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Ulrich von Englisberg (1540–1602), Sohn des Hans, war 1563 Grossrat in Freiburg i. Ü., 1563–1568 Vogt zu Gruyères (Greyerz), 1567 Sechziger und 1571–1591 Kleinrat. 1573–1576 amtete er als Bürgermeister zu Freiburg. Englisberg beteiligte sich 1574 in französischen Diensten an den Schlachten von Jarnac und Montcontour und im Dauphiné-Feldzug gegen die Hugenotten. 1585–1587 diente er im Regiment Hans von Lanthen-Heids und stand seit 1591 im Dienste Heinrichs IV. von Frankreich. 1592 verlor er durch Konkurs seine Herrschaft Vuissens und andere Besitzungen. Ulrich von Englisberg war seit 1562 mit Ursula von Praroman, Tochter des Niklaus, verheiratet (weitere biographische Angaben bei Bergmann 2014, Bd. 2, Kat.-Nr. 49). Sein Wappen und das seiner Frau Ursula von Praroman sind auf einem Waffeleisen und auf einem Ölbild von 1587 erhalten (Jahresbericht BHM Bern 1916).
Neben der vorliegenden Scheibe hat sich auch eine Wappenscheibe des Stifters von 1563 im Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg erhalten (Bergmann 2014, Bd. 2, Kat.-Nr. 49).
Im Jahresbericht des Bernischen Historischen Museums von 1916 wird die vorliegende Scheibe 1576 datiert. Die kaum mehr erkennbare letzte Ziffer der Jahreszahl lässt sich jedoch eher in eine "9" ergänzen.
Die Zuschreibung des Glasgemäldes an einen bestimmten Meister mag abschliessend nicht gelingen. Es vertritt einen Zeitstil, den in Bern nachweislich Abraham Bickhart und Hans Huber sowie in Freiburg Christoph Heilmann ausübten. Qualitativ ist das vorliegende Werk jedoch nicht mit den signierten und gesicherten Werken Abraham Bickharts zu vergleichen. Die Scheibe, die Hans Huber 1587 als Vogt von Nidau stiftete (BHM Bern, Inv. 7976), kommt im Aufbau und in den allgemeinen Stilelementen (Helmdecke, Hintergrund) der Scheibe Englisberg am nächsten, ist aber qualitativ ebenfalls wesentlich anspruchsvoller. Es würde sich anbieten, den Hersteller der Scheibe in Freiburg zu suchen, wo der Stifter wohnte und wirkte, auch wenn seine 1563 gestiftete Scheibe im Freiburger Museum für Kunst und Geschichte sicher bernischer Herkunft ist. Die Arbeiten Christoph Heilmanns in Freiburg zeigen in den figürlichen Teilen durchaus Analogien mit den Oberbildern der Englisberg-Scheibe. In ihnen finden sich die gleichen dunklen und herben Gestalten wie auf den Scheiben Christoph Heilmanns (Bergmann 2014, Bd. 1, S. 280–287; Bd. 2, Kat.-Nr. 58–60). Im Detail, wie der Helmdecke und vor allem der Rahmenarchitektur, unterscheidet sich die vorliegende Scheibe jedoch sehr vom Werk Heilmanns, das sich durch seine reich dekorierten, maskengeschmückten Portalbögen auszeichnet.
Von der Scheibe existiert eine Pause Hans Drenckhahns vom März 1916 in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont (Mappe 161).
Datation
1579 (?)
Période
1576 – 1579
Localisation d'origine
Propriétaire
Seit 1916 Bernisches Historisches Museum
Propriétaire précédent·e
Bis 1916 Sammlung Knechtenhofer, Thun.
Numéro d'inventaire
BHM 8961