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Die vorliegende Scheibe ist analog gestaltet wie die verschollene, von Hans Jakob Hübschi signierte Scheibe desselben Stifters von 1563 (BHM Bern, Foto-Neg. 61). Sie ist ebenfalls Hübschi zuzuweisen. Scheideggers Zuschreibung an Joseph Gösler, dem sich kein erhaltenes Glasgemälde gesichert zuordnen lässt, ist unhaltbar (vgl. Scheidegger 1947). Gewisse Analogien besitzen die beiden genannten Stücke auch zu den Rundscheiben Beat Ludwig von Mülinens von 1564 (BHM Bern, Inv. 36358) und Jakob Michel von Schwertschwendis von 1565 (verschollen, Scheidegger 1947, Abb. 101). Ob diese zwei Werke ebenfalls von Hübschi stammen, muss jedoch offen bleiben. Stilistische Bezügen lassen sich zudem zu den Scheiben ausmachen, die der Südobergaden-Werkstatt des Berner Münsters zuzuweisen sind (u. a. Scheiben aus der Kirche Oberdiessbach, Von-Diesbach-Scheiben im BHM Bern, Inv. 11593, 11595, 24781; vgl. Kurmann-Schwarz 1998, S. 378f.). Die Art der Beziehung dieser Werkstatt zu Hans Jakob Hübschi, der eine Scheibe im Berner Münster signierte (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 308), bleibt beim gegenwärtigen Kenntnisstand gleichfalls unklar.
Niklaus IV. von Diesbach (1511–1585), Sohn des Ludwig II. und der Agatha von Bonstetten, war Herr zu Diesbach, Kiesen und Heitenried. 1527/28 studierte er an der Universität Basel und trat danach in den Staatsdienst Berns. Er war des Grossen Rats (1535), Vogt zu Thonon und Lenzburg sowie 1557 des Kleinen Rats. 1533 heiratete er Katharina von Erlach († 1559) und 1561 Maria von Erlach. 1562 schloss man ihn aus dem Kleinen Rat aus, weil er mit bernischen Truppen dem Prinzen von Condé zu Hilfe geeilt war. Niklaus von Diesbach ist wie andere Mitglieder seiner Familie im Chor der Kirche Oberdiessbach bestattet. Auf ihn beziehen sich dort zwei Schrifttafeln mit Ruhmesreden an der Westwand der Kirche. Diese zwei Tafeln müssen ursprünglich an der südlichen Chorwand angebracht gewesen sein, wo dann 1671 der Eingang der Grabkapelle des Albrecht von Wattenwyl zu liegen kam (Vogel 1998, S. 21f.; von Erlach 1989, Stamm-Taf. D VIII).
Das Bernische Historische Museum besitzt von Niklaus IV. von Diesbach ein Glasgemälde aus Schloss Worb aus der Zeit um 1542 (BHM Bern, Inv. 23611), die vorliegende Rundscheibe von 1565 und eine von ihm in Auftrag gegebene, 1592 von seinem Sohn erneuerte Allianzwappenscheibe (BHM Bern, Inv. 11603). In diesem Museum nicht nachweisbar ist hingegen die laut Scheidegger angeblich dort befindliche, 1563 datierte Rundscheibe mit dem Vollwappen von Diesbachs (Scheidegger 1947, S. 48f., 119 [Nr. 41]). Vermutlich handelt es sich dabei um die erwähnte, vom Berner Glasmaler Hans Jakob Hübschi monogrammierte Scheibe, die lediglich durch eine Aufnahme dokumentiert ist (BHM Bern, Foto Neg. 61). Ins Berner Münster verehrte von Diesbach um 1559 eine Doppelscheibe (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 296/297). 1560 machte er der Kirche in Oberdiessbach eine Wappengabe. Verschollen sind die Scheiben mit seinem Wappen und demjenigen seiner Frau, die Lohner vormals in der Kirche von Röthenbach (Würzbrunnen) sah (Lohner 1864–67, S. 128). Er war wohl der Adressat (als Landvogt von Lenzburg) der von der Stadt Zofingen 1555 in Bern an Niklaus von Diesbach verehrten Scheibe (Gränicher 1916, S. 218).
Datation
1565
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Seit 1934 Bernisches Historisches Museum
Propriétaire précédent·e
Villa von Fischer-von Zehender, Thunstrasse in Bern (dortige Scheibensammlung); 1933 von Frau B. von Fischer-von Zehender dem BHM Bern vermacht (Foto SNM Zürich)
Numéro d'inventaire
BHM 23896