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Balthasar von Lütishofen entstammte einer ausgestorbenen, ratsfähigen Familie der Stadt Luzern. Bei wem er seine Wappenscheibe 1507 in Auftrag gab und wohin er sie damals stiftete, lässt sich nicht beantworten. Lehmann weist sie zwar dem Luzerner Glasmaler Balthasar von Heldbrun(n) zu. Von diesem Meister hat sich jedoch keine gesicherte Arbeit erhalten. Sollte der Stifter ein heimisches Atelier mit der Ausführung der Scheibe betraut haben, dann kann diese ebenso gut das Werk eines der anderen damaligen von Lehmann erwähnten, in ihrem Schaffen nicht näher greifbaren Luzerner Glasmaler sein.
Wie Zeiners Zyklus aus Baden befand sich die Scheibe vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 wurde die Chartreuse von Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) erworben, und zwar unter Einschluss der dortigen Scheibensammlung von Mülinens. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 dort wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gemahl Albert von Parpart (1813–1869) nahe der Chartreuse hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übenommenen Glasgemälden könnte die Lütishofen-Scheibe gehört haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Beim Tode der Adele von Bonstetten war sie jedenfalls in der Hünegg, wurde sie doch von deren Erben Franz von Parpart, dem Neffen Alberts, 1884 von dort nach Köln an die Auktion bei J. M. Heberle überführt, wo sie der Luzerner Kunsthändler und Goldschmied Johann Karl Bossard (1846–1914) für 660 Mark ersteigerte. In seinen Notizen zum Auktionskatalog von 1884 hat Bossard als Käufer lediglich "ich" vermerkt. Weil Albert Hafner die Scheibe in seiner Publikation von 1888/90 als im Besitz von (Jost) Meyer-am Rhyn (1834–1898) in Luzern erwähnt, ist aber davon auszugehen, dass sie Bossard 1884 für ihn erworben hat. Jost Meyer-am Rhyn war der Sohn des Kunstsammlers Jakob Meyer (1805–1877) von Luzern, dessen Familie aufgrund ihres dortigen Wohnsitzes als "Meyer zum Grundhof" bekannt ist. Jost Meyer-am Rhyn selbst war Kunstmaler, Kenner und Sammler schweizerischer Altertümer sowie Mitbegründer der schweizerischen Gesellschaft für die Erhaltung historischer Kunstdenkmäler, in deren Auftrag Bossard 1884 in Köln zwei Glasgemälde angekauft hat; vgl. PB_5, BS_115). Die Lütishofen-Wappenscheibe lässt sich bis 1954 bei der Familie Meyer im Luzerner Grundhof nachweisen und auch 1981 war sie noch in deren Besitz.
Die Wappenscheibe des Balthasar von Lütishofen ist durch zwei alte Fotos des Schweizerischen Nationalmuseums in Zürich bildlich dokumentiert. Zudem existiert davon eine neuzeitliche Kopie, die sich vormals im Besitz von Johann Karl Bossard befand und mit dessen Sammlung durch das Auktionshaus Helbing 1910 in Luzern versteigert wurde (Helbing, 1910, S. 17, Nr. 239). Eine Farbaufnahme davon ist im Nachlass von Sibyll Kummer-Rothenhäusler im Vitrocentre Romont.
Die Scheibe wird genannt in:
Heberle, 1884, S. 35, Nr. 495.
Bossard, 1884, Nr. 495.
Hafner, 1888–1890, S. 12f., Taf. XXXVII.
Lehmann, 1941, S. 10, Abb. 3.
Reinle, 1954, S. 277.
Hasler, 2023, S. 46, Nr. 17.
Datation
1507
Propriétaire précédent·e
Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktion Heberle, Köln · Vermutlich seit 1884 Jost Meyer-am Rhyn, Grundhof Luzern (über Johann Karl Bossard) und Nachkommen