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Dieses Glasfenster stammt aus einer luxuriösen Jugendstilvilla im Bergdorf Engi (Kt. Glarus). Das Haus wurde 1898 vom wohlhabenden Industriellen Jakob Schuler-Brunner (1845–1922) für seine Tochter Rahel erbaut. Dieser führte eine Druckerei in Glarus und eine grosse Spinn- und Weberei in Mels SG, ab 1896 konzentrierte er sich ausschliesslich auf die Textilindustrie in Mels.
Rahel war das einzige Kind von Jakob Schuler und seiner Frau Rosina Brunner (1852–1919). Sie heiratete im Mai 1898, mit knapp 21 Jahren, Alfred Leonhard Blumer, den Sohn des ebenfalls in der Textilindustrie tätigen Leonhard Blumer. Dieser hatte 1864 die heute noch unter dem Namen WESETA bekannte Weberei Sernfthal in Engi gegründet.
Die prächtige Villa in Engi war das Hochzeitsgeschenk des Brautvaters an das junge Paar und muss damals im bescheidenen und kleinen Dorf Engi einen sehr prunkvollen Eindruck gemacht haben.
Das Fenster war im Südosten der Villa gegen den Garten an einer rundherum verglasten Veranda angebracht. Es zeigt ein junges Paar, das gemeinsam Früchte von einem Baum erntet: Der Mann steht auf einer Leiter und reicht die vom Baum gepflückten Früchte an die Frau weiter, die diese in ihrem weiten Gewand auffängt. Die Darstellung steht sinnbildlich für die Partnerschaft, die in gemeinsamer Arbeit Früchte hervorbringt.
Die südliche Landschaft sowie der antikisierende Stil der Kleidung – z. B. die phrygische Mütze – legen einen Zusammenhang zur griechischen Mythologie nahe: Die Göttin Gaia, die Urmutter der Erde, schenkte dem Brautpaar Zeus und Hera einen Baum voller goldener Äpfel als Symbole der Liebe und Fruchtbarkeit.
In den oberen Ecken befinden sich die Wappen der beiden Familien: rechts das Wappen der Familie Schuler, links der Familie Blumer. Zwischen ihnen ist das Wappen des Kantons Glarus mit dem heiligen Fridolin dargestellt.
Entworfen und ausgeführt wurde das Glasgemälde vom Zürcher Jakob Georg Röttinger (1862–1913), Sohn des aus Nürnberg eingewanderten Glasmalers Johann Jakob Röttinger (1817–1877). Röttinger war einer der bekanntesten Glasmaler der Schweiz in der Zeit um 1900. Der Entwurf dieses Fensters – mit geänderten Familienwappen und ergänzten unteren Ecken – war in das Musterbuch der Werkstatt integriert und diente Röttinger als Präsentationsbeispiel für Kunden.
Rahel Schulers Ehemann Alfred Leonhard Blumer hatte die Firma seines Vaters übernommen und sie zunächst erfolgreich weitergeführt. Ende der 30er Jahre jedoch verlor das Ehepaar Blumer-Schuler praktisch allen Besitz, darunter auch die prächtige Villa in Engi.
Das Fenster wurde in den 1980er Jahren, nach einem erneuten Besitzerwechsel, ausgebaut.
Datation
1898
Date d'entrée
25 janvier 2013
Localisation d'origine
Propriétaire
Numéro d'inventaire
VMR 679