Es handelt sich um die Stiftung eines Angehörigen des Konstanzer Geschlechts Muntprat, das im Thurgau bedeutende Besitzungen hatte.
Albert Knoepfli wies das Glasgemälde Lukas Zeiner zu (Knoepfli, 1950, S. 144). Schneider hält diese Zuweisung zwar für diskutierbar, weist aber richtigerweise auf die aus dem Werk Zeiners bekannte Rahmenarchitektur (vgl. dessen Standesscheiben für den Tagsatzungssaal in Baden) sowie auf die Ähnlichkeit der Schildhalterin zu entsprechenden Figuren auf Glasgemälden des Zürcher Glasmalers hin (Schneider, 1954, S. 142). Eine in Kleidung und Haltung fast identische Frauenfigur erscheint auf der Scheibe Eberler, die sich seit 2003 im J. Paul Getty Museum in Los Angeles befindet (Inv. Nr. 23). Diese wurde als Stiftung des Mathis Eberler aus Basel interpretiert und trotz den festgestellten Bezügen zu Zeiners Werk einer Basler oder Stuttgarter Werkstatt zugewiesen (Giesicke, 2002, S. 11, 14–18). Jedoch kann die Stiftung ebenso gut von Niklaus Eberler gen. Grünenzweig (†1531) stammen. Dieser war von 1501–1504 Schultheiss in Baden (vgl. Burckhardt, 1905, S. 268), womit ein direkter Bezug zu Zeiners Tätigkeit um 1500 für den dortigen Tagsatzungssaal besteht. Sehr ähnliche Schildhalterinnen finden sich ausserdem auf der Scheibe Wiederkehr aus dem Jahr 1500, auf der Scheibe der Grafen von Sulz (beide im Schweizerischen Nationalmuseum; Schneider, 1971, Bd. 1, Nr. 43, 54), auf der Scheibe Hallwil von 1504 (Wörlitz, Gotisches Haus; Ruoss/Giesicke, 2012, S. 382–383) sowie auf den wohl zusammengehörenden Wappenscheiben des Hans von Rümlang (1501) und Martin von Randegg (1502) (Schweizerisches Nationalmuseum; Schneider, 1971, Bd. 1, Nr. 65, 71). Demnach ist auch die vorliegende Wappenscheibe Muntprat um 1500 zu datieren und der Werkstatt Lukas Zeiners zuzuweisen.
Im Katalog der Sammlung und des Nachlasses von Richard Sichler, Schloss Bürgeln, Schwarzwald, ist eine Kopie dieser Scheibe abgebildet (Sammlung und Nachlass Sichler, 1957,Tafel 49). Die Kopie misst 34 x 26 cm. Das Gewand der Frau ist dort rot, und eine Inschrift nennt das Datum: “Anno domini 1498”.
Die Scheibe wird genannt in:
Knoepfli, 1950, S. 144.
Schneider, 1954, S. 142.
Regierungsrat des Kantons Thurgau, Protokoll, 22. November 1948 (Staatsarchiv Thurgau, Sign. 3'00'374).
Früh, 2001, S. 47.