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Wer im linken Oberbild dargestellt ist, ist nicht ganz eindeutig. Als Namenspatron des in der Inschrift genannten Freiburger Notars erwartet man seinen Namenspatron, den hl. Christian, Bischof von Preussen und Zisterzienserabt, oder den Patriarchen Christian von Antiochien. Dargestellt ist aber der hl. Claude (vgl. VMR_278_FR_298) oder der hl. Stanislaus (LCI 8, 1976, Sp. 390–392). Während der Bischof von Besançon zwei ertrunkene Kinder vom Tode auferstehen liess, erweckte der Bischof von Krakau einen Toten, weil er seine Zeugenaussage für den rechtmässigen Erwerb eines Kirchengrundstückes benötigte (vgl. auch FR_343).
Die Familie Gaydamour war schon 1366 in Freiburg eingebürgert. Sie stammte wahrscheinlich von dem alten Geschlecht Guex (Guex d'Amour, Gaydamour) in Matran ab, das sich ab dem 18. Jahrhundert nur noch Guex nannte. Von Christian Gaydamour ist nur wenig bekannt. 1613 ist er als erfolgreicher Armbrustschütze belegt (StAF RM 164, 1613, p. 399 [21.8.1613]. Der erworbene Preis wurde dem "alten schützen" [gemeint erfahrenen Schützen] wegen Verstossung der Regeln wieder abgesprochen). In den einschlägigen Repertorien der Freiburger Notare wird er nicht aufgelistet (Tableau alphabétique des notaires 1869 und Répertoire des registre des notaires par domicile et par ordre chronologique [StAF Rk 5b und 6]), doch erfährt man, dass er am 9.11.1615 die Register seines verstorbenen Nachbarn und Freundes Peter Zollet zu übernehmen wünschte. Am 20. Juni 1617 wurde er Nachfolger von Notar Michel Auberson, 1619 bat er darum, die Register des verstorbenen Wilhelm Mäß und 1636 diejenigen des verstorbenen Notars Franz Corby erwerben zu dürfen (StAF Extraits des manuaux concernant les notaires 1493–1846, p. 5 und 13; RM 166, 1615, p. 560 [9.11.1615]; RM 168, 1617, p. 379 [20.6.1617]; RM 170, 1619, p. 552 [28.11.1619]; RM 187, 1636, p. 138 [15.1.1636]). 1630 besass Christian Gaydamour einen Garten beim Heinrichsturm (StAF RM 181, 1630, p. 174 [11.4.1630]. Der Heinrichsturm selten auch nach seinem Baumeister Thierry benannt s. Strub. Kdm FR I. 1964. S. 164–165). Er war Mitglied der Krämerzunft (Corporations 9.1, fol. 171r) und starb vor dem 6. Juni des Pestjahres 1639. Etienne Pugin bat darum, ihm die Register des verstorbenen Notars anzuvertrauen, doch erhielt sie für 35 Kronen schliesslich Peter Python. Der Geldstag des Notars und seiner ebenfalls verstorbenen Tochter wurde am 14.11.1639 angesetzt. Als nächste Verwandte präsentierte sich bei seinem Tod Ursula Vogt (Am 29.3.1639 ist er noch als lebend erwähnt [StAF RM 190, 1639, p. 157]. RM 190, 1639, p. 293 [6.6.1639]; p. 361 [4.8.1639] Antoine Pugin tritt von einem Kaufangebot der Register zurück; p. 492 [14.11.1639] und p. 517 [1.12.1639]; p. 527 [9.12.1639]).
Von Techtermann wurde die vorliegende Scheibe dem Glasmaler Hans Wäber zugeschrieben (Archiv MAHF. Livre d’aquisitions 1905). Laut ihm handelt es sich hier um die Wappen Galley (?) und Wild, wobei er die Inschrift als nicht zugehörig ansah (Archiv MAHF. Brief an den Staatsrat und Erziehungsdirektor vom 18.12.1905; Copies des lettres V, p. 123). Es ist tatsächlich wahrscheinlich, dass die Inschrift später eingeflickt wurde. Darauf weist neben Form- und Farbgebung vor allem die ungewöhnliche Tatsache hin, dass zwar zwei Wappen im Mittelbild dargestellt sind, aber keine Ehefrau in der Inschrift erwähnt wird. Bislang fand sich allerdings kein identisches Männerwappen oder eine passende Allianz mit der Familie Wild (Die Ehefrau wird entsprechend der Heiligen im Oberbild Elisabeth geheissen haben. Der Vorname ist relativ häufig in der Familie Wild). Jost Galley führte als Vogt von Bossonnens zwischen 1600 und 1605 in seinem Siegel zwar eine Marke, die mit einem Kreuz besteckt ist und von zwei Sternen begleitet ist, die bekannten Hausmarken der Familie Galley haben jedoch nie die Form eines Deltas (Vevey Armorial III. 1943. S. 50–51, Abb. 62–64).
Stilistisch ist die Scheibe schwer einzuordnen. Sie besitzt neben dem besonderen Schriftcharakter der eingesetzten Inschrifttafel auch eine andere Behandlung der Helmdecke als die Scheiben aus der Hand Jost Hermanns. Sie bedient sich auch des Schnurwerks, das sich in den Hintergründen der Arbeiten Jost Hermanns in der Regel nicht findet. Neben dem Glasmaler Hermann, der bald eine Monopolstellung in Freiburg einnehmen sollte, waren um 1632 noch Hans Gartner und Johann Wäber tätig. Letzterer und der erst 1636 verstorbene Christoph Heilmann scheiden aus stilistischen Gründen als Autoren der Scheibe aus.
Datation
1632
Date d'entrée
1905
Commanditaire / Donateur·trice
Gaydamour, Christian († 1639) · Unbekannt · Wild, (Elisabeth?) (?–?)
Donateur·trice / Vendeur·euse
Antiquar Rodolphe Grumser, Freiburg
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire
Propriétaire précédent·e
1905 von Rodolphe Grumser, Antiquar Freiburg, erworben.
Numéro d'inventaire
MAHF 3505