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TG_49: Bildscheibe Peter Hirzel, Salomon Hirzel und Hans Konrad Heidegger mit dem jungen Tobias beim Abschied von seinen Eltern
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_49)

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Titre

Bildscheibe Peter Hirzel, Salomon Hirzel und Hans Konrad Heidegger mit dem jungen Tobias beim Abschied von seinen Eltern

Type d'objet
Artiste
Murer, Christoph · Entwurf zugeschr.
Murer, Josias · zugeschr.
Datation
1610

Iconographie

Description

Oberhalb der in ovalen Kartuschen gefassten drei Vollwappen der Stifter ist in der Bildmitte Tobias beim Abschied von seinen Eltern dargestellt (Tob 5, 17–22). Tobias in roter Kleidung wendet sich seinem sitzenden Vater und seiner daneben stehenden Mutter zu, während zu seinen Füssen der Hund spielt, der ihm auf die Reise folgen wird. Rechts von Tobias weist sein Begleiter, der Erzengel Raphael, in die Ferne, wo eine Flusslandschaft zu sehen ist. Zwei Doppelstützen tragen einen roten Bogen, dessen gelbe Scheitelkartusche die Bildlegende enthält. Zu beiden Seiten davon sitzt je ein Putto mit einer Vase.

Code Iconclass
46A122(HEIDEGGER) · armoiries, héraldique (HEIDEGGER)
46A122(HIRZEL) · armoiries, héraldique (HIRZEL)
71T53 · les adieux de Tobie à ses parents; Anna pleure le départ de son fils
Mot-clés Iconclass
Héraldique

Wappen Hirzel, Peter: In Blau auf goldenem Schildfuss ein ruhender roter Hirsch in silbernem Zelt; Helm: blau mit goldenen Spangen: Helmdecke: blau und silbern (rechts), rot und silbern (links); Helmzier: über silbern-rotem Wulst ein wachsender roter Hirsch.
Wappen Heidegger, Hans Konrad: In Gold golden geschäfteter silberner Pfeil, überdeckt von zwei gekreuzten schwarzen Dreschflegeln; Helm: blau; Helmdecke: golden und schwarz; Helmzier: ein wachsender Frauenrumpf in von Gold und Schwarz geteiltem Wams.
Wappen Hirzel, Salomon: In Blau auf goldenem Schildfuss ein ruhender roter Hirsch in silbernem Zelt; Helm: blau mit goldenen Spangen: Helmdecke: rot und silbern (rechts), blau und silbern (links); Helmzier: über silbern-rotem Wulst ein wachsender roter Hirsch.

Inscription

Petter [H]ÿrtzel // Hans Ců[n]rad H[e]idegger // Salom[o]n Hÿrtzel 1610.
Schickt druff sÿn Son ins Meederland / Ein Engel er zum gferten fand / zů Babelo sÿm nechsten fründ / [da]s er im sglichen gelt abkünd.

Signature

keine

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Einige neue Ergänzungen im Scheibenoberteil; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

1905 von Georg Röttinger, Zürich, restauriert (A. Knoepfli, Karteikarten “Scheiben nach OrtenTG” im Staatsarchiv Thurgau).

Technique

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und EIsenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe; rückseitig auf zwei Gläsern die eingeritzte Brandmarke “2”.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Der aus Zürich gebürtige Peter Hirzel (1554–1613), Sohn des Peter und der Barbara Stoll, war 1576 Zünfter zu Saffran. 1579 trat er in die Schmidenzunft ein, wurde 1602 Zwölfer im Grossen Rat und 1611 Landvogt zu Eglisau. 1576 heiratete er Regula Heidegger (1558–1613), Tochter des David und der Elisabeth Wüest (Keller-Escher, 1899, Hirzel, Tafel I, XIII; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, 4/1927, S. 231). Als Stifter vorliegender Scheibe käme allenfalls auch sein Sohn Peter (1581–1619) in Frage. Dieser war 1604 Zünfter zu Schmiden und 1615 Zunftmeister sowie seit 1604 mit Veronika Schmid aus Stein am Rhein verheiratet.
Der zweite Stifter, Salomon Hirzel (1580–1652, Zürich) war der Onkel Peters und der Sohn Salomons und der Regula Rollenbutz. In erster Ehe war er seit 1595 mit Elisabeth Keller, Tochter des Felix, Ratsherrn, und in zweiter Ehe seit 1627 mit Küngolt Meyer von Knonau, Tochter des Bernhard, Junkers, und Witwe des Hans Ulrich Wolf, verheiratet. Als Tuchhändler und Grosskaufmann führte er zunächst mit grossem Erfolg das väterliche Geschäft weiter, ehe er es 1620 seinen Nachkommen übertrug. Seine politische Karriere startete er 1609 im Grossen Rat Zürichs als Vertreter der Saffranzunft, der er 1612–1637 als Zunftmeister vorstand. Zusätzlich wirkte er ab 1621 als Statthalter, 1625 als Baumeister, ab 1627 als Seckelmeister, 1628 als Reichsvogt und 1613–1629 als Vogt von Rümlang. 1637 wurde er schliesslich zum Bürgermeister von Zürich ernannt (Lassner, 2007, S. 383). Von Salomon Hirzel und seiner ersten Ehefrau Elisabeth Keller befand sich eine Allianzscheibe aus dem Jahr 1621 auf der Auktion Stuker 1954 (Galerie Stuker, 1954, Nr. 17, T. 1).
Hans Konrad Heidegger (1569 Zürich–1652 Uster) war der Sohn des Hans Jakob, Zünfters zur Saffran, und der Barbara Eberhard. In erster Ehe heiratete er 1597 Elisabeth Maag, Tochter des Beat, Grossrats der Schuhmacher, sowie in zweiter seit 1615 mit Katharina Hagenbuch, Tochter des Baders Hans Jakob von Bonstetten. Heidegger übte den Goldschmiedeberuf aus. 1611 übernahm er als oberster Salzdiener sein erstes politisches Amt. Als Mitglied der Kämbelzunft wurde er 1623 in den Zürcher Grossen Rat gewählt, ein Jahr später sass er als Zunftmeister der Kämbel im Kleinen Rat. Diese Stellung behielt er bis zu seinem Tod, obschon er sich 1645 aus Altersgründen nach Uster zu seinem Schwiegersohn Felix Balber, der dort Dekan war, zurückzog. Ab 1627 gehörte er als Statthalter dem engsten Regierungskreis Zürichs an. Daneben übte er noch weitere politische Ämter aus. So war er 1627–1633 Vogt von Wipkingen, 1634–1646 Obervogt des Neuamts, 1630 Stiftspfleger und 1637 Kornmeister (Lassner, 2007, S. 196).

Das Historische Museum des Kantons Thurgau besitzt zwei Bildscheiben von 1610, wovon die eine die Erblindung des alten Tobias (TG_52) und die andere Tobias beim Abschied von seinen Eltern (TG_49) darstellt. Salomon Hirzel, einer der Auftraggeber des vorliegenden Glasgemäldes, heiratete im Jahr 1627 die Witwe des Hans Ulrich Wolf, der 1610 zusammen mit Hans Jakob Gessner die andere der beiden genannten Scheiben bestellt hatte (TG_52). Die drei Stifter der vorliegenden Scheibe sowie die zwei Stifter der zugehörigen Scheibe waren alle Zunftmeister und damit auch Mitglieder des Grossen Rates von Zürich. Die beiden Scheiben werden 1610 demnach an den gleichen unbekannten Ort gestiftet worden sein. Dafür spricht auch, dass sie auf einer umfangreichen, von Christoph Murer gegen 1600 in Zürich geschaffenen Serie von Rissen zur Tobias-Geschichte beruhen. Sechs davon haben sich im Kunsthaus Zürich erhalten (Vignau-Wilberg, 1982, S. 30f.) und ein weiterer, derjenige mit der Erblindung des alten Tobias, gelangte über die Sammlung Wyss aus Bern ins British Museum in London (Inv.Nr. 1899,0120.35; britishmuseum.collection.org). Es ist durchaus möglich, dass die beiden Glasgemälde von 1610 in Frauenfeld ursprünglich zu einem umfangreicheren, nach den Vorlagen Murers gestalteten Tobias-Zyklus für Zürcher Zunftmeister und Grossräte gehörten. Bei den beiden im Historischen Museum befindlichen Scheiben dürfte es sich um Arbeiten aus Murers Zürcher Werkstatt handeln, wobei als ausführende Hand wohl eher Josias denn Christoph Murer in Frage kommt.

Murers Entwurfsserie wurde im frühen 17. Jahrhundert mehrmals von Glasmalern kopiert. Einer von ihnen war Lorenz Lingg (1582–1639). Von ihm gibt es in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe insgesamt elf auf Murers Tobias-Folge basierende Entwürfe von 1607, darunter auch die Blätter mit der Erblindung des alten Tobias und dem Abschied des jungen Tobias (Mensger 2012, Bd. 1, Nrn. 420–430, insbesondere Nrn. 421, 428 [das letztere Blatt von Mensger irrtümlicherweise nicht als Abschied, sondern als Rückkehr des Tobias bezeichnet]). Linggs Serie wird im Museum von Karlsruhe zudem durch drei weitere Kopien ergänzt, die vermutlich nach 1607 in dessen Strassburger Werkstatt von unbekannter Hand gezeichnet wurden (Mensger, 2012, Bd. 2, Nrn. 920–922). Darüber hinaus besitzt das Victoria and Albert Museum in London zehn auf Murers Folge beruhende Scheiben (C560-1921–C569-1921; collections.vam.ac.uk), die im frühen 17. Jahrhundert gleichfalls in der Strassburger Lingg-Werkstatt entstanden sein dürften (Mensger, 2012, Bd. 1, Nr. 420). Zwei davon bringen wie die Glasgemälde in Frauenfeld die Erblindung des alten Tobias (C561_1921) und den Abschied des jungen Tobias (C563_1921) zur Darstellung.
Christoph Murer entwarf noch mehrere andere Tobias-Folgen. Dies zeigt dessen in der Staatlichen Graphischen Sammlung in München aufbewahrter Riss von 1589 mit der Erblindung des Tobias in einer alternativen Gestaltung (Inv. 40777; vgl. Mensger, 2012; Hasler, 1996/97, Bd. 2, Kat.-Nrn. 584, 585; Vignau-Wilberg, 1982, S. 26, 30f.).
Auch die 1612 von Salomon Keller für Hans Jakob von Schönau geschaffene Scheibe mit Tobias und Sara im Historischen Museum Thurgau (TG_32) beruht auf einem Entwurf Christoph Murers.

Die Scheibe wird genannt in:
Ausstellung von Glasgemälden aus dem Nachlasse des Dichters Johann Martin Usteri aus Schloss Gröditzberg in Schlesien zurückerworben im April 1894 (1894). Zürich: Ulrich & Co. im Berichtshaus, Nr. 78 (Werkstatt Murer).
Früh, 2001, S. 96.

Datation
1610
Localisation d'origine
Lieu de production
Propriétaire

Seit 1955 Historisches Museum Thurgau

Propriétaire précédent·e

Sammlung Johann Martin Usteri, Zürich · Bis 1955 Sammlung Bachmann, Frauenfeld

Numéro d'inventaire
T 6463

Bibliographie et sources

Bibliographie

Ausstellung von Glasgemälden aus dem Nachlasse des Dichters Johann Martin Usteri aus Schloss Gröditzberg in Schlesien zurückerworben im April 1894 (1894). Zürich: Ulrich & Co. im Berichtshaus.

britishmuseum.collection.org. Riss mit Erblindung des Tobias im British Museum London, Inv. 1899,0120.35. Abgerufen von http://www.britishmuseum.org/research/collection_online/collection_object_details.aspx?objectId=713831&partId=1&museumno=1899,0120.35&page=1

collections.vam.ac.uk. Wappenscheibe mit Erblindung des Tobias im Victoria & Albert Museum London, Inv.-Nr. C 561-1921. Abgerufen von http://collections.vam.ac.uk/item/O66706/tobit-blinded-by-the-swallows-panel-lingg-lorenz/

Früh, M. (2001). Führer durch das Historische Museum des Kantons Thurgau (2. Auflage 2001). Frauenfeld.

Galerie Jürg Stuker Bern (1954). Auktionskatalog XXXVIII, 24./25. November 1954.

Hasler, R. (1996/97). Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2 Bde., Bern: Stämpfli Verlag AG.

Keller-Escher, C. (1899). Die Familie Hirzel von Zürich. Genealogie und geschichtliche Übersicht. (Manuskript). Leipzig.

Lassner, M. (2007). Hirzel, Salomon. Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Abgerufen von http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D18059.php.

Lassner, M. (2007). Heidegger, Hans Conrad. Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). Abgerufen von http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D18150.php.

Mensger, A. (2012). Die Scheibenrisse der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. 2 Bde., Köln/Weimar/Wien: Böhlau.

Vignau-Wilberg, T. (1982). Christoph Murer und die “XL. EMBLEMATA MISCELLA NOVA”. Bern: Benteli Verlag.

Références à d'autres images

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 6177

Informations sur l'image

Nom de l'image
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_49
Crédits photographiques
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Fribourg)
Date de la photographie
2018
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Propriétaire

Seit 1955 Historisches Museum Thurgau

Inventaire

Numéro de référence
TG_49
Auteur·e et date de la notice
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020

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