In einem Rechteckrahmen ist eine Szene aus der Apokalypse des Johannes dargestellt. Sie zeigt die Vision des thronenden Menschensohnes in den Wolken und der Engel, die als Vorankündigung des letzten Gerichts die irdische Ernte einbringen (Apk 14, 14–16). Der Rahmen ist im oberen Teil mit zwei Standfiguren der Freien Künste geschmückt: links der Astronomie und rechts der Musik. In der oben abschliessenden Inschriftenkartusche steht schwach erkennbar die Bibelstelle geschrieben. Unten ist der Riss stark beschädigt, sodass die beiden Wappen in den Ecken nicht erkennbar sind. In der zwischen den Wappen liegenden Inschriftentafel ist allerdings das Künstlermonogramm NVR und die Jahreszahl 1613 sowie das Monogramm HRL für Hans Rudolf Lando sichtbar.
Mit feinen Tintenstrichen wurden die Umrisse und Binnenlinien der Figuren und Ornamente erfasst. Mittels Lavierungen wurde Körperlichkeit und Tiefe geschaffen.

Das Blatt gehört gemeinsam mit einem weiteren aus der Sammlung Wyss (BHM 20036.288, BE_2020) zu einem Entwurf für eine Serie von Bibelscheiben (Hasler 1996/1997, 1. Bd. S. 260). Die Folge wurde 1613 von einer Berner Familie aus unbekanntem Anlass in Auftrag gegeben. Ein weiterer Riss zu diesem Zyklus wird im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich aufbewahrt (AG 11876, BE_2257). Die drei Risse weisen nahezu die gleiche Grösse auf, wobei der vorliegende Riss der Sammlung Wyss im unteren Teil zerstört ist.
Auf allen drei Zeichnungen ist ausserdem der Eigentumsvermerk von Hans Rudolf Lando zu finden. Auf den beiden Rissen der Sammlung Wyss brachte Lando jeweils sein Monogramm an und auf dem Entwurf im Schweizerischen Nationalmuseum seinen Namen (Gartenmeister 2019, S. 62).
Als Anregung – wenn auch nicht als Vorlage – für die Darstellungen der apokalyptischen Visionen, könnten dem Zeichner der beiden Blätter in der Sammlung Wyss die Illustrationen der Bilderbibel Tobias Stimmers von 1576 gestanden haben (Hasler 1996/1997, 1. Bd. S. 260; Stimmer 1576, S. [164]).