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BE_1661: Bildscheibe des Collegium musicum Thun
(BE_Bern_BHM_1931)

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Titre

Bildscheibe des Collegium musicum Thun

Type d'objet
Artiste
Lieu de production
Datation
1737
Dimensions
26.2 x 19.3 cm im Licht

Iconographie

Description

Die Grisaillescheibe stellt das Collegium musicum von Thun dar. Zwölf teilweise auf ihren Instrumenten spielende Mitglieder des Musikkollegiums sind an einem in die Tiefe fluchtenden langen Tisch versammelt. Ihr Tagungssaal erhält sein Licht durch zwei grosse Fenster an der Rückwand mit der geschlossenen Eingangstür. Über den Musikern halten zwei schwebende, hornblasende Engel die Schriftrolle mit der Stifterinschrift. Die Darstellung rahmen seitlich zwei Marmorsäulen. Im Oberbild erscheint in einem Wolkenkranz eine Schar von Engeln, die musizierend um das göttliche Licht vereint sind.

Inscription

Collegium Musicum / Jn Thun. Ao: 1737.

Signature

Keine

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Zwei Sprünge.

Technique

Monolithscheibe aus farblosem Glas; Bemalung mit Schwarzlot.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Der Thuner Kirchenchor, das sog. Collegium musicum, wurde 1668 gegründet und bestand bis 1863. Die Scheibe zeigt die Musiker als eine zu Ehren Gottes aufspielende Gesellschaft, die sich unter dem Auge Gottes und den Engelschören versammelt hat. Während in Bern mit der Reformation die Kirchenmusik zunächst ganz abgeschafft und dann auf den vierstimmigen Psalmengesang beschränkt worden war, blieb das Musizieren im privaten Kreise unbehelligt, doch wurde das Tanzen nach Möglichkeit unterdrückt. Erst als 1661 in Bern der Zinkenist und Anführer der obrigkeitlichen Stadtpfeifer Johann Ulrich Sultzberger zu wirken begann, veränderte sich dort das Musikleben. Sultzberger, den die Regierung in das eigens für ihn geschaffte Amt eines Musikdirektors einsetzte, verhalf der Kirchenmusik durch ihre Förderung an der Hohen Schule zum Durchbruch. Er gründete und förderte musikalische Vereinigungen, die "Collegia Musica" und erleichterte das Notenlesen durch die Überarbeitung des Psalmenbuches. Auch in den Landstädten wie Thun konnten sich eigentliche "Collegia musica" entwickeln, die sich wöchentlich zum Musizieren und geselligen Beieinander versammelten. Zum Gesang kam bald auch die Instrumentalmusik hinzu. Die Musikkollegien entwickelten, ähnlich wie Zunftgesellschaften, Statuten, führten eine Kasse, sprachen Bussen für Mitglieder aus, die Proben verpasst hatten, und dienten auch wohltätigen und geselligen Zwecken (Capitani 1993, S. 46–58; Berns goldene Zeit 2008, S. 372–378).
Das Bernische Historische Museum besitzt ein Gemälde von 1728, das eine Satire auf dieses Thuner Kollegium darstellt (Öl auf Holz, 71 x 41 cm, BHM Bern, Inv. 2396). Dasselbe weist jedoch weder stilistisch noch motivisch Parallelen zum Glasgemälde auf, das singulär in der Berner Glasmalerei bleibt. In Thun ist in der Zeit um 1737 kein Glasmaler mehr fassbar. Das Kollegium dürfte die Scheibe demnach bei einem unbekannten auswärtigen Meister in Auftrag gegeben haben. Von einem Scheibenriss mit dem Musikkollegium, der sich 1943 im Thuner Museum befunden haben soll und Jakob Tremp zugewiesen wurde, fehlt heute jede Spur (Das Amt Thun 1943, S. 265).
Als Vorlage für die Darstellung des Thuner Musikkollegiums diente dem Glasmaler das in Kupfer gestochene Titelblatt des 1682 in St. Gallen beim Buchbinder Jakob Hochreutiner unter dem Titel "Geistliche Seelen-Music" erschienenen Gesangbuchs für Kirche und Schule. Dieses ein himmlisches und ein kirchliches Musikensemble wiedergebende Titelblatt wurde in den verschiedenen Neuauflagen des Gesangbuchs übernommen (HLS 6/2007, Abb. S. 401).
Der obere Teil dieser Scheibe ist durch eine Pause Hans Drenckhahns in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont dokumentiert (Mappe 125).

Datation
1737
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire

Seit 1894 im Bernisches Historisches Museum Bern (Besitz des Staates)

Propriétaire précédent·e

Bis 1894 Kunstmuseum Bern

Numéro d'inventaire
BHM 1931

Bibliographie et sources

Bibliographie

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 130.

Elisabeth von Witzleben, Bemalte Glasscheiben, München 1977, Abb. 127.

François de Capitani, Musik in Bern, Bern 1993, Abb. S. 53.

André Hug, Alphorn bis Zelenka, Interlaken 2004, Abb. S. 12.

Berns goldene Zeit. Das 18. Jahrhundert neu entdeckt (Berner Zeiten), Bern 2008, Abb. 346.

Vgl.

Das Amt Thun. Eine Heimatkunde, Bd. 1, Thun 1943.

Berns mächtige Zeit. Das 16. und 17. Jahrhundert neu entdeckt (Berner Zeiten), Bern 2006, S. 331–335.

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Informations sur l'image

Nom de l'image
BE_Bern_BHM_1931
Crédits photographiques
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Christine Moor
Date de la photographie
2016
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Propriétaire

Seit 1894 im Bernisches Historisches Museum Bern (Besitz des Staates)

Inventaire

Numéro de référence
BE_1661
Auteur·e et date de la notice
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016