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Die Saalkirche von Grafenried wurde 1747 im späten Barockstil neu erbaut. Bern steuerte dazu 700 Kronen bei. Zudem sind in Berns Staatsrechnungen zusätzlich 100 Kronen für die in die Kirche gestifteten Wappenscheiben enthalten (Schweizer 1917, S. 7). Während sechs Wappenscheiben von 1747 heute im Kirchgemeindehaus verwahrt werden, verblieb die ältere Berner Scheibe in der Kirche. Was Bern 1716 zu dieser prachtvollen Stiftung veranlasste, weiss man nicht. 1747 wurde die Bernscheibe in die neue Kirche überführt und dort vermutlich im zentralen Chorfenster platziert (Schweizer sah diese Scheibe 1917 im Chormittelfenster). Schon ein Jahr später mussten Vorhänge gekauft werden, welche die durch die hellen Fenster fallenden Sonnenstrahlen abhalten sollten. Zudem erhielt die obrigkeitliche Scheibe laut den Amtsrechnungen Fraubrunnens von 1748 ein Schutzgitter: "2 Fensterumhänge von grüner Sarge in der Kirche [Grafenried] zur Abhaltung der Sonnenstrahlen" und "7 Gätterlein von geflochtenem Eisendraht zu Beschirmung der Oberkeitlichen Waapen in den Chorfensteren [Grafenried]..." (Dr. Marti-Wehren, Auszüge aus den Berner Amtsrechnungen, Staatsarchiv Bern [Kopien im Vitrocentre Romont]). Wolfgang Friedrich von Mülinen erwähnt 1890 bei der Beschreibung der Kirche Grafenried keine Glasgemälde. 1963 schuf Max Brunner die drei Ostfenster, womit spätestens zu diesem Zeitpunkt die Bernscheibe in das Nordfenster versetzt wurde.
Die Scheibe von 1716 in Grafenried ist vollkommen identisch gestaltet wie die beiden ebenfalls 1716 datierten Bernscheiben (39 x 28 cm) in der Sammlung Reding in Schwyz (SZ_50, SZ_51, Meyer 1978, S. 369, Nrn. 54, 55).
Die Komposition mit dem von zwei stehenden Bären flankierten Bernwappen erinnert an das von Johann Rudolf Huber entworfene Giebelrelief am Berner Kornhaus (1715) und dessen Entwurf von 1704 (mit ähnlicher Rahmung) für die von der Berner Obrigkeit in die Kirche Heimiswil gestiftete Wappenscheibe (Hasler 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nrn. 478/79, Abb. 478.1/2). Sehr ähnlich komponiert ist auch ein von Huber entworfenes Staatssiegel im Staatsarchiv Bern (Kehrli 2010, Abb. 71).
Als ausführenden Glasmaler der Bernscheibe in Grafenried schlug Hans Lehmann 1913 Hans Ulrich Weber von Zürich vor. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Hans Jörg III. Wannenwetsch aus Basel, der die nach Hubers Entwurf 1704 geschaffene Bern-Scheibe aus der Kirche Heimiswil im Bernischen Historischen Museum (BE_2695, BHM Bern, Inv. 5649) ausführte, auch die Berner Standesscheibe in Grafenried nach einem Riss Johann Rudolf Hubers erstellte. Darauf weisen auch die stilistischen Übereinstimmungen hin.
Datation
1716
Commanditaire / Donateur·trice
Lieu de production
Propriétaire
1883 wird der Chor gegen Entschädigung von 1500 Fr. vom Staat Bern an die Gemeinde abgetreten, wobei der Staat den Vorbehalt macht, die im Chor befindlichen Glasgemälde nach Gutdünken an sich zu nehmen, im kantonalen Museum aufzubewahren und durch Kopien ersetzen zu können (Schweizer, S. 20).
Seit 1984 Kirchgemeinde Grafenried (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).
Propriétaire précédent·e