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Die Schwarzach waren eine aus Schaffhausen gebürtige Patrizierfamilie, von deren Angehörigen viele in Konstanz ihren Wohnsitz hatten. Der Stifter der Scheibe und seine Frau sind schlecht dokumentiert, weiss man doch lediglich, dass Ursula von Breitenlandenberg, die im "Vischgrätli" ob Kreuzlingen wohnhafte Gemahlin des Hans Jakob von Schwarzach, 1584 als Witwe den Freisitz Thurberg bei Weinfelden in Besitz nahm (Trösch 2012, S. 265).
Hans Lehmann weist die Scheibe im Berliner Auktionskatalog Lepke's von 1930 Hans Balthasar Federlin aus Frauenfeld zu, der sich 1563 in Konstanz einbürgern liess. Von ihm gibt es mehrere signierte Arbeiten mit auffallenden Analogien dazu. Damit gemeint sind insbesondere ihre Architekturrahmungen, worin Putten ähnlich wie bei unserem Glasgemälde im fantasievoll gebildeten Rollwerk herumkrabbeln. Zudem sind die betreffenden Arbeiten auch im Schriftcharakter gut vergleichbar. Als Beispiele genannt seien die Bildscheibe des Niklaus Gall von 1566 im Historischen Museum Thurgau in Frauenfeld (Inv. T 3847; TG_298) und die Allianzscheibe von Liebenfels und Reichlin von Meldegg des Jahres 1574 im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich (Inv. LM 1321b / IN 1457; Schneider 1971, Bd. 1, S. 120, Nr. 346).
Die Beschreibung der Werknummer 14 in Schmidmer's Nürnberger Auktionskatalog von 1830 lässt keinen Zweifel daran, dass es sich dabei um vorliegende Arbeit handelt. Wem die damals in Nürnberg versteigerte grosse Scheibensammlung gehört hat, geht aus dem Katalog nicht hervor. Wie Zeiners Zyklus aus Baden (Nrn. 1–10) befand sich die Allianzwappenscheibe von 1561 danach vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 verkaufte dieser seine Residenz an Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844), und zwar unter Einschluss seiner dortigen Scheibensammlung. Von Mülinen könnte die vorliegende Scheibe demnach im Jahr vor dem Verkauf der Chartreuse in Nürnberg für sich erworben haben. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 in der Chartreuse wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gemahl Albert von Parpart (1813–1869) nahe ihrer vorherigen Residenz hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übernommenen Glasgemälden könnte die Scheibe von 1561 gezählt haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Beim Tode der Adele von Bonstetten war sie jedenfalls in der Hünegg, wurde sie doch von deren Erben Franz von Parpart, dem Neffen Alberts, 1884 von dort nach Köln an die Auktion bei J. M. Heberle überführt. Nach Johann Karl Bossards Angaben im Auktionskatalog Heberles wurde damals die Scheibe von Heinrich Vieweg (1826–1890) für 960 Mark angekauft. Vieweg, Verlagsbuchhändler und Inhaber des gleichnamigen Verlags, besass an seinem Wohnsitz, Schloss Wendhausen bei Braunschweig, eine Kunstsammlung. Sie ging 1890 an seine Frau und seine Tochter Helene (1868–1939) über, die 1891 Bernhard Tempelmann (1862–1919) heiratete und ihm so den Eintritt in den Verlag ebnete. 1930 kam Viewegs Sammlung unter dessen Tochter Helene Tempelmann auf die Auktion Lepke's in Berlin. Von wem damals daraus die Wappenscheibe des Hans Jakob von Schwarzach und dessen Gemahlin erworben wurde, ist nicht bekannt.
Die Scheibe wird genannt in:
Schmidmer, 1830, S. 4, Nr. 15.
Heberle, 1884, S. 36, Nr. 505.
Bossard, 1884, Nr. 505.
Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus Berlin, 1930, S. 74, Nr. 113, Taf. 80.
Hasler, 2023, S. 51, Nr. 41.
Datation
1561
Propriétaire précédent·e
1830 Auktion J. L. Schmidmer, Nürnberg · Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktionshaus Heberle, Köln · 1884–1930 Heinrich Vieweg und Nachkommen, Schloss Wendhausen, Braunschweig · 1930 Lepke's Auktionshaus, Berlin