Jeronymus Lang Glasmaler) monogrammierte Rundscheibe mit den Allianzwappen der Nürnberger Familien Örtel und Ebner aus dem Jahr 1543 befand sich bis zum Zweiten Weltkrieg im ehemaligen Königlichen Kunstgewerbemuseum zu Berlin (Gegen Ende des Krieges zerstört. Schmitz 1913. Bd. 1. S. 195, Abb. 330. Nach Schmitz für den Nürnberger Erasmus Ebner (1511–1577) und Anna Örtel. Die Wappenstellung – das Männerwappen heraldisch rechts – weist jedoch auf eine umgekehrte Allianz Örtel-Ebner hin. Vgl. Hasler 2010. S. 101. S. dort auch zur Biographie und zum Werk des Schaffhauser Glasmalers, dessen Monogramm auch auf mehreren Scheibenrissen nachweisbar ist. Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 111–118). In der Pfarrkirche von Eschenbach bei Nürnberg haben sich bis heute zwei Glasgemälde mit den Wappen der Familie Ebner erhalten, die wie unsere Scheiben das Datum 1548 tragen, stilistisch eng verwandt sind und auch die gleiche Grösse aufweisen. Auf der rechten Scheibe des Paares wiederholt sich gar die Darstellung des Marcus Curtius spiegelbildlich (Scholz 2002. Bd. 1. S. 157–159, Abb. 61, Anhänge/Tafeln. S. 617; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 305.2–3). Eine weitere, im gleichen Zusammenhang stehende Scheibe war bis vor wenigen Jahren in der Sammlung des Hessischen Herzogshauses von Schloss Tarasp nachweisbar. Sie trägt ebenfalls das Datum 1548 und stellt das Wappen der Nürnberger Familie Gruber dar (Scholz 2002. Bd. 1. S. 159; Bergmann/Hasler/Trümpler 2004. S. 279, Abb. 6. Die Sammlung wurde inzwischen wieder veräussert. Das Wappen Gruber mit einer falschen Tinktur, die auf einen Fehler des Glasmalers zurückgehen dürfte; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 305.1). Es spricht vieles dafür, dass alle fünf Scheiben für den gleichen Bestimmungsort, nämlich die Kirche von Eschenbach, gestiftet wurden, die sich seit 1508 im Besitz der Patrizierfamilie Ebner befand.
Dating
1548
Date of Receipt
1996
Original Donor
Donor / Vendor
Sibyll Kummer-Rothenhäusler, Zürich.
Previous Location
Place of Manufacture
Owner
Previous Owner
1948 Dr. E. Rothenhäusler, Mels. 1996 Schenkung Sibyll Kummer-Rothenhäusler, Zürich.
Inventory Number
VMR 168