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BE_127: Wappenscheibe Niklaus IV. von Diesbach
(BE_Oberdiessbach_refK_Diesbach)

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Titre

Wappenscheibe Niklaus IV. von Diesbach

Type d'objet
Artiste
inconnu · Südobergaden-Werkstatt des Berner Münsters
Lieu de production
Datation
1560
Dimensions
80 x 52.8 cm im Licht
Lieu
Emplacement
s II, 2b
Inventaire

Iconographie

Description

Vor rotem Damastgrund erscheint das aufs Podium mit der Stifterinschrift gesetzte Vollwappen des Nikolaus von Diesbach. Umfasst wird es von einer Renaissance-Arkade aus hellblauen Balustersäulen mit grünen Basen und blauen Kapitellen sowie einem lila und grün gefärbten Flachbogen, an dem eine Blattgirlande aufgehängt ist.
Die vier Wappenscheiben von 1560 in Oberdiessbach sind alle nach dem gleichen Muster komponiert.

Code Iconclass
46A122 · armoiries, héraldique
Héraldique

Diesbach, Niklaus von

Inscription

Niclaus von Dießbach 1560.

Signature

Keine

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Der untere Teil des Wappens, ein Stück der Helmdecke sowie einige Gläser oben im Bogen und in der rechten Säule neu ergänzt (ob die beiden an die rechte Säule angrenzenden, auffallend stark korrodierten roten Damaststücke alt ergänzt sind, lässt sich nicht schlüssig beantworten); in den alten Gläser stellenweise Korrosionsspuren; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technique

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Im Gegensatz zu den übrigen Autoren des 19. Jahrhunderts (s. u.) spricht Carl Friedrich Ludwig Lohner von sieben und nicht von vier alten Wappenscheiben, die er zu seiner Zeit in der Kirche vorfand. Drei Werke müssen demnach bald nach 1864 von dort verschwunden sein. Als Egbert Friedrich von Mülinen im September 1873 die Kirche aufsuchte, waren im dortigen Chor die vier heute vorhandenen Glasgemälde von 1560 zu sehen. Auf dieselben trafen dort 1896 ebenfalls Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen, und zwar "in zwei Fenstern des Chors". Bei der Renovation von 1902 wurden die vier Glasgemälde im Chor umplatziert, und zwar in die Fenster n II und s II, ihren heutigen Standort (Vogel 1998, S. 11).
Anlass für die 1560 erfolgte Schenkung der Wappenscheiben bot die Kirchenerneuerung nach dem Brand von 1559. Zur Aufstellung gebracht wurden die Wappengaben damals vermutlich im Chor. Dort waren sie jedenfalls im 19. Jahrhundert noch zu sehen (s. o.).
Die Herrschaft Diessbach im Kiesental befand sich seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Bernburger Familie von Diesbach, die dort nach 1560 das Alte Schloss im Tal errichtete. Die Herrschaft umfasste das Patronatsrecht (Kirchensatz) über die Kirche Oberdiessbach. Von den Stiftern der vier Glasgemälde war Niklaus IV. von Diesbach als Herr zu Diessbach demnach Patron der Kirche und damit in deren Unterhalt eingebunden. Während dieser seine Scheibenstiftung als dortiger Patronatsherr machte, bleibt zu begründen, weshalb die keinerlei Herrschaftsrechte in Oberdiessbach besitzenden drei anderen Berner Ratsherren Hans Jakob von Wattenwyl, Bernhard von Erlach und Johann Anton Tillier der Kirche 1560 ein Glasgemälde verehrten. Einer der Gründe, wenn nicht gar der Hauptgrund dafür lag sicher im engen Bezugsnetz, das sie mit Niklaus IV. von Diesbach verband. Darauf weisen die Wappengaben, die Niklaus von Diesbach, Hans Jakob von Wattenwyl und offenbar auch Johann Anton Tillier in der gleichen Werkstatt um 1559 für das Berner Münster und 1560 für Oberdiessbach in Auftrag gaben (s. u.). Der im Münster mit keiner Scheibe vertretene Bernhard von Erlach stand zudem in verwandtschaftlicher Beziehung zu Niklaus von Diesbach, war er doch der Onkel von dessen zweiter Gemahlin Maria von Erlach († 1593).

Wie bereits Alfred Scheidegger feststellte, lässt sich der Schöpfer der vier 1560 in die Kirche Oberdiessbach gestifteten Glasgemälde nicht sicher benennen (seine mit Fragezeichen versehene Zuweisung an den Berner Meister Mathis Walther erweist sich als eine unhaltbare Hypothese). Brigitte Kurmann-Schwarz schreibt die vier monumental komponierten, altertümlich wirkenden Glasgemälde in überzeugender Weise zwei anonymen Glasmalern (Hand 2 und 3) aus der Südobergaden-Werkstatt des Berner Münsters zu, die dort mehrheitlich für den gleichen Personenkreis wie in Oberdiessbach Scheiben ausführte (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 283, 294–297). Dieser Werkstatt beziehungsweise ihrem Umkreis lassen sich ihr zufolge weitere Glasmalereien der Zeit um 1560 zusprechen. Dazu zählen die im Besitz des Bernischen Historischen Museums befindlichen Wappenscheiben von Wattenwyl (BHM Bern, Inv. 4727), von Mülinen-Nägeli (BHM Bern, Inv. 26152), von Wattenwyl-von Diesbach (BHM Bern, Inv. 24781), Stokar-von Wyttenbach-Nägeli (BHM Bern, Inv. 21530) und die beiden von 1563 stammenden Von-Diesbach-Scheiben (BHM Bern, Inv. 11593, 11595).

Niklaus IV. von Diesbach (1511–1585), Sohn des Ludwig II. und der Agatha von Bonstetten, war Herr zu Diessbach, Kiesen und Heitenried. 1527/28 studierte er an der Universität Basel und trat danach in den Staatsdienst Berns. Er war des Grossen Rats (1535), Vogt zu Thonon und Lenzburg sowie 1557 des Kleinen Rats. 1533 heiratete er Katharina von Erlach († 1559) und 1561 Maria von Erlach. 1562 schloss man ihn aus dem Kleinen Rat aus, weil er mit bernischen Truppen dem Prinzen von Condé zu Hilfe eilte. Niklaus von Diesbach ist wie andere Mitglieder seiner Familie im Chor der Kirche Oberdiessbach bestattet. Auf ihn beziehen sich dort zwei Schrifttafeln mit Ruhmesreden an der Westwand der Kirche. Diese zwei Tafeln müssen ursprünglich an der südlichen Chorwand angebracht gewesen sein, wo dann 1671 der Eingang der Grabkapelle des Albrecht von Wattenwyl zu liegen kam (Vogel 1998, S. 21f.; von Erlach 1989, Stamm-Taf. D VIII).
Das Bernische Historische Museum besitzt von Niklaus IV. von Diesbach ein Glasgemälde aus Schloss Worb aus der Zeit um 1542 (BHM Bern, Inv. 23611), eine Rundscheibe von 1565 (BHM Bern, Inv. 23896) und eine von ihm in Auftrag gegebene, 1592 von seinem Sohn erneuerte Allianzwappenscheibe (BHM Bern, Inv. 11603). In diesem Museum nicht nachweisbar ist jedoch die laut Scheidegger angeblich dort befindliche, 1563 datierte Rundscheibe mit dem Vollwappen von Diesbachs (Scheidegger 1947, S. 48f., 119 [Nr. 41]). Vermutlich handelt es sich dabei um die vom Berner Glasmaler Hans Jakob Hübschi monogrammierte, lediglich durch eine Fotografie bekannte Scheibe (BHM Bern, Foto-Neg. 61). Ins Berner Münster verehrte von Diesbach um 1559 eine Doppelscheibe (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 296/297). 1560 machte er der Kirche in Oberdiessbach eine Wappengabe. Verschollen sind die Scheiben mit seinem Wappen und demjenigen seiner Frau, die Lohner vormals in der Kirche von Röthenbach (Würzbrunnen) sah (Lohner 1864–67, S. 128). Er war wohl der Adressat (als Landvogt von Lenzburg) der von der Stadt Zofingen 1555 in Bern an Niklaus von Diesbach verehrten Scheibe (Gränicher 1916, S. 218).

Datation
1560
Lieu de production
Propriétaire

Kirchgemeinde Oberdiessbach.
Die Unterhaltspflicht der vier Glasgemälde im Chor 1888 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliographie et sources

Bibliographie

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 84.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Zweites Heft. Mittelland. I. Aegerten–Jaberg, Bern 1880, S. 95.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 41, 43, 62.

Richard A. Nüscheler, Bernische Wappenscheiben aus Königsfelden, in: Schweizer Archiv für Heraldik 17/1903, Heft 1, S. 43 (Thüring Walther).

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 248.

Hermann Vogel, Oberdiessbach. Beitrag zur Heimatkunde, Münsingen 1905, S. 69.

Alfred Scheidegger, Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580, Bern/Bümpliz 1947, S. 56f., 121., Kat.-Nr. 54, Abb. 58 (Mathis Walther?).

Niklaus Vogel, Oberdiessbach. Die Geschichte eines Dorfes, Oberdiessbach 1960, S. 186.

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 125.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998, S. 68, 378–80, 385, 424, 441–444, 449–451, 462f., Abb. 418 (Südobergadenwerkstatt des Berner Münsters).

Peter Vogel u. a., Kirche Oberdiessbach 1498–1998, Oberdiessbach 1998, S. 19.

Vgl.

Theodor Gottlieb Gränicher, Die Stadtrechnungen von Zofingen, in: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde XII, 1916.

Hans Ulrich von Erlach, 800 Jahre Berner von Erlach. Die Geschichte einer Familie, Bern 1989.

Références à d'autres images

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse B 937, B 48; SNM Zürich, Neg. 8144 (Mathis Walther)

Informations sur l'image

Nom de l'image
BE_Oberdiessbach_refK_Diesbach
Crédits photographiques
© Vitrocentre Romont
Date de la photographie
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Oberdiessbach
Propriétaire

Kirchgemeinde Oberdiessbach.
Die Unterhaltspflicht der vier Glasgemälde im Chor 1888 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventaire

Numéro de référence
BE_127
Auteur·e et date de la notice
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Objets et images liés

Photographies complémentaires
Schema